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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hin. In den Fäden waren Risse zu sehen, und die Druckstellen von Fingern waren unverkennbar. Wer auch immer den Stuhl gepackt hatte, er hatte es mit beträchtlicher Kraft getan.
    »Was ist denn, Matthew?«
    »Nichts. Hol mir einen Drink, ja?«
    »Natürlich, Liebling.« Sie ging zur Bar, während Canfield um den Sessel herumging und sich vor das französische Fenster stellte. Aus keinem besonderen Grund zog er die Vorhänge auseinander und inspizierte das Fenster selbst. Er drehte den Griff herum, zog die linke Seite auf und sah das, was er zu suchen begonnen hatte. Das Holz um den Beschlag herum war zerkratzt. Am Fenstersims konnte er sehen, wie ein schwerer Gegenstand die Farbe abgeschabt hatte, wahrscheinlich ein gummibesohlter Stiefel oder ein Schuh mit Kreppsohlen. Kein Leder. Am Emaille waren keine Kratzer festzustellen. Er öffnete den rechten Flügel und blickte hinaus. Unter ihm waren sechs Stockwerke, über ihm zwei Stockwerke und darüber ein steil geneigtes Dach. Er schob das Fenster zu und verschloß es.
    »Was, in aller Welt, tust du denn?«
    »Wir hatten Besuch. Einen ungeladenen Gast, könnte man sagen.«
    Die junge Frau stand reglos da. »Mein Gott!«
    »Hab keine Angst. Deine Schwiegermutter würde niemals etwas Unsinniges tun. Glaub mir das.«

    »Das versuche ich ja. Was werden wir jetzt machen?«
    »Wir müssen herausfinden, wer es war. Und jetzt reiß dich zusammen. Ich brauche dich.«
    »Warum hat sie nichts gesagt?«
    »Ich weiß nicht, aber vielleicht kriegen wir es heraus.«
    »Wie?«
    »Morgen früh wird sie wahrscheinlich diese geschäftliche Angelegenheit mit Sheffield aufs Tapet bringen. Wenn ja, dann sag ihr, du würdest dich erinnern, daß sie schon einmal abgelehnt hatte, die Firma für Chancellor zu kaufen. Sie wird dir wenigstens irgendeine Erklärung liefern müssen.«
    »Wenn Mutter Scarlatti nicht reden will, dann redet sie einfach nicht. Das weiß ich. «
    »Dann darfst du sie eben nicht bedrängen. Aber irgend etwas wird sie sagen müssen.«
     
    Obwohl es beinahe drei Uhr war, kamen immer noch Nachzügler von ausgedehnten Partys ins Hotel zurück. Sie trugen hauptsächlich Abendkleidung, und eine ganze Anzahl kicherte und war aus dem Gleichgewicht geraten, aber alle waren vergnügt und müde.
    Canfield ging zu dem Angestellten am Empfang und sagte leise und fast verschwörerisch: »Sagen Sie mal, Freund, ich habe da ein kleines Problem.«
    »Ja, Sir. Können wir Ihnen helfen?«
    »Nun, das ist ein bißchen schwierig. Ich reise mit Madame Elizabeth Scarlatti und ihrer Tochter...«
    »Ach ja! Mr. – Canfield, nicht wahr?«
    »Ja, sicher. Nun, wissen Sie, die Leute, die über dem alten Mädchen wohnen, gehen erst ziemlich spät zu Bett.«
    Der Angestellte, der die Legende des Scarlatti-Reichtums kannte, zerfloß fast vor Entschuldigungen. »Das tut mir schrecklich leid, Mr. Canfield. Ich werde selbst sofort hinaufgehen. Das ist wirklich höchst peinlich.«
    »O nein, bitte, jetzt ist ja alles ruhig.«
    »Nun, ich kann Ihnen versichern, daß es nicht wieder passieren wird. Die Leute müssen wirklich laut sein. Wie Ihnen ja sicher bewußt ist, ist das Savoy äußerst massiv gebaut.«
    »Nun, ich denke, daß Sie die Fenster offen haben. Aber
bitte sagen Sie ihnen nichts. Madame Scarlatti wäre böse auf mich, wenn sie herausfände, daß ich mit Ihnen darüber gesprochen habe.«
    »Ich verstehe nicht, Sir.«
    »Sagen Sie mir einfach, wer diese Leute sind, dann spreche ich selbst mit ihnen. Sie wissen schon, ganz freundschaftlich, mit einem Glas in der Hand.«
    Damit war der Empfangsangestellte sofort einverstanden. Insgeheim atmete er erleichtert auf. »Wenn Sie darauf bestehen, Sir...« Er sah im Fremdenbuch nach. »In Acht West Eins wohnen der Viscount und die Viscountess Roxbury, ein charmantes Paar, und alt, wie ich glaube. Seltsam, daß sie soviel Lärm machen... Aber es könnte natürlich sein, daß sie jemanden eingeladen haben.«
    »Wer wohnt über ihnen?«
    »Über ihnen, Mr. Canfield? Ich glaube nicht...«
    »Sagen Sie es mir bitte trotzdem.«
    »Nun, in Neun West Eins ist...« Der Angestellte blätterte eine Seite des Fremdenbuchs um. »Das ist frei, Sir.«
    »Frei? Das ist doch für diese Jahreszeit ungewöhnlich, nicht wahr?«
    »Ich hätte sagen sollen, es steht nicht zur Verfügung, Sir. Neun West Eins ist für den ganzen Monat für geschäftliche Konferenzen vermietet.«
    »Sie meinen, nachts wohnt niemand dort?«
    »Oh, das Recht dazu hätten die schon, aber das

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