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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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zurückzuerhalten, denn von Ihnen, weil das
Fräulein in solchem Falle doch vermuten müßte, die Rückgabe sei das Ergebnis einer amtlichen
Nachforschung oder eines auf den Verhafteten ausgeübten gerichtlichen Zwanges. Üben Sie Rücksicht auf das
gnädige Fräulein!«
    Thein überlegte rasch, ob er dem Ansuchen Wurms Folge leisten solle; der Gedanke, daß Olga, zweifellos von
Hodenberg bestürmt, zum Ringaustausch gezwungen wurde, daher die amtliche Rückgabe des Ringes peinliche
Gefühle wecken könnte, war entscheidend; der Amtsrichter übergab Wurm den Ring mit dem Bemerken, daß
eine persönliche Rücksprache mit Fräulein Tristner in allernächster Zeit erfolgen werde.
    Verwalter Wurm verabschiedete sich unter verbindlichen Dankesbezeugungen, mit Mühe seinen Triumph verbergend.
    Kaum war der Mann weg, empfand Doktor Thein ein Gefühl quälender Reue und intensiven Ärgers über sein
Tun. Eine Menge unangenehmer Fragen stürmten ihm durch den Kopf, darunter die Frage, ob amtlich richtig gehandelt oder
gar eine Ungeschicklichkeit begangen wurde. Wer ist dieser Verwalter Wurm? Weshalb will dieser Mann die Interessen Olgas
vertreten? War Fräulein Tristner vielleicht heimlich verlobt mit Hodenberg? Warum stellt Wurm den Baron direkt als
Gauner hin? Mit welcher Berechtigung, da selbst der Untersuchungsrichter bis jetzt nichts Belastendes gegen den Baron
vorzubringen vermag? Mißtrauen gegen Hodenberg ist zweifelsohne angezeigt, dennoch empfindet Doktor Thein noch eher
Sympathie für den Verhafteten im Vergleich zu Wurm, und trotzdem hat sich Thein von dem Verwalter beschwätzen
lassen. Oder entspringt diese Antipathie gegen Wurm der – Eifersucht? Wittert Thein einen Nebenbuhler?
    Der Amtsrichter ließ sich trotz der vorgeschrittenen Stunde Hodenberg nochmals vorführen, und der Baron
erschien mit so erstaunter Miene, daß Thein unwillkürlich als höflicher Mann bat, die abendlich späte
Störung entschuldigen zu wollen.
    Unter einer Verbeugung erwiderte Hodenberg: »Bitte sehr! Ich bin ja Gefangener und in Ihrer Gewalt, von einer
Störung kann daher keine Rede sein! Herr Amtsrichter befehlen?«
    »Ich möchte Ihnen nahelegen, durch offene Aussprache mir Gelegenheit zu Ihrer Freilassung zu geben.«
    »Sie sind sehr gütig; vermutlich genügte Ihnen die Auskunft des neuengagierten Verwalters
nicht?«
    »Doch! In vierzehn Tagen wird von der Hamburger Polizei Bescheid hier sein.«
    Hodenberg erblaßte, unsicher fragte er: »Hat jener Verwalter Ihnen gesagt, daß ich etwa gar in Hamburg
beheimatet sei?«
    »Wollen Sie das in Abrede stellen?«
    »Gewiß! Ich war trotz der Nähe Hannovers nie in Hamburg!«
    »Sie sprechen aber Hamburger Dialekt, Ihr Hannoversch ist nur beabsichtigter Aufputz und soll glauben machen,
daß Sie Baron Hodenberg aus Hannover seien.«
    »Herr Amtsrichter haben sich in den letzten Stunden erstaunliche Kenntnisse angeeignet. Oder verdanken Sie diese dem
Tristnerschen Verwalter? Der Mann lügt besser als ich!«
    »Sie geben also zu, mich belogen zu haben!«
    »Keineswegs, die Redensart ist belanglos und mir nur unbeabsichtigterweise herausgerutscht.«
    »Seltsam! Der Verwalter Wurm scheint doch besonderen Einfluß auf Sie zu haben, weil Sie so bereitwillig den
Ring des Fräulein Tristner zurückgegeben haben. Damit hat Ihre Verlobung endgültig ein Ende.«
    »Verlobung? Lächerlich!«
    »Was ist lächerlich? Hatten Sie nicht die Absicht, Fräulein Tristner zu heiraten?«
    »Anfangs ja!«
    »Jetzt, das heißt in der letzten Zeit vor Ihrer Verhaftung, nicht mehr?«
    »Nein!«
    »Weshalb nicht?«
    »Ich habe gefunden, daß unsere Charaktere nicht zueinander passen.«
    »Das glaube ich allerdings auch, meine aber, daß Sie vielleicht die geringe Mitgifthöhe zu einem
unausgesprochenen Verzicht veranlaßt haben werde. Ritterlich war Ihr Verhalten aber nicht.«
    Hodenberg zuckte geringschätzig die Achseln.
    »Sie wollten doch bislang ein Ehrenmann sein und für voll angesehen werden?«
    »Wollen Sie mir, Herr Amtsrichter, sagen, was Ihnen der Verwalter über mich mitgeteilt hat?«
    »Nein, das kann ich Ihnen nicht sagen!«
    »So viel haben Sie aber doch gesagt, daß der Verwalter meine Heimat nach Hamburg verlegt habe!«
    »Das ist richtig.«
    »Sonst sagte der Herr nichts über mich?«
    »Direkt nicht!«
    »Also indirekt! Aug um Aug, Zahn um Zahn!«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Erst muß ich wissen, was indirekt der Mann über mich mitgeteilt hat.«
    »Gut! Er warnte

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