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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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Ihrer
Tochter einfach abgehauen ist und sich ins Ausland abgesetzt hat?“ fügte er mit
dem freundlichsten Lächeln des Nordens abschließend hinzu.
    „Das
ist ja absurd. Bitte, ich möchte umgehend mit Ihrem Vorgesetzten sprechen. Mit
diesem Mann aus Kiel“, forderte Frau Wegner, ohne auf die Äußerungen des
diensthabenden Schmitzen weiter einzugehen.
    Dass
das Zeit bräuchte, dass das nicht so einfach ginge, dass man noch diese Woche
abwarten solle, um nichts zu überstürzen - legte Schmitzen dar. Denn er tue ja
sein Bestes, und die Erfahrung zeige freilich bisweilen dieses und jenes und
manches, und dass in den meisten Fällen mit einem positiven Ausgang zu rechnen
sei.
    Frau
Wegner, nun erst recht ungehalten und außer Kontrolle geratend, erwiderte:
„Hören Sie mir bitte gut zu, Herr Polizist: Mich interessieren Ihre Fälle und
Erfahrungen nicht. Für mich ist das mein erster Fall, und ich bin zum ersten
Mal in solch einer Situation, und ich weiß, ich habe das Recht, korrekte
polizeiliche Hilfe und Unterstützung zu verlangen. Und ich sage Ihnen noch
etwas: Ich befürchte, dass Sie hier ganz und gar nicht befähigt sind meinen Fall
zu bearbeiten. Und wie sollten Sie auch - mit diesem Telefon da?“
    Schmitzen
versuchte sie zu beruhigen und versprach sofort „mit diesem Telefon da“ in
ihrem Beisein die Kollegen in Itzehoe zu verständigen, die dann wiederum das
Landeskriminalamt in Kiel zu unterrichten hätten. Es täte ihm alles, wenn nicht
direkt persönlich, dagegen menschlich gesehen, sehr leid. Immerhin müsse er ja
ebenfalls Dienstwege einhalten, Sachverhalte dokumentieren und selektieren, mit
Tätern und Opfern diskutieren. Frau Wegner möge bitte die Ankunft der Beamten
abwarten und sollte doch versuchen sich bei dem herrlichen Urlaubswetter ein
wenig zu entspannen. Sie werde unter allen Umständen über jeden Vorgang
rechtzeitig und genauestens in Kenntnis gesetzt.
    „Ich
würde Sie ja gern ein Stück zu Ihrem Hotel begleiten, Frau Wegner, aber wie Sie
sehen, bin ich allein im Revier. Ein ehrenamtlicher Helfer ist auf Streife. Tut
mir leid. Sie finden ja den Weg.“
    Das
Verschwinden Manfred Wegners und der gemeinsamen Tochter Gabriele zog also bundesweite
Ermittlungen nach sich. Vom Ersten Kommissariat in München nach Sankt
Peter-Ording, von dort über Itzehoe zum LKA in Kiel. Doch noch immer, es war
fast eine Woche vergangen, gab es keine Spur von den beiden Vermissten.
    Der Mensch
benötigt täglich mindestens 3 bis 6 g und höchstens 16 bis 20 g Speisesalz. Dadurch
errechnet sich ein Jahresverbrauch von 1,8 bis 6,4 kg.

11. Dämmerzustand
     
    Ich
war wieder eingeschlafen. Die Lampe neben mir auf dem Nachtschrank leuchtete
gleichgültig seit Stunden auf dieselbe Stelle, und draußen über dem Meer graute
der Morgen. Wie viele Tage ich bereits in diesem Zimmer dahindämmerte, wusste
ich nicht. Ich wusste auch nicht, wo sich meine Tochter aufhielt und was meine
Frau und mein Sohn machen werden, wenn sie keine Nachricht von uns erhalten.
Ich muss hier raus, irgendwie muss ich hier raus. Doch ich konnte mich ja nicht
einmal aus meinem Bett befreien.
    Ob
in dem durchsichtigen Plastikbeutel über mir außer der künstlichen Nährlösung
noch eine andere Substanz enthalten war, die mich andauernd im Dämmerzustand
hielt, lag sicher im Bereich des Möglichen.
    Und
wiederum das kaum hörbare Surren und Summen. Das Öffnen und Schließen. Abermals
Surren und jetzt wird unweigerlich die Tür aufgehen. Ja, die Tür ging auf.

12. Seid bereit! Immer bereit!
     
    „Thälmann-Pioniere!
Seid bereit!“
    „Immer
bereit!“ „Setzen . . .! Uli, Peter, Wolfgang und selbstverständlich, wie kann
es auch anders sein, Manfred - aufstehen! Wo sind eure Halstücher? Wenn ihr
nicht unverzüglich eure Halstücher von zuhause holt und ordnungsgemäß umbindet,
unterrichte ich euch nicht mehr. Habt ihr das verstanden? Die Ferien sind
vorüber, ihr seid wieder der Schule verantwortlich. Ich erachte es als eine
ungeheuerliche Frechheit, dass ihr die Errungenschaften unseres ersten
sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden nicht anerkennt
und seine demokratischen Gesetze nicht respektiert. Gerade du, Manfred,
solltest darauf achten, dass du dich nicht in den Klauen der imperialistischen
Kriegstreiber verfängst, wie es dein Vater getan hat. Ich schäme mich für euch
und spreche euch im Namen der ganzen Klasse und des unterrichtenden Lehrkörpers
einen strengen Tadel aus. Das trifft für jeden

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