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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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etwas geben würden. Ich nahm eines nach dem anderen herunter, doch ich erlebte nur Pleiten. Sie waren elend langweilig. Die Autoren hatten Seite um Seite gefüllt, doch zu sagen hatten sie nichts. Und wenn sie etwas zu sagen hatten, dann taten sie es so weitschweifig, dass man bereits ermüdet war, wenn sie die Katze endlich aus dem Sack ließen. Ich suchte weiter. Unter den vielen Büchern musste doch wenigstens eines sein, das etwas taugte.
    Jeden Tag ging ich runter zur Ecke Adams und La Brea, und an ihrem Schreibtisch saß wie immer meine Bibliothekarin, streng und schweigend und gewissenhaft. Ich nahm Bücher aus den Regalen und stellte sie wieder zurück. Endlich machte ich eine Entdeckung. Das Buch war von einem Mann namens Upton Sinclair. Er machte einfache Sätze und schrieb sich seinen Zorn von der Seele: Er schrieb über die Schlachthöfe von Chicago. Er machte keine Umschweife und schilderte es einfach, wie es war. Dann fand ich noch einen. Sinclair Lewis hieß er, und sein Buch nannte sich >Main Street<. Er entlarvte die Einbildung und den Hochmut der Menschen, doch es schien ihm an Leidenschaft zu fehlen.
    Immer wieder kam ich zurück, fand weitere Bücher und lieh sie aus. Ich las jedes in einer einzigen Nacht durch.
    Eines Tages strich ich wieder einmal an den Regalen entlang und warf dabei meiner Bibliothekarin verstohlene Blicke zu. Da stieß ich auf ein Werk mit dem Titel >Bow Down To Wood and Stone<. Na, das musste doch gut sein. Das taten wir doch schließlich alle. Autor: Josephine Lawrence. Hm, eine Frau. Na gut, warum nicht. Jeder konnte tiefere Weisheiten entdecken. Ich las einige Seiten. Aber es war dasselbe wie mit den meisten anderen Büchern - milchig, verschwommen und ermüdend. Ich stellte das Buch zurück, und da meine Hand nun schon oben war, griff ich zu einem Buch, das ganz in der Nähe stand. Auch jemand namens Lawrence. Ich schlug es irgendwo auf und begann zu lesen. Es ging da um einen Mann am Klavier. Auf den ersten Blick wirkte es recht gekünstelt, doch ich las weiter. Der Mann am Klavier hatte Sorgen. Allerhand düstere und merkwürdige Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Die Sätze auf dem Papier standen unter einem enormen Druck, als schreie er alles hinaus. Aber nicht so was wie »Joe, wo bist du?«, sondern eher: »Joe, wo ist denn überhaupt was?!« Dieser Lawrence schrieb eine harte und blutige Zeile. Man hatte mir noch nie etwas von ihm erzählt. Warum diese Heimlichtuerei? Warum machte man nicht Reklame für ihn? Ich las alles, was sie von D. H. Lawrence hatten. Jeden Tag lieh ich mir eines seiner Bücher aus, und die Bibliothekarin sah mich allmählich schon ganz eigenartig an. »Na, wie geht’s heute?« fragte sie immer.
    Das klang jedes mal so gut. Als sei ich bereits mit ihr im Bett gewesen. D. H. Lawrence brachte mich auf die richtige Spur. Erst zu der Dichterin Hilda Doo-little, dann zu seinem Freund Huxley, dem jüngsten von den Huxleys. Ein Buch führte zum nächsten. Dos Passos. Nicht gerade überwältigend, aber gut genug. Für seine Trilogie über die USA brauchte ich mehr als eine Nacht. Dreiser gab mir nichts. Im Gegensatz zu Sherwood Anderson. Und dann kam Hemingway. Davon war ich restlos begeistert. Also der wusste wirklich, wie man einen Satz zu Papier bringt. Ein einziger Genuss. Worte waren nichts Langweiliges. Sie waren etwas, das die Hirnwindungen vibrieren ließ. Wenn man sie las, wenn man sich ihrer Magie überließ, fielen alle Qualen von einem ab, und man konnte mit Zuversicht durchs Leben gehen. Mochte kommen, was wollte.
    Zuhause freilich war es immer dasselbe. »LICHT AUS!« brüllte mein Vater jeden Abend. Ich las inzwischen die Russen, Turgenjew und Gorki. Mein Vater bestand darauf, dass Punkt acht Uhr die Lichter aus zu sein hatten. Er musste sich gut ausschlafen, damit er am nächsten Tag mit frischen Kräften seine Arbeit versehen konnte. Der Job war sein einziges Thema. Meiner Mutter lag er damit den ganzen Abend in den Ohren. Von dem Augenblick, wenn er zur Tür hereinkam, bis die beiden zu Bett gingen. Er war entschlossen, es an seinem neuen Arbeitsplatz zu etwas zu bringen.
    »All right! Schluß mit diesen gottverdammten Büchern. Licht aus!«
    Für mich waren diese Männer, die aus dem Nichts in mein Leben gekommen waren, meine einzige Chance. Sie waren die einzigen Stimmen, die mir etwas zu sagen hatten.
    »Ja, ist gut«, rief ich jedes mal. Dann nahm ich die Nachttischlampe unter die Bettdecke, zog auch das Kopfkissen darunter,

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