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Das Salz der Mörder

Das Salz der Mörder

Titel: Das Salz der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Otto Stock
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wer ‚wir‘ ist. Dass Franz solch eine
Sache nicht alleine durchziehen kann – vorausgesetzt, sie stimmt -, war mir
natürlich sofort klar. Dafür ist er zu feige, das weiß ich. Wie sagt man so
schön: Das ist eine Nummer zu groß für dich, Franz. Also, muss unser Franz,
wenn er tatsächlich die Wahrheit sagt, logischerweise ein hohes Tier bei den
Bullen kennen, das ihn im Ernstfall schützt.“
    „Vroni,
bei allem Respekt, dein Bub ist ein außergewöhnlich gescheiter Bub. Alle
Achtung, Hut ab.“
    „Das
hat er von seinem Vater. Da kannst du nicht mithalten, denn du spielst ja, wie
allzeit, für irgendjemanden bloß den Handlanger oder Laufburschen, weil du
selber viel zu dumm bist, mein lieber Franz. Ich bedanke mich für deinen lieben
Besuch und glaube, du solltest jetzt schnell verschwinden, bevor ich die
Polizei rufe.“
    „Gewiss
werde ich verschwinden, meine liebe Vroni. Allerdings habe ich euch noch
folgendes mitzuteilen, damit ihr euch keinen falschen Illusionen hingebt: Wir
spielen hier nicht ‚Räuber und Gendarm‘, ihr Lieben. Wir meinen es ernst. Wenn
ihr der Polizei oder sonst jemandem von unserer netten Unterhaltung berichtet,
müssten wir uns bedauerlicherweise an Danny halten. Versteht ihr, was ich
meine? Mein Partner spaßt nicht. Vroni, nun hör doch mal zu: Du könntest mit
uns ein Abkommen eingehen, eine mündliche Vereinbarung von beiderseitigem
Nutzen. Das ist keine Erpressung. Das ist eine Art Dienstleistung, versteht du,
ein Service. Wir besorgen dir das, was du haben willst, und du bezahlst dafür.
Ein ganz einfaches Bündnis. Ja, so etwas wie ein Bündnis.“
    „Bündnisse
schließt man nur zum Zwecke eines Krieges.“
    „Wenn
du meinst, dann ist es eben ein Krieg. Mir ist es scheißegal, wie du das
nennst. Denkt darüber nach, ihr beiden, aber viel Zeit lasse ich euch nicht.
Ich melde mich wieder. Habt ihr mich verstanden? Ich melde mich sehr bald wieder
und werde das Geld abholen, meine Lieben. Pfüet euch.“

50. Der erste Tag in Ghana
     
    Die
glühende Morgensonne zwängte sich erbarmungslos durch das schmutzige Fenster
und stach schmerzend in meine verschlafenen Augen. Der monoton rotierende Deckenventilator
krachte bei jeder einzelnen Umdrehung. Er musizierte sein windiges Frühkonzert.
Zwar um einiges leiser als der musikalisch begnadete Ventilator, aber ebenso
unermüdlich, tropfte von irgendwoher ein Wasserhahn. Die exakt programmierten
Synkopen des Rotorsounds von oben und dem wässerigen Tropfen von der Seite
waren erstaunlich.
    Steven
und ich erwachten fast gleichzeitig. Erst jetzt öffnete ich meine verträumten
Lider zur vollen Weite. Doch die Weite, die ich erhoffte, zerbrach an der Enge
des Zimmers. Ich schwenkte meinen Blickwinkel von rechts - Steven sah mich
schmunzelnd an - nach links, wo ich den synkopisierenden Plastikhahn entdeckte.
Unter ihm hing ein einigermaßen zersprungenes Keramikbecken und darüber ein
erblindeter Spiegel. Den Rest des Raumes füllten unser Doppelbett und ein Tisch
mit zwei wackligen Metallstühlen aus. In einer Ecke stand ein leerer Papierkorb
aus geflochtenem Stroh. Kein Schrank, nicht einmal ein Haken an der Tür, wo man
gegebenenfalls etwas aufhängen könnte. Die Erbärmlichkeit unseres
Aufenthaltsortes hatte ich gestern Abend gar nicht bemerkt, denn ich fiel nach
unserer Ankunft sofort ins Bett – ich war vollkommen zerschlagen.
Wahrscheinlich übermannte mich die Müdigkeit nach dem strapaziösen Flug oder
die Klimaumstellung oder die vier Flaschen ghanaisches Bier vom Airport oder
alles zusammen.
    „Wie
hast du geschlafen, Freddy?“ grinste Steven. Ohne darauf einzugehen, fragte
ich: „Wo ist unser Gepäck?“
    „Unter
dem Bett.“
    Ich
stand auf und stolperte zum Fenster. Der Ausblick versöhnte mich mit der
Scheußlichkeit des Zimmers. Ich sah das blaue Meer, überall Palmen und einen
gelben Strand, den man sich nicht einmal im Traum erträumen kann. Ich hatte so
etwas noch nie zuvor gesehen. Es war einfach überwältigend. Vor Steven verbarg
ich meinen faszinierenden Eindruck allerdings.
    „Ich
vermute, das ist der Atlantische Ozean“, gähnte ich.
    „Ja,
das ist der Atlantik. Genauer gesagt, wir befinden uns am Golf von Guinea.“
Steven rekelte sich im Bett und verschränkte seine Arme hinter den Kopf.
    „Wie
heißt dieses verwahrloste Quartier eigentlich ?“
    „Riviera-Beach-Hotel.
Wieso, hast du Probleme damit?“
    „Nein.
Nicht direkt. Ich dachte nur, die Riviera befände sich am

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