Das Salz der Mörder
das zuständige Landeskriminalamt eingeschaltet,
nach acht Wochen das Bundeskriminalamt. Das hat schließlich die Möglichkeit,
über Interpol auch im Ausland nach Vermissten suchen zu lassen.
Wäre
zum Beispiel damals Anzeige gegen Herrn Wegner erhoben worden - er hielt oder
hält sich vermutlich in Österreich auf -, sähe der Dienstweg selbstverständlich
anders aus. Die Staatsanwaltschaft muss ein Rechtshilfeersuchen beim
Justizministerium beantragen. Wird es dort genehmigt, führt der Weg zum
Außenministerium. Jetzt wandert das Dokument über die Grenzen. Von unserem
Außenministerium zum Außenministerium des betreffenden Landes. Und dort gibt es
ebenso ein Justizministerium, das dann endlich der Staatsanwaltschaft vor Ort
unser Rechtshilfeersuchen unterbreitet. Wie dem auch sei, all das ist nicht
geschehen. Im Gegenteil: Ein Oberinspektor des LKA Kiel spielt Wild West in
Österreich. Das hätte sich beinahe zu einem politischen Konflikt zwischen
unseren Ländern ausgeweitet. Erschwerend kam hinzu, dass einige Hinweise sehr
dilettantisch verfolgt worden sind. Speziell die Theorie, die Herrn Wegner
nicht als Täter, sondern als Opfer darstellt, worauf seine Frau ausdrücklich
und bei jeder sich ergebenden Gelegenheit hinweist.
ZDF:
Was ist mit den verantwortlichen Beamten geschehen?
SCHMID-MERTENS:
Das ist mir nicht bekannt. Zurzeit kann ich das selbst nicht eruieren. Ich
werde jedenfalls nach Abschluss meiner Ermittlungen die betreffenden Kollegen
zur Rechenschaft ziehen.
ZDF:
Dennoch meinte die Anwältin der Familie Wegner, was sie in den Akten gefunden
habe, sei, ich zitiere wörtlich „mit den durchschnittlichen Fähigkeiten eines
Juristen nicht mehr vereinbar“.
SCHMID-MERTENS:
Sehen Sie, Frau Doktor von Bentheim und ich sind gewissermaßen zur gleichen
Zeit mit diesem Verfahren betraut worden. Man kann somit theoretisch sagen, wir
hatten gleichzeitig Akteneinsicht. Wir arbeiten eng miteinander zusammen. Ich
schätze Frau von Bentheim als eine hochqualifizierte Kollegin und sehe in Ihrer
Fragestellung einfach eine persönliche Diffamierung, die von Leuten ausgeht,
die mit diesem Fall nicht das Geringste zu tun haben.
ZDF:
Ich bitte Sie, Herr Staatsanwalt, es geht hier doch nicht um Persönliches.
Kontroversen gibt es neuerdings sogar über die dubiosen Alpenbilder. Halten Sie
diese drei Fotografien, die durch mysteriöse Kanäle an die Öffentlichkeit
gelangten und für allerhand Aufregung sorgten, für Fälschungen?
SCHMID-MERTENS:
Ich möchte darüber nicht spekulieren. Die Bilder werden derzeit von unseren
Experten genauestens untersucht, und ich habe auf das Ergebnis zu warten.
ZDF:
Tatsache ist doch aber, dass es auch am Ende Ihrer Ermittlungen eine stattliche
Reihe von Ungereimtheiten gibt.
SCHMID-MERTENS:
Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich verwahre mich hiermit in aller
Schärfe gegen Ihre grotesken Äußerungen und unhaltbaren Vorwürfe. Wenn Sie
diese Unterhaltung fortsetzen möchten, sehr geehrter Herr, fordere ich Sie auf,
sich eingehender mit dem Sachverhalt zu befassen. Wie ich aus der
eigentümlichen Führung Ihres Interviews ersehe, sollten Sie Ihrer
journalistischen Aufgabe angemessener Folgeleisten. Anscheinend sind Sie nicht
einmal in der Lage, richtig zu zuhören. Um es verständlicher auszudrücken: Der
Entführungsfall Wegner ist keineswegs abgeschlossen. Bis heute haben wir weder
einen Tatverdächtigen, noch haben wir Anklage erhoben, geschweige denn einen
Angeklagten. Ich weiß also nicht, was ihre vagen Andeutungen implizieren.
Dieser Fall ist ein Offizialdelikt und muss schon von Amtswegen verfolgt
werden, ob nun der Wegner angezeigt wurde oder nicht. Und aus Gründen der
Sicherheit aller Beteiligten, möchte ich keine weiteren Erläuterungen mehr über
die laufenden Ermittlungen abgeben. Aber ich darf Ihnen verraten, dass es neue
Erkenntnisse gibt. Ich bin mir sehr sicher, Frau von Bentheim wird Ihnen die
gleichen Auskünfte geben können. Ich werde dieses Gespräch jetzt beenden. Das
ist unter meinem Niveau. Ich vermute, Ihre Zuschauer empfinden das ebenso. Auf
Wiedersehen.
ZDF:
Auf Wiedersehen . . .? Ja, meine lieben Zuschauer, da geht er hin, unser lieber
Herr Staatsanwalt. Wieso diese übertriebene Nervosität? Im Moment haben wir uns
mit Kraftausdrücken und Ungereimtheiten zu begnügen. Soll das unser Publikum so
widerspruchslos hinnehmen?
Dann was sollen
alle speisen, dabey nicht Saltz ist? Wem seind alle kostliche trachten mit
Arabischer vnd
Weitere Kostenlose Bücher