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Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe

Titel: Das Scarlatti-Erbe - Ludlum, R: Scarlatti-Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Bankrott entschieden. Das Bundesgericht hatte keine Erklärungen hören wollen, abgesehen von der einen, daß sein Vater nicht
länger über die Möglichkeit verfügte, seine Schulden zu bezahlen.
    Ein Mann durfte ein Vierteljahrhundert lang arbeiten, eine Familie heranziehen, einen Sohn auf die Universität schikken, so viele Träume erfüllen, nur um dann mit dem einzigen Schlag eines hölzernen Hammers auf eine kleine Marmorplatte in einem Gerichtsraum vernichtet zu werden.
    Canfield bereute nichts.
     
    »Sie müssen in einem neuen Beruf heimisch werden, Canfield. Es ist ganz einfach.«
    »Gut, Mr. Reynolds. Ich bin stets bereit.«
    »Ja. Das weiß ich. Sie beginnen in drei Tagen am Pier Siebenunddreißig in New York City. Zollbehörde. Ich werde Sie so gut wie möglich informieren.«
    Aber natürlich >informierte< Benjamin Reynolds ihn keineswegs so gründlich, wie er das vielleicht gekonnt hätte. Er wollte, daß Canfield alles das in Erfahrung brachte, was er, Reynolds, offenließ. Der Scarlatti- Padrone arbeitete von den Piers an der West Side aus, so viel wußten sie. Aber jemand mußte ihn sehen, ihn identifizieren, ohne daß man ihn dazu aufforderte.
    Das war sehr wichtig.
    Und wenn jemand das konnte, dann würde es jemand wie Matthew Canfield sein, der sich irgendwie zur Unterwelt der Bestechung, der Schmiergelder, der Korruption hingezogen fühlte.
    Und er schaffte es.
    In der Nachtschicht des 3. Januar 1925.
     
    Matthew Canfield, Zollinspektor, überprüfte die Rechnungen des Dampfers Genoa-Stella und bedeutete dem Vorarbeiter, die Kisten mit Wolle aus Como aus Laderaum eins zu entladen. Und dann passierte es.
    Zuerst ein Streit. Und dann ein Kampf mit Ladehaken.
    Die Crew der Genoa-Stella wollte nicht zulassen, daß die Entladeprozedur verändert wurde. Ihre Befehle kamen von jemand anderem, sicher nicht von den amerikanischen Zollbeamten.

    Zwei Kisten lösten sich vom Kranhaken, und unter der Strohverpackung war der Gestank von unverschnittenem Alkohol unverkennbar.
    Alle Leute am Pier erstarrten. Dann rannten ein paar Männer zu den Telefonzellen, und hundert affenähnliche Gestalten umschwärmten die Kisten, bereit, jeden Eindringling mit den stählernen Stauerhaken abzuwehren.
    Die erste Auseinandersetzung war vergessen. Der Kampf ebenfalls.
    Die Konterbande stellte ihren Lebensunterhalt dar, und sie würden ihr Leben einsetzen, um sie zu verteidigen.
    Canfield, der die Treppe hinaufgerannt war, zu der von Glaswänden umschlossenen Kabine über dem Pier, blickte auf die zornige Menge hinunter. Ein Geschrei erhob sich, an dem die Männer vom Dock und die Matrosen der Genoa-Stella beteiligt waren. Fünfzehn Minuten schrien die verfeindeten Parteien sich an und begleiteten ihre Schreie mit obszönen Gesten. Aber niemand zog eine Waffe, niemand warf einen Haken oder ein Messer. Sie warteten.
    Jetzt bemerkte Canfield, daß niemand im Zollbüro Anstalten machte, die Behörden zu verständigen. »Um Himmels willen! Jemand soll doch die Polizei rufen!«
    Die vier Männer, die mit Canfield im Raum waren, reagierten darauf nur mit Schweigen.
    »Haben Sie nicht gehört? Rufen Sie die Polizei!«
    Immer noch Schweigen seitens der verängstigten Männer in den Uniformen der Zollbehörde.
    Schließlich sagte einer der Männer etwas. Er stand neben Matthew Canfield und blickte durch die Glaswand auf die Gangsterarmee hinunter. »Niemand ruft die Polizei, junger Mann. Nicht, wenn Sie auch morgen hier erscheinen wollen. «
    »Wenn Sie morgen überhaupt irgendwo erscheinen wollen«, fügte ein anderer Mann hinzu, setzte sich dann und griff seelenruhig nach einer Zeitung.
    »Warum nicht? Dort unten könnte jemand ums Leben kommen.«
    »Die regeln das selbst«, sagte der ältere Zollbeamte.
    »Von welchem Hafen sind Sie gleich gekommen? Erie? Sie
müssen dort andere Regeln gehabt haben. Die Schiffahrt auf den Seen hat andere Regeln ... «
    »Das ist doch alles Quatsch!«
    Ein dritter Mann trat neben Canfield. »Hör zu, Kleiner, du kümmerst dich jetzt um deine Angelegenheiten, ist das klar?«
    »Wie zum Teufel, reden Sie denn mit mir? Ich meine, zum Teufel, so können Sie doch nicht mit mir reden!«
    »Komm her, Kleiner!« Der andere, ein Mann mit einem schmalen Gesicht, dessen hagerer Körper in der lose sitzenden Uniform wie verloren wirkte, packte Canfield am Ellbogen und ging mit ihm in eine Ecke. Die anderen taten so, als merkten sie nichts, sahen aber immer wieder zu den zwei Männern hinüber. Sie waren

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