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Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Das Schatzbuch der Köchin (German Edition)

Titel: Das Schatzbuch der Köchin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martine Bailey
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Fingerkuppen.
    Während meine Gedanken um die Bitte meiner Herrin, Mr. Pars’ komische Anwandlungen und meine hundert Pflichten im Haushalt kreisten, schob Mr. Loveday mir einen Brief in die Hand. Noch ein Problem, das auf mich abgewälzt wurde? Mies gelaunt riss ich den Brief noch in der Eingangshalle auf und las ihn.
    Devereaux Court,
    London, den 14 . März 1773
    Biddy, Liebes,
    wie ergeht es euch in Italien? Ich denke recht oft an euch und bin jedes Mal, wenn der kühle englische Wind mir ins Gesicht schlägt, versucht, das nächste Schiff zu nehmen und euch in die Sonne zu folgen. Biddy, du hast mir doch versprochen, mir von meiner Schwester zu erzählen. Also, wo bleibt dein Brief? Ich will doch nur ein Fitzelchen Information. Ist sie wohlauf? Mit wem trifft sie sich? Wann kommt sie zurück? Ich glaube, sie ist mit mir über Kreuz, mein dummes Schwesterchen, denn ihre Briefe sind absichtlich sehr kurz gefasst.
    Und du, mein süßes Herz, bist du glücklich? Gott weiß, ich bin es nicht. Mein Onkel quält mich mit seinen Plänen. Hab Mitleid, meine Süße, und sende mir Nachricht.
    Dein Freund
    Kitt
    Ich hatte den Brief kaum ausgelesen, da warf ich ihn auch schon ins Feuer. Dann ließ ich mir von Mr. Loveday in die Kutsche helfen. Ich dachte, jetzt hätte ich ein Problem weniger.
    Den Brief zu ignorieren war die Tat einer armen Närrin, das weiß ich jetzt. Wenn ich ihm doch nur geantwortet hätte, wenn ich ihm eine ehrliche Schilderung der Vorgänge in der Villa Ombrosa geschickt hätte … Hätte sich nicht manches vielleicht zum Guten gewendet?

XXIX Villa Montecchino
Zur Fastenzeit, März 1773
Biddy Leighs persönliche Aufzeichnungen
    Fleischfarbenes Marzipan
    Man nehme abgezogene Mandeln und zermahle sie in etwas Rosenwasser mit einem Mörser, bis eine steife Paste entsteht. Dann rühre man zwölf Eigelb unter und stelle fünf Eiweiß beiseite. Hinzu kommen ein Pint Sahne, Zucker, ein halbes Pfund süße, geschmolzene Butter. Das stelle man auf den Herd und lasse es kochen, bis es fest wird und sich in jede beliebige Form bringen lässt. Um den Effekt von Haut zu erzielen, überziehe man die Masse mit Fischleim-Gelee, was zudem die Masse weicher scheinen lässt. Zum Bemalen tauche man einen feinen Pinsel in Cochenille und Safran. Dann überstäube man diese Stellen mit Stärke, sodass es aussieht wie ein jugendlicher Teint.
    Die vorzüglichste Art, so gemacht von Signor Renzo Cellini und von Biddy Leigh gegessen in der Villa Montecchino, Toskana 1773
    D er Bruder des Conte, Francesco, bedachte mich lediglich mit einem missgünstigen Blick.
    «Er war überzeugt, Ihr wärt nur mein Hirngespinst», flüsterte Carlo, als ich mich zu ihm herabbeugte, damit er mich mit seinen ekligen Lippen küssen konnte. Als ich dem Bruder meine Hand darbot, tat er, als würde er sie nicht sehen, und schob sich rücksichtslos an mir vorbei. Er hätte wohl lieber darauf gespuckt, als sie zu küssen. Mir machte es nichts aus, vom Conte vor dessen Bruder herumgeführt zu werden. Und ich dankte den Sternen, denn auch er glaubte, ich sei Lady Carinna.
    «Ihr tragt den Edelstein», sagte Carlo. Seine frisch geschwärzten Brauen wanderten ruckartig nach oben. Er hatte sich das Gesicht angemalt und sah jetzt aus wie ein Äffchen, das sich als geschminkte Hure verkleidet hatte. Er streichelte den Rubin, der an meinem Hals baumelte. Dann wanderten seine verwelkten Finger über meine Brüste.
    «Euer Ehemann ist ein wahrhaft reicher Mann. Es muss doch schon bald die Witwenschaft drohen?» Ich fragte mich, ob Carlo seinem Bruder erzählt hatte, ich sei bald eine reiche Erbin.
    «Nein, ich bin immer noch die glückliche Braut», parierte ich.
    «Das schreibt Quentin aber nicht.»
    Ich ignorierte ihn. Er redete so einen Unsinn! Ich saß zwischen den beiden am Tisch in einem ovalen Raum, der von der Decke bis zum Boden mit violetter Seide ausgekleidet war. Ich fühlte mich wie das prämierte Schwein auf einem Viehmarkt. Beide Brüder beäugten mich. Der eine sah aus, als betete er mich an, während der andere mir wohl lieber Gewalt antun wollte.
    Wenigstens gab es gutes Essen. Seit Signor Renzos Besuch hatte ich mich damit getröstet, dass das Essen gut sein würde, egal welche Prüfungen ich sonst an diesem Abend bestehen musste. Er war so sehr von seinem Talent überzeugt, dass er bestimmt versuchen würde, mich zu beeindrucken. Gutes Essen wog jede Unannehmlichkeit auf, hieß es doch immer. Er und ich wussten das nur zu genau. Was

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