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Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Salz der Erde: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Wolf
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behandelten. Sie spähte an der Hütte vorbei und entdeckte einen Verschlag an der Seitenwand. Darin lag ein abgemagerter Schäferhund, mit einer kurzen Kette an einem Pfosten festgebunden. Schwach hob er den Kopf und begrüßte sie mit einem Winseln.
    Isabelle kniff die Lippen zusammen. Die Tagelöhner konnten vermutlich kaum ihre Kinder ernähren – warum mussten sie sich einen Hund halten, wenn sie ihm nichts bieten konnten außer Hunger und Elend? Sie holte einen Kalbsknochen aus ihrem Beutel und wickelte ihn aus dem Tuch. »Schau mal, mein Guter, was ich hier für dich habe.« Sie warf den Knochen in den Verschlag. Sabbernd machte sich der Hund darüber her.
    Isabelle bemerkte eine Bewegung in den Augenwinkeln und wandte sich um. Ein schmutziger Mann in einem speckigen Lederwams war aus der Hütte getreten und blickte sie mit finsterer Miene an.
    »Was wollt Ihr?«, fragte er.
    »Ich bin wegen des Hundes hier.«
    »Ja, und?«
    »Es ist eine Schande, wie ihr ihn behandelt! Wann hat er das letzte Mal etwas zu fressen bekommen?«
    »Was geht es Euch an?«
    Langsam kam der Tagelöhner näher. Eine alte Narbe verunzierte seinen nackten Oberarm. Ein Brandmal, dachte Isabelle. Der Mann war ein verurteilter Verbrecher.
    »Seid Ihr nicht die Schwester dieses Kaufmanns? Was mischt Ihr Euch in meine Angelegenheiten ein?«
    Isabelle war entschlossen, ihre Furcht nicht zu zeigen, was ihr nicht leichtfiel. Hier, im Gassengewirr am Rande der Unterstadt, ließen sich nur selten Stadtbüttel blicken. Wenn der Mann sie bedrohte, wäre sie auf sich allein gestellt. »Ich möchte dir den Hund abkaufen. Ich gebe dir drei Sous.«
    »Er ist nicht zu verkaufen.«
    »Also gut. Vier.«
    »Sag mal, hörst du schlecht? Er ist nicht zu verkaufen! Und jetzt verschwinde!«
    Isabelle wich zurück, als der Mann einen Schritt auf sie zumachte. »Ich gehe erst, wenn du mir den Hund überlässt.«
    »Du glaubst wohl, du kannst dir alles erlauben, bloß weil du ein Püppchen aus gutem Hause bist, was? Höchste Zeit, dass dir einer eine Lektion erteilt.«
    Die verschwitzte Hand des Mannes schnellte vor und schloss sich um ihren Oberarm. Der Griff war so unnachgiebig wie eine Stahlklammer, doch Isabelle war mit einem älteren Bruder aufgewachsen und wusste sich zu wehren. Ohne zu zögern, trat sie dem Mann gegen das Schienbein und befreite sich, als er vor Schmerz aufkeuchte.
    »Na warte, du Luder …«
    Sie schlug ihm ihren Beutel ins Gesicht und wollte davonlaufen. Er stellte ihr jedoch ein Bein, sodass sie stolperte und gegen den Verschlag prallte. Der Hund fing an zu bellen.
    Am Eingang der Gasse erschien Michel. Während sie sich aufrappelte, fragte sie sich verwirrt, ob sie ein Trugbild vor sich sah, ein Hirngespinst, hervorgerufen durch Hitze und Furcht. Nein, er war es wirklich. Mit gezücktem Messer kam er zu ihr gelaufen.
    »Rühr sie nicht an!«, schrie er, woraufhin der Tagelöhner zurückwich und dabei seine leeren Handflächen hochhielt.
    »Sie wollte mich bestehlen«, schnarrte er. »Ich schütze nur mein Eigentum.«
    Isabelle ergriff Michels Hand und kam auf die Füße.
    »Lass uns gehen.«
    »Zuerst muss ich den Hund holen.«
    »Was?«, fragte Michel verständnislos.
    »Hab ich doch gesagt«, rief der Tagelöhner. »Beklauen will mich das Miststück!«
    »Zum letzten Mal, ich will dir den Hund abkaufen, du von allen Dämonen der Dummheit verfluchter Armleuchter!«, fuhr Isabelle ihn an, warf die Silbermünzen in den Straßenstaub und öffnete den Verschlag.
    »Aber das sind ja vier Sous!«, sagte Michel.
    »Bin ich nicht großzügig?«, erwiderte Isabelle, während sie die Kette löste. »Dabei hätte dieser Bastard allenfalls einen Tritt in seinen hässlichen Hintern verdient.«
    Der Lärm hatte die Nachbarn des Tagelöhners aus ihren Hütten gelockt. Gut zwei Dutzend Männer, Frauen und Kinder standen im Schatten und beobachteten grinsend das Schauspiel, das sich ihnen darbot.
    »Die Kleine hat’s dir ganz schön gezeigt, was, Gilles?«, rief einer.
    »Vier Sous sind ein stolzer Preis für einen Straßenköter. So viel Glück hätt’ ich auch mal gern.«
    »Na, jetzt nimm schon das Geld. So viel verdienst du in drei Wochen nicht.«
    Der Tagelöhner klaubte die Münzen auf und spuckte aus, bevor er in seiner Hütte verschwand und die Tür zuwarf, begleitet vom Gelächter seiner Nachbarn.
    Der Hund knurrte, doch dann fasste er Vertrauen zu Isabelle und ließ sich aus dem Verschlag führen.
    Wachsam behielt Michel die Leute im

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