Das Salz der Mörder
gehst, bevor du uns
hier überfallen kommst. Machst du nach wie vor das, was du willst?“ Darauf
konnte ich ihm nicht mehr antworten, denn Vroni öffnete die Wohnzimmertür.
Keiner hatte ihr Kommen bemerkt. Ich sprang vom Stuhl auf.
„Freddy?“
„Ja.“
Es
vergingen einige Sekunden. Dann kam sie langsam auf mich zu und umarmte mich.
Der Trennung Zeit
ist böse Zeit, doch wird sie drum verrinnen. Traun, wer nicht will von dannen gehn, der bringt sich
selbst ums Wiedersehn - all Leid hat seine Freude. (Theodor Fontane)
89. Pressekonferenz
Dr.
Schmid-Mertens, durch die Fuhlsbüttler Ereignisse zum Oberstaatsanwalt
avanciert, lud zu einer international beachteten Pressekonferenz in das
Berliner Filmtheater „Kosmos“ ein.
Dr.
SCHMID-MERTENS: Vier Wochen nach den grauenhaften Funden von Wusterwalde und
dem tragischen Tod von mehr als zweihundert scheinbar psychisch gestörten
Frauen, fühle ich mich verpflichtet an die Öffentlichkeit zu treten. Um keine
Spekulationen oder Gerüchte aufkommen zu lassen, habe ich Sie hier in
entkrampfter und zwangloser Atmosphäre zusammengerufen, um Ihnen Rede und
Antwort zu stehen - ein Art Zwischenbilanz über meine bisherige Arbeit zu
geben, sozusagen. Dass diese Pressekonferenz in gewisser Weise ein Novum
darstellt, erklärt sich allein aus dem außergewöhnlichen Stellenwert, den der
Entführungsfall Wegner sowie der Fall der Sekte Wusterwalde einnimmt. Denn es
ist keineswegs die Regel, während laufender Ermittlungen so freimütig an die
Öffentlichkeit zu treten. Das Bundesministerium der Justiz und der neue
Bundesinnenminister haben mich dafür jedoch autorisiert. Ich möchte an dieser
Stelle noch einmal ganz deutlich hervorheben, dass die Ermittlungen keineswegs
abgeschlossen sind. Dies freilich nur als Einleitung. Wie Sie sich denken
können, werde ich ausschließlich Fragen zu den eben genannten Themenbereichen
beantworten. Ich gebe keine Auskünfte über andere laufende Verfahren. Ich habe
die Dauer unserer Zusammenkunft auf zwei Stunden festgelegt. Das sollte für
eine detaillierte Berichterstattung ausreichend sein, glaube ich. Anschließend
steht für Sie, meine Damen und Herren, ein kaltes Büfett im Foyer bereit. Wie
Sie bemerken, bemühe ich mich ein charmanter Gastgeber zu sein. Ich hoffe, Sie
werden das in Ihren Medien an gegebener Stelle ausgiebig erwähnen. Spaß beiseite.
Meine Herrschaften, sie dürfen jetzt beginnen ihre Fragen zu stellen. Also,
bitte.
BERLINER
MORGENPOST: Herr Oberstaatsanwalt, warum haben Sie sich für Ihre
Pressekonferenz ausgerechnet Berlin ausgesucht. Die Tatorte befanden sich doch
in München, Hamburg und Schleswig-Holstein?
Dr.
SCHMID-MERTENS: Das ist sehr einfach zu begründen. Auch ich wollte ein kleines
Zeichen setzen. Und dafür ist Berlin, die alte beziehungsweise neue Hauptstadt
Deutschlands gerade der rechte Ort, finden Sie nicht? Ich bin mir ziemlich
sicher, meine bayrischen Kollegen sehen das genauso.
HAMBURGER
ABENDBLATT: Herr Oberstaatsanwalt, waren die finalen Rettungsschüsse in
Fuhlsbüttel, die Sie zu verantworten haben, nicht der auslösende Faktor für den
tragischen Massensuizid?
Dr.
SCHMID-MERTENS: Nein! Der Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg und
ich waren uns darüber einig, dass die bereitstehende Boing 747 niemals vom
Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel abheben durfte. Seit den frühen Abendstunden
wurde an der Erstürmung der Maschine gearbeitet. Insbesondere versuchten wir
die Hansen durch unsere Verzögerungstaktik mürbe zu machen, was uns ja
letztendlich gelungen ist. Sie beging einen folgenschweren Fehler und wir
hatten im Endeffekt die Chance das entsetzliche Geiseldrama zu beenden. Wir
konnten natürlich nicht davon ausgehen, dass Frau Hansen im Falle des
Scheiterns ihres Vorhabens ihren Leuten diesen Massensuizid befahl. Woher
sollten wir das wissen? Unsere Aufgabe bestand ausschließlich darin, die
Geiseln zu befreien und die Flugzeugbesatzung zu schützen.
ARD:
Herr Oberstaatsanwalt, von welchem folgenschweren Fehler der Hansen reden Sie
denn? Die vier finalen Rettungsschüsse waren doch nur reiner Zufall.
Dr.
SCHMID-MERTENS: Zufall oder nicht. Ich habe auf die Erstürmung der Maschine
hingearbeitet und die Beamten der GSG 9 verstanden meine eindeutigen
Anweisungen.
ARD:
Wie viele Menschenleben hat Ihre „Fuhlsbüttler Aktion“ genau gekostet?
Dr.
SCHMID-MERTENS: Durch den fürchterlichen Massenselbstmord starben
zweihundertsiebenundfünfzig Frauen. Die Hansen und zwei
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