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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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wäre daher gut, wenn
der Sohn sich dem Außendienst widmen, die Wirte aufsuchen, neue Kunden erwerben würde.
    Vorsichtig stimmte Wurm zwar zu, gab aber seiner Meinung dahin Ausdruck, daß zu solchen Fahrten doch wohl der
Braumeister besser geeignet sein dürfte, weil der völlig gesund und trinkfest sei. Herr Theo müßte eher
in gesundheitlicher Beziehung geschont, vielleicht in ein Sanatorium geschickt werden.
    Davon wollte die schlicht bürgerliche Frau der Kosten wegen nichts wissen, doch willigte Frau Helene in eine
Hinausschiebung der strapaziösen Zechfahrten seitens Theos ein.
    Wurm fuhr kurze Zeit nach diesem Bericht zur Bahnstation, um dort unbeobachtet eine Depesche aufzugeben; sodann ließ
er sich ins Städtchen Landsberg fahren und stieg vor dem Amtsgerichtsgebäude ab.
    Doktor Thein stand im Begriff, die Kanzlei zu verlassen, als Wurm erschien und um Gewährung einer kurzen Audienz bat.
Im Amtsrichter regte sich der Kriminalist, da er den auffallend forschenden Blick des sich als Tristnerschen Verwalter
vorstellenden Herrn gewahrte. Dieser Blick gemahnte Doktor Thein an eine Persönlichkeit, die er schon einmal irgendwo
gesehen zu haben glaubte, nur wußte der Richter im Augenblick nicht, wo eine Begegnung stattfand, oder ob nur eine
Ähnlichkeit vorlag. Damals handelte es sich um ein elegantes Individuum, um einen Müßiggänger, der
feinste Manieren, sicheres Auftreten und einen eigentümlich lauernden, durchdringenden Blick hatte. Der Verwalter
scheint etwas Eigentümliches zu haben, man kann das wohl empfinden, aber nicht definieren.
    »Womit kann ich dienen?« fragte Doktor Thein und bot dem Besucher einen Stuhl an, zugleich Hut und Stock
ablegend.
    »Verbindlichsten Dank, Herr Amtsrichter! Mit Ihrer Erlaubnis werde ich stehenbleiben. Meine Mission ist sozusagen
delikater Natur, als ich im Interesse einer Dame hier bin, jedoch keinen Auftrag der Dame besitze, auch keine Ahnung davon
habe, ob meine Intervention von Erfolg begleitet sein werde.«
    »Zur Sache!« mahnte Doktor Thein.
    Wurm verbeugte sich höflich und äußerte sich dahin, daß es ihm darum zu tun sei, Fräulein
Tristner von etwaigen Beziehungen zu Baron Hodenberg rechtzeitig frei zu machen.
    In höchstem Maße überrascht, rief Doktor Thein: »Wie? Sie, ein Angestellter der Familie Tristner,
unterfangen sich, ohne jeden Auftrag eine Angelegenheit ordnen zu wollen, die in höchstem Maße diskreter Natur
ist?«
    »Pardon, Herr Amtsrichter! Ich sagte bereits, daß mir jeder Auftrag fehle, daß ich keineswegs die
Existenz von Beziehungen des Fräuleins Tristner zu dem verhafteten Baron Hodenberg behaupten möchte.«
    »Was wollen Sie dann bei mir?«
    »Mit Ihrer Genehmigung und in Ihrer Gegenwart möchte ich den Häftling sprechen, sondieren, ob Beziehungen
vorliegen oder von dem angeblichen Baron behauptet werden, vielleicht auch den Erfolg erzielen, daß ein etwaiger Ring
oder sonst ein Geschenk von zarter Hand ausgefolgt werde, bevor der Staatsanwalt den Verhafteten übernimmt. Ich
möchte, falls dergleichen vorhanden, einer Bloßstellung des Fräulein Tristner vorbeugen.«
    »Mit welchem Rechte wollen Sie sich einmischen?«
    »Ich bin ohne jeden Auftrag, meine Intervention entspringt dem Gefühle, daß ich als Angestellter
Tristners alles aufbieten solle, die Familie meines Chefs vor Diskreditierung oder möglicher Verunglimpfung zu bewahren.
Dies erachte ich als meine heilige Pflicht, und daher stehe ich vor Euer Hochwohlgeboren und wiederhole meine Bitte, in Ihrer
Gegenwart mit dem Gauner sprechen zu dürfen.«
    Doktor Thein stutzte, die Bezeichnung des Untersuchungsgefangenen als Gauner verblüffte und veranlaßte ihn, zu
fragen, ob der Verwalter den Häftling kenne.
    »Nur flüchtig von einer Vorstellung durch Herrn Tristner her! Wenn ich Hodenberg gesprochen haben werde, kann
ich Ihnen vielleicht wünschenswerte Aufschlüsse über seine Heimat geben.«
    »Wieso? Sie sind der Sprache nach Norddeutscher?«
    »Von Geburt nicht, aber lange Jahre in Norddeutschland gewesen, in Berlin in Hofstellung, vorher wohnte ich in
Osnabrück und Hamburg.«
    Nach Gewohnheit der Richterbeamten hatte Doktor Thein diese Angaben Wurms stenographisch fixiert; bei dieser hastigen
Schreibart entging dem Richter der funkelnde, durchdringende Blick des Verwalters. Aufschauend sprach Doktor Thein: »Es
will mir zwar nicht einleuchten, daß eine Aussprache mit dem Verhafteten ein Resultat für die Untersuchung ergeben

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