Das Schloss in Frankreich
Amerika. Reiten Sie?«
»Reiten?« wiederholte er etwas verwirrt. »Leider nein.«
»Wie schade. Christophe hat Shirley in die Reitkunst eingeführt. Macht deine Schülerin Fortschritte, Christophe?«
»Und ob, Großmutter«, antwortete er leichthin und blickte Shirley an. »Sie besitzt ein natürliches Talent. Nachdem sie ihre anfängliche Steifheit überwunden hat« -- er lächelte flüchtig, während sie sich beschämt daran erinnerte --, »kommen wir gut vorwärts, nicht wahr, meine Kleine?«
»Ja«, stimmte sie fassungslos zu, weil er nach Tagen eisiger Höflichkeit wieder einmal freundlich zu ihr war. »Ich bin froh darüber, dass Sie mich überredet haben, reiten zu lernen.«
»Zu meinem allergrößten Vergnügen.« Sein rätselhaftes Lächeln verwirrte sie nur noch mehr.
»Vielleicht werden Sie Monsieur Rollins Unterricht erteilen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.« Die Gräfin sah Shirley fest und unschuldsvoll an.
Diese Intrigantin, fauchte sie im Stillen. Sie spielt die beiden Männer gegeneinander aus und wirft mich ihnen wie einen Fleischknochen zum Fraß vor. Trotzdem musste sie lächeln, als die klaren Augen sie schelmisch anschauten.
»Das ist schon möglich, Großmutter. Trotzdem bezweifle ich, dass von heute auf morgen aus einer Schülerin eine Lehrerin wird. Dazu reichen zwei knappe Unterweisungen nicht aus.«
»Aber Sie werden doch weiterhin Unterricht nehmen, nicht wahr?« Sie wehrte Shirleys Einspruch ab und erhob sich graziös. »Monsieur Rollins, würden Sie mich bitte zu Tisch führen?« Tony lächelte zutiefst geschmeichelt und nahm den Arm der Gräfin. Doch Shirley wurde peinlich bewusst, wer wen aus dem Zimmer führte.
»Nun, meine Liebe.« Christophe streckte Shirley die Hand entgegen. »Es scheint, als müssten Sie mit mir vorlieb nehmen.«
»Mit bleibt ja nichts anderes übrig«, erwiderte sie und wehrte sich gegen ein wildes Herzklopfen, als sich seine Hand über ihren Fingern schloss.
»Ihr Amerikaner scheint ziemlich begriffsstutzig zu sein«, begann er leutselig, hielt ihre Hand fest und beugte sich beunruhigend zu ihr hinunter. »Er kennt Sie nun schon fast ein Jahr lang, und noch immer ist er nicht ihr Liebhaber.«
Sie errötete, blickte zu ihm auf und versuchte, ihre Würde zu bewahren. »Wirklich, Christophe, Sie überraschen mich. Was für eine unglaublich grobe Bemerkung.«
»Aber habe ich nicht Recht?« erwiderte er unbeirrt.
»Nicht alle Männer denken ausschließlich an Sex. Tony ist sehr warmherzig und rücksichtsvoll. Und er unterdrückt mich auch nicht so wie mancher andere Mann, den ich beim Namen nennen könnte.«
Es machte sie rasend, wie selbstbewusst er sie anlächelte. »Fliegt Ihr Puls auch so wie jetzt, wenn Sie mit Tony zusammen sind?« Seine Hand bedeckte ihr Herz, das wie ein wild gewordenes Pferd galoppierte, und seine Lippen berührten ihren Mund mit einem sanften, verhaltenen Kuss, der sich so von allen anderen unterschied, dass sie wie benebelt schwankte.
Seine Lippen berührten ihr Gesicht, streiften die Mundwinkel, doch lösten sie ihr Versprechen nicht ein. Sie beherrschten die Kunst der Verführung. Seine Zähne nagten an ihrem Ohrläppchen, und sie stöhnte auf. Sie war verzückt und zugleich betäubt von einem sanft schwelenden Wonneschauer. Leicht strichen seine Finger ihre Wirbelsäule entlang. Dann berührten sie aufregend langsam die bloße Haut ihres Rückens, bis sie hingebungsvoll in seinen Armen nachgab und ihr Mund an seinen Lippen Erfüllung suchte. Er küsste sie nur flüchtig, und dann berührte er die Mulde ihres Halses. Seine Hände liebkosten ihre Brust und streichelten zärtlich ihre Hüfte.
Sie flüsterte seinen Namen und lehnte sich kraftlos an ihn. Sie war außer Stande, zu fordern, wonach sie sich sehnte, und hungerte nach seinem Mund, den er ihr verweigerte. Sie wünschte nur, dass er Besitz von ihr ergriff, verlangte nach ihm, und ihre Arme zogen ihn flehend näher an sich heran.
»Verraten Sie mir, ob Sie jemals Tonys Namen geflüstert und Ihren Körper an ihn geschmiegt haben, als er Sie so hielt, wie ich es jetzt tue«, spöttelte Christophe leise.
Sie zuckte verblüfft zusammen und befreite sich aus seiner Umarmung. Ärger und Demütigung fochten gegen ihre Sehnsucht an. »Sie sind überheblich, Monsieur«, stammelte sie. »Es geht Sie nicht das Geringste an, wie ich mich in Tonys Gegenwart fühle.«
»Meinen Sie wirklich?« fragte er höflich. »Wir werden uns später noch darüber unterhalten.
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