Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
Hastig schlich ich zurück in mein Zimmer. Ich hörte,
wie meine Mutter ins Badezimmer ging, die Toilettenspülung zog und
wieder herauskam.
    Was für eine schauderhafte Sache. Kein
Wunder, daß sie es heimlich taten. Und wenn man sich vorstellte,
daß es alle taten! Die Lehrer, der Rektor, alle! Ich fand das
ausgesprochen dumm. Doch dann stellte ich mir vor, wie es wäre,
wenn ich es mit Lila Jane machte, und da kam es mir gar nicht mehr so
dumm vor.
    Am nächsten Tag dachte ich während des
ganzen Unterrichts daran. Ich sah die Mädchen an und stellte mir
vor, daß ich es mit ihnen machte. Ich würde es mit allen
machen, bis die ganze Welt voll war von Kerlen wie ich - große
Baseball-Spieler, die einen Home Run nach dem anderen schlugen. Kurz
vor dem Ende der letzten Stunde sagte die Lehrerin, Mrs. Westphal:
»Henry, du bleibst anschließend noch da.« Die Glocke
schrillte, und meine Mitschüler verließen das Klassenzimmer.
Ich blieb in meiner Bank sitzen und wartete. Mrs. Westphal korrigierte
Arbeiten. Vielleicht will sie es mit mir machen, dachte ich. Ich malte
mir aus, wie ich ihr Kleid hochzog und ihr Loch ansah. »Mrs.
Westphal? Ich bin jetzt soweit…« Sie schaute von ihren
Arbeiten hoch. »Na schön. Henry, dann wischst du jetzt erst
mal die Tafel ab. Dann nimmst du die Schwämme raus und machst sie
sauber.«
    Ich tat, was sie von mir verlangte, und setzte
mich wieder in meine Bank. Mrs. Westphal saß da und korrigierte
weiter ihre Arbeiten. Sie hatte ein enges blaues Kleid an, trug eine
randlose Brille und große goldene Ohrringe und hatte eine winzige
Stupsnase. Ich wartete und wartete. »Mrs. Westphal«, sagte
ich schließlich, »warum wollen Sie, daß ich noch
dableibe?« Sie sah hoch und starrte mich an. Ihre Augen waren
grün und unergründlich. »Ich habe dich hierbehalten,
weil du manchmal ein ganz schlimmer Junge bist.« »Ach
ja?« Ich lächelte geschmeichelt.
    Mrs. Westphal nahm ihre Brille ab und starrte weiter zu mir herüber. Ihre Beine waren hinter
dem Pult. Ich konnte ihr nicht unters Kleid sehen.
»Du hast heute überhaupt nicht aufgepaßt, Henry.«
»Yeah?«
»>Ja< heißt das. Du redest mit einer Dame!«
»Oh, ich weiß …«
»Werd’ ja nicht frech!«
»Entschuldigung.«
Sie stand auf und kam hinter ihrem Pult hervor. Sie ging nach hinten, und als sie auf gleicher
Höhe mit mir war, setzte sie sich auf die Schulbank in der anderen Reihe. Ihre langen
ansehnlichen Beine steckten in Seidenstrümpfen. Sie lächelte, griff herüber und faßte mich an
der Hand.
»Deine Eltern sind nicht besonders lieb zu dir, wie?«
»So was brauch ich nicht«, sagte ich.
»Henry, jeder Mensch braucht Liebe.«
»Ich brauch gar nichts.«
»Du armer Junge.«
    Sie stand auf, stellte sich neben mich und nahm
langsam meinen Kopf in die Hände. Dann beugte sie sich über
mich und drückte ihn an ihren Busen. Ich griff außen herum
und packte ihre Schenkel.
    »Henry, du mußt aufhören, dich
gegen alle zu wehren. Wir wollen dir doch helfen.« Ich packte
ihre Schenkel noch etwas fester. »All right«, sagte ich,
»dann ficken wir doch!« Mrs. Westphal stieß mich weg
und machte einen Schritt zurück. »Was hast du da
gesagt?« »Ich hab gesagt: Dann ficken wir doch!«
    Sie sah mich lange an. Schließlich sagte sie: »Henry, ich werde keinem Menschen erzählen,
was du gesagt hast. Nicht dem Rektor und nicht deinen Eltern. Keinem. Aber ich möchte, daß
du das nie, nie mehr zu mir sagst - hast du verstanden?«
»Ja.«
»Also gut. Du kannst jetzt nach Hause.«
Ich stand auf und ging zur Tür. Als ich die Klinke in der Hand hatte, sagte Mrs. Westphal:
»Auf Wiedersehn, Henry.«
»Wiedersehn, Mrs. Westphal.«
    Draußen ging ich die Straße hinunter
und machte mir meine Gedanken. Ich hatte das Gefühl, daß sie
schon gerne gewollt hätte und sich nur nicht traute, weil ich noch
so jung war. Und daß sie Angst hatte, meine Eltern oder der
Rektor könnten es herausbekommen. Diese Sache mit dem Ficken war
wirklich nicht schlecht. Da hatte man doch etwas, womit man sich sonst
noch beschäftigen konnte.
    Auf dem Heimweg mußte ich immer einen
breiten Boulevard überqueren. Als ich auf dem Zebrastreifen war,
kam plötzlich ein Wagen direkt auf mich zu. Er bremste nicht ab.
Der Fahrer riß das Lenkrad nach rechts und links. Ich versuchte,
ihm auszuweichen, aber er schien meinen Bewegungen zu folgen. Ich sah
Scheinwerfer, Räder, eine Stoßstange. Dann wurde ich von dem
Wagen erfaßt, und alles wurde schwarz.

    14

    Im

Weitere Kostenlose Bücher