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Das Schloss in Frankreich

Das Schloss in Frankreich

Titel: Das Schloss in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Yves war aufmerksam und charmant, führte sie sicher und brachte ihr zwischendurch Champagner. Einmal sah sie Christophe mit der kleinen graziösen Genevieve tanzen. Eine Wolke legte sich über ihre strahlende Stimmung, und sie wandte sich schnell ab, weil sie sich nicht wieder der Niedergeschlagenheit preisgeben wollte.
    »Sehen Sie, meine Liebe, Ihre Bewegungen sind ganz natürlich.« Yves lächelte sie an, als die Musik abbrach.
    »Wahrscheinlich kommen mir dabei meine bretonischen Erbanlagen zu Hilfe.«
    Er sah sie amüsiert an: »Also haben Sie kein gutes Wort für Ihren Lehrmeister übrig?«
    »Aber ja.« Sie lächelte ihm spöttisch zu und machte einen kleinen Knicks. »Ich habe einen ausgezeichneten und liebenswürdigen Professor gefunden.«
    »Das stimmt.« Seine kastanienbraunen Augen lachten und widersprachen seinem ernsten Tonfall. »Und meine Studentin ist wunderschön und bezaubernd.«
    »Das stimmt auch«, erwiderte sie fröhlich und hakte sich bei ihm ein.
    »Oh Christophe.« Ihr Lachen gefror, als sie bemerkte, wie Yves über ihren Kopf hinwegblickte. »Ich habe deine Erzieherrolle übernommen.«
    »Es sieht ganz so aus, als ob Sie beide dieses Übergangsstadium genießen.« Die eisig höfliche Stimme veranlasste Shirley, sich vorsichtig umzudrehen. Er glich zu ihrem Missbehagen aufs Haar dem seefahrenden Grafen in der Porträtgalerie. Das weiße Seidenhemd ließ den starken dunklen Hals frei und hob sich von der ärmellosen schwarzen Weste ab. Dazu trug er passende schwarze Hosen und weiche Lederstiefel, und Shirley fand, dass er eher gefährlich als elegant aussah.
    »Eine entzückende Studentin, lieber Freund, das musst du doch zugeben.« Yves’ Hand blieb leicht auf Shirleys Schulter liegen, als er ihr in das unbewegliche, teilnahmslose Gesicht sah. »Vielleicht möchtest du selbst herausfinden, ob ich mich als Lehrer eigne.«
    »Natürlich.« Christophe nahm das Angebot mit einer leichten Verneigung an. Dann streckte er mit einer liebenswürdigen, fast altmodischen Geste die Hand nach Shirley aus.
    Sie zögerte, weil sie die Berührung gleichzeitig fürchtete und herbeisehnte. Als sie dann seine herausfordernden dunklen Augen sah, gab sie ihm aristokratisch graziös die Hand.
    Shirley bewegte sich rhythmisch mit der Musik, und die Schritte zu dem alten, koketten Tanz drängten sich wie von selbst auf. Sie wiegte sich, drehte sich im Kreis, vereinigte sich kurz mit ihm: Der Tanz begann wie eine Auseinandersetzung, ein fest gefügter Wettkampf zwischen Mann und Frau. Ihre Augen waren aufeinander gerichtet. Sein Blick war kühn und selbstbewusst, sie schaute ihn trotzig an, und sie drehten sich im Kreis, während sich ihre Handflächen berührten. Als sein Arm sich leicht um ihre Taille legte, warf sie den Kopf zurück und schaute ihm weiter gerade in die Augen, trotz des Schauers bei der Berührung ihrer Hüften.
    Die Schritte beschleunigten sich mit der Musik, die Melodie und die alte Tanzkunst wurden verführerischer, und die Körper rückten dichter aneinander. Selbstbewusst hob sie das Kinn, schaute ihn herausfordernd an, doch ihr wurde heiß, als er ihre Taille enger umschlang und sie bei jeder Drehung näher an sich zog.
    Was zunächst als Duell begonnen hatte, war nunmehr von unwiderstehlichem Reiz, und sie fühlte, wie seine Kraft sich ihres Willens so sicher bemächtigte, als legten sich seine Lippen auf ihren Mund. Mit einem letzten Funken von Selbstbeherrschung löste sie sich aus seinen Armen, um ihre Sicherheit wiederzugewinnen. Doch er zog sie wieder an sich, und hilflos suchten ihre Augen den Mund, der gefährlich über ihr schwebte. Halb abwehrend, halb einladend öffnete sie die Lippen, und sein Mund senkte sich auf sie nieder, bis sie seinen Atem auf der Zunge spürte.
    Als die Musik endete, wirkte die Stille wie ein Donnerschlag, und sie öffnete weit die Augen.
    Christophe lächelte triumphierend. »Alle Achtung vor Ihrem Lehrer, Mademoiselle.« Seine Hände gaben ihre Taille frei, er verbeugte sich leicht, wandte sich um und verließ sie.
    Je zurückhaltender und wortkarger Christophe sich benahm, desto offener und mitteilsamer verhielt sich die Gräfin. Es schien, als spürte sie seine Verstimmung und wollte ihn herausfordern.
    »Du scheinst geistesabwesend zu sein, Christophe«, bemerkte sie arglos, als sie an dem großen Eichentisch zu Abend aßen. »Hast du Sorgen mit dem Vieh, oder handelt es sich um eine Herzensangelegenheit?«
    Entschlossen hielt Shirley den Blick auf

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