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Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Das Schmetterlingsmädchen - Roman

Titel: Das Schmetterlingsmädchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Moriarty
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Vorderzimmer und fand die Nachricht. Sie war auf eine herausgerissene Seite aus einer von Louises Zeitschriften gekritzelt, eine Werbung für Palmolive-Seife mit dem Bild einer jungen Braut in Weiß und der eindringlichen Ermahnung an die Leserinnen Behalten Sie Ihren Hochzeitstagsteint . Louise hatte den Text durchgestrichen und in eine Sprechblase über dem Mund der Braut geschrieben:
    Guten Morgen, Cora! Ich hoffe, Sie genießen Ihr Bad. Ich muss dringend ins Bad, deshalb gehe ich nach drüben. Vielleicht esse ich auch etwas.
    PS: Nicht in die Luft gehen!
    L.
    Cora fand sie an der Theke der Imbissstube, wo sie mit Floyd Smithers plauderte, der an der Theke lehnte und sich offensichtlich mehr für das interessierte, was Louise sagte, als für die Wünsche seiner übrigen Kunden. Als er Cora sah, richtete er sich auf und wandte seine Aufmerksamkeit einer rauchenden Frau und ihrem kleinen Jungen zu. Cora schob sich auf den Barhocker neben Louise, die mit dem Strohhalm ihres Getränkes spielte. Es war schwer zu sagen, ob sie sich in Eile oder mit Sorgfalt angezogen hatte. Sie schien unter ihrem dünnen Kleid keine Unterwäsche zu tragen, nicht einmal einen BH. Aber ihr schwarzes Haar war glatt gebürstet.
    Sie blickte auf. »Oh! Hallo.« Sie wirkte weder besonders erfreut noch verärgert. Sie senkte den Kopf und spähte unter Coras Hut. »Ihr Haar ist noch nass. Ich hoffe, Sie haben sich nicht meinetwegen so beeilt.«
    »So ist es einfach kühler.« Cora fächelte sich mit der Speisekarte Luft zu. Sie wollte eine weitere Auseinandersetzung vermeiden. Es konnte wohl kaum Schaden anrichten, wenn das Mädchen allein über die Straße ging, um zu frühstücken. »Danke, dass du mir eine Nachricht hinterlassen hast.«
    »Hat es Ihnen gefallen? Die errötende Braut? Das dachte ich mir.« Sie nickte Floyd zu, der zurückgekommen war, um Coras Bestellung aufzunehmen. »Ich bin bloß hier, um von meinem studierten Freund Gratislektionen in Aussprache zu bekommen. Wussten Sie, dass unser Thekenbursche auf die Columbia geht?«
    Cora lächelte Floyd verhalten an. »Ich glaube, etwas in der Art gehört zu haben.«
    Floyd wich ihrem Blick aus und starrte stattdessen auf seinen Notizblock, den Kugelschreiber in der Hand. Natürlich versuchte er immer noch sein Glück bei Louise, dachte sie. Nicht weiter verwunderlich für einen jungen Mann. Man konnte kaum von ihm erwarten, dass er sich Gedanken wegen Louises Alter machte. Es war Coras Aufgabe, ihn in die Schranken zu weisen.
    Er dankte ihr für ihre Bestellung, sagte sonst aber nichts. Anscheinend war die Lektion in Aussprache beendet. Cora wartete, bis er sich entfernte, ehe sie mit Louise sprach.
    »Wenn du dir wirklich Sorgen wegen deiner Aussprache machst, zahlen deine Eltern bestimmt für richtigen Unterricht.«
    Louise schüttelte den Kopf. »Leute, die Sprechunterricht nehmen, klingen immer falsch, als würden sie einen englischen Akzent nachahmen.« Sie nickte wieder Floyd zu, der gerade mit dem kleinen Jungen eine freundliche Diskussion über Pfannkuchen führte. »Mit ihm geht es viel besser. Er spricht reines, akzentfreies Amerikanisch. Und er hat gesagt, dass er mir gern hilft.«
    »Wer hätte das gedacht.« Cora warf einen Blick auf Louises Glas. »Ist das ein Schokoladen-Milkshake?«
    Louise betrachtete stirnrunzelnd das Getränk in ihrem Glas, nahm aber trotzdem einen großen Schluck. »Ich weiß«, sagte sie schließlich und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Sie haben recht. Ich muss aufpassen. Ich werde fett.«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    Sie schob das Glas weg. »Nein. Sie haben recht. Ich muss auf mein Gewicht achten. Sie suchen am Ende des Kurses nur ein paar Mädchen für die Tanzgruppe aus, vielleicht auch gar keine. Mutter glaubt, dass ich eine gute Chance habe, aber wenn ich fett bin, schaffe ich es nie.«
    Cora hatte Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. Andererseits war Louise sehr klein und tatsächlich breiter um die Hüften als die meisten Mädchen, die man heutzutage in Zeitschriften sah. Mannequins und Schauspielerinnen waren sehr dünn geworden, nicht nur um die Taille wie ein Gibson Girl, sondern auch um die Hüften, und hatten praktisch keinen Busen. All diese Mädchen hatten sich von ihren Korsetts befreit, aber essen durften sie anscheinend nichts.
    »Das ist albern«, sagte Cora und zog ihre Handschuhe aus. »Du hast eine sehr gute Figur. Milkshakes sind für niemanden ein anständiges Frühstück. Du kannst etwas von meinem

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