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Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition)

Titel: Das Salz im See 1: Ein teuflischer Plan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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verschnaufend, dann erhob er sich mühselig. Erst jetzt spürte er den Schmerz in seinem Gesicht. Er tastete nach seinem linken Auge, dessen Sehfähigkeit aufgrund einer rasch zunehmenden Schwellung beeinträchtigt wurde. Er fühlte das Blut, das, vermengt mit dem Staub des Weges, an seinen Fingerkuppen wie feuchtklebrige Schmiere anhaftete. Noch immer quälte ihn nicht enden wollender Husten.
    Das Scheppern der sich plötzlich straffenden Waggonkupplungen ließ ihn zusammenfahren. Der Zug – er hatte ihn völlig vergessen! Ächzend setzten sich die Waggons Richtung Gleisharfe in Bewegung. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß der Kampf nur wenige Minuten gedauert haben konnte. Er drehte sich um, schaute zum Ende des Zuges. Vielleicht konnte er doch Blickkontakt zum Rangierer aufnehmen, ihn alarmieren. Das Ende des Zuges war noch weit entfernt, es würde dauern, bis er den Rangierer zu Gesicht bekäme. Während er erschöpft, von ständigem Husten gepeinigt, auf die langsam vorbeigleitenden Waggons schaute, kroch plötzlich ein bekanntes, alarmierendes Gefühl seinen Rücken hoch, wie er es zuletzt im Innern des Berges erlebt hatte. Dieses Gefühl bedeutete Gefahr! Im selben Moment wurde ihm bewußt, daß er einen tödlichen Fehler begangen hatte.
     
     

21. August, 21:15 Uhr Ortszeit; Block F16, Ramstein Air Base
    Cannon wollte gerade das Appartement verlassen, als das Telefon klingelte. ‚Verdammt, ausgerechnet jetzt! Bloß nicht wieder unvorhergesehener Besuch aus Alabama!‘ Mißmutig warf er die Eingangstür zurück ins Schloß und huschte an das im Flur stehende Telefon. Er bemühte sich um eine freundliche Tonlage. „Ja, bitte?“
    Es dauerte einen kurzen Augenblick, dann meldete sich Oberst Matthews: „Sind Sie‘s, Cannon?“
    „Ja, Sir.“
    „Gut, daß ich Sie erwische! Halten Sie sich morgen früh bereit! Oberst Bassett hat angerufen. Er fordert Sie und Sander an. Morgen früh, zehn Uhr CEST, meldet er sich nochmals, um Details Ihrer Reise festzulegen. Seien Sie rechtzeitig in meinem Büro!“
    Cannon brauchte einige Sekunden, diese Nachricht zu verarbeiten. Es war immer das gleiche: Kaum wurde man heimisch, mußte man schon wieder packen. „Geht klar, Colonel! Morgen, kurz vor zehn, in Ihrem Büro.“
    „Sagen Sie Sander Bescheid! Der ist doch bei Ihnen?“
    Jetzt bloß keine Diskussion! „Klar! Ich sag‘ ihm Bescheid.“
    Der Oberst schien zufrieden. „OK, dann bis morgen! Schönen Abend noch!“
    Das war noch einmal gut gegangen! Oberst Matthews hatte sie wiederholt vergattert, sich nicht zu trennen! Das galt auch innerhalb des militärischen Sperrgebiets.
    Cannon schnaufte erleichtert und legte hektisch den Hörer auf. Er würde rennen müssen, um sich nicht zu verspäten! Stella mochte keine Verspätungen! Er warf die Tür hinter sich ins Schloß, hetzte den Flur entlang, dann die Treppe hinunter. Endlich erhielt er Gelegenheit zur Revanche! Es war ihm jetzt noch peinlich, wenn er an sein amateurhaftes Auftreten bei der ersten Begegnung dachte. Heute abend würden sich die Vorzeichen zu seinen Gunsten ändern! Er hatte im Kasino zwei Flaschen des teuersten Barolos gekauft. Er würde nach dem Kino Stella auf einen Drink in trauter Zweisamkeit einladen – die letzte Chance, vielleicht müßten sie morgen schon abrücken! ‚Hoffentlich kommt Horst nicht so früh zurück! Das mit dem Halbmarathon war keine so schlechte Idee.‘ Er lächelte. Oh ja, das würde sein Abend werden! Auf der Straße verfiel er in Dauerlauf. Er freute sich auf das Rendezvous, die bevorstehende Reise nach Pakistan hatte er schon wieder vergessen. Er bemerkte nicht, daß ihm jemand folgte.
     
     

21. August, 21:18 Uhr Ortszeit; Ramstein Air Base, Bahntrasse, östlicher Sektor
    Hektisch drehte sich Sander um, doch es war zu spät. Der Fremde war, den Lärm des anfahrenden Zuges nutzend, unbemerkt an Sander heran gekrochen, schlang in diesem Augenblick die Drahtschlinge um dessen linkes Fußgelenk und kreuzte blitzschnell die Griffe. Sander spürte schmerzhaft den dünnen Federdraht, der trotz der Sportsocken tief in die Achillessehne schnitt. Der Fremde warf sich herum und wälzte sich, die Hände über den Kopf erhoben, in stetiger Rechtsdrehung am Boden. Nach zwei, drei Drehungen lag er bäuchlings dem Deutschen zugewandt, die Griffe der Drahtschlinge fest umschlossen. Sander starrte schmerzverzerrt in das entstellte Gesicht, eher in das, was seine Abwehraktion davon übrig gelassen hatte, eine geschundene,

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