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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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ein kurzes Geplauder gar nicht
vorbringen konnte. Dieses Ausweichen reizte, es reifte den Entschluß zur direkten Werbung um Eugeniens Hand trotz aller
Gegengründe der Vernunft.
    Sooft an der Tür geklopft wurde, glaubte Theo, es müsse Eugenie sein, die ihm Sonnenschein in die Stube bringt.
Diesmal trat auf festes Klopfen der Augenarzt ein, dem Theo überrascht entgegenblickte.
    Mit höflichen kurzen Worten stellte sich der Spezialist vor, und als Theo das gleiche getan, bat der Arzt um
Gehör zu einer Mitteilung trauriger Art.
    Theo zuckte erschreckt zusammen und richtete dann den fragenden Blick auf den Arzt.
    »Ihre Frau Mutter ist von mir gewissenhaft untersucht worden. Sosehr sie in bewundernswerter Seelenkraft mich um
Mitteilung der vollen Wahrheit gebeten, das Ergebnis meiner Untersuchung nahezu völlig erraten hat, als Arzt konnte ich
der schwergeprüften Dame nicht die Trostlosigkeit der Erkrankung sagen. Ihnen, Herr Tristner, muß ich jedoch die
Mitteilung machen, daß die Augenerkrankung Ihrer Frau Mutter Atrophie im letzten Stadium ist, Sehnervenschwund, der bis
zur völligen Erblindung gediehen ist. Die Wissenschaft kann keine Hilfe bringen, es gibt keine Rettung mehr.«
    »Allmächtiger! Völlige Erblindung?« rief schmerzerfüllt Theo.
    »Leider muß ich Ihnen diese traurige Mitteilung machen! Sorgen Sie dafür, daß die schwer
heimgesuchte Dame nicht viel allein und ihrem Jammer überlassen bleibt, sorgen Sie für Gesellschaft und geistige
Anregung. Gespräche über die Natur des Leidens nützen nichts, bilden für die Kranke eine Qual. Vermeiden
Sie und die Personen der Umgebung Ihrer Frau Mutter alle Äußerungen über Sonnenschein und
Naturschönheit, es wirkt jedes Wort wie ein bohrender Stachel. Liebevolle hingebende Pflege auch in seelischer Beziehung
ist die einzig mögliche Erleichterung, die Sie der armen Frau angedeihen lassen können, und daran wird es wohl
nicht fehlen!« Der Arzt wiederholte die Versicherung seines Beileids und verließ Theo, der kaum seinen Dank
auszusprechen vermochte und in einer Art Betäubung auf den Diwan niedersank.
    Die liebe gute Mutter erblindet, rettungslos des Augenlichts für immer beraubt. Was nützt nun alle
Wohlhabenheit, der fürstliche Besitz – –?
    An der tiefernsten Miene des Arztes erkannte Eugenie, die sich um den im Hause fremden Herrn sogleich annahm, daß
für Frau Tristner wenig oder keine Hoffnung mehr bestehen werde, und kaum vermochte Eugenie ihre Erschütterung zu
verbergen.
    Der Arzt mußte zu Schiff über die See und am nordwestlichen Ufer versuchen, an Land und zu einer Bahnstation zu
kommen. Auf einen angebotenen Imbiß verzichtete der Arzt, der es eilig hatte, und schnell entschlossen geleitete
Eugenie selbst den Herrn zur Schiffhütte unten am See.
     

Fünftes Kapitel
     
     
    Nach trüben regnerischen Tagen flatterte jubelndes Sonnengold von den Bergen des Ostens herein in den Moorgrund, der
Gutwind blies mit Macht, der Achenfluß kam von Stunde zu Stunde schwächer an Wasser, die Bäche murmelten im
gewohnten Bett dem Weitsee zu, der nun auch zurückging. Dadurch konnte das Stauwasser von den Moorflächen ablaufen,
die Überschwemmung fand ihr Ende, nur die gelbbraune und weißgraue Farbe des Riedgrases und der Binsen erinnert
noch daran. Böse mitgenommen war die Straße von Schloß Ried zur Bahnstation, nahezu unfahrbar für
schweres Fuhrwerk, und doch mußten die Transporte aus der Brauerei nun schleunigst verfrachtet und zur Eisenbahn
gebracht werden.
    Im Schloßbüro erschienen die Fuhrknechte, um die Frachtscheine und Fuhrzettel zu holen, und bei dieser
Gelegenheit baten die erfahrenen Leute, es möge der Brauherr rasch eingreifen und für die Instandsetzung der
Fahrstraße sorgen. Theo waltete seines Amtes im Privatbüro und hörte seine Fuhrleute an, doch wußte er
nicht, wie ihrer Forderung entsprochen werden könnte. Es oblag die Straßenerhaltung den beteiligten
Gemeindeverwaltungen, die Schloßbrauerei als Hauptfrequentantin der Straße mußte wohl einen erklecklichen
Beitrag in Geld leisten, hatte aber in dieser Angelegenheit nahezu nichts dreinzureden. Die Dörfler taten hier wie
anderswo kaum das Allernotwendigste, und daher war die Straße fast immer in schlechtem Zustande. Theo konnte nur
Auftrag zur raschen Bierverfrachtung erteilen; die Knechte sollten sich selber helfen, Vorspann nehmen und, falls der
Schloßmarstall nicht genügend Pferde habe, auf Kosten der Brauerei

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