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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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verformt ist, und eine kleine Perserbrücke, die aussieht, als wäre sie mit einem Fleischerbeil zerteilt worden. Und noch weiteres Zeug, das bei seinem stürmischen Übergang von einer Welt zur anderen jeglicher Umwandlung widerstanden hat. Wir sehen die geschwärzte Hülse einer Fernsehbildröhre inmitten von verstreuten Glasscherben, mehrere Duracell Mignon-Batterien, einen Kamm und – vielleicht am unerklärlichsten – einen weißen Nylonslip mit dem Wort Sonntag in zierlicher rosa Schreibschrift auf der Vorderseite. Welten sind miteinander kollidiert; hier entlang der Ostseite des Zelthospitals liegen vermischte Überbleibsel, die davon zeugen, wie gewaltig dieser Zusammenstoß war.
    Am Ende dieses mülligen Feuerschweifs – am Kopf des Kometen, könnten wir sagen – sitzt ein Mann, den wir erkennen. Wir sind es nicht gewohnt, ihn in einem solch hässlichen braunen Gewand zu sehen (und er versteht dieses Kleidungsstück offenbar nicht zu tragen, denn wenn wir ihn aus dem falschen Blickwinkel betrachten, können wir viel mehr sehen, als wir wollen), mit Sandalen statt Oxford-Schuhen oder mit diesem Haar, das zu einem groben Pferdeschwanz zusammengefasst und mit einem Stück Rohlederschnur zusammengebunden ist, aber es handelt sich unzweifelhaft um Wendell
Green. Er murmelt vor sich hin. Speichel tropft ihm aus den Mundwinkeln. Er starrt unverwandt einen unordentlichen Klumpen Büropapier an, den er in der rechten Hand hält. Er ignoriert all die dramatischeren Veränderungen um ihn herum und konzentriert sich ausschließlich auf diese eine. Sobald er herausbekommen hat, wie sein Panasonic-Diktiergerät sich in diesen kleinen Klumpen alten Papiers verwandelt hat, wird er sich vielleicht auch mit dem übrigen Krempel befassen. Aber kaum vorher.
    Wendell (wenn’s recht ist, wollen wir ihn weiter Wendell nennen und uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, welchen Namen er in diesem abgeschiedenen Winkel einer anderen Welt haben könnte, da selbst er ihn weder kennt noch kennen wollen würde) erspäht die Duracell Mignon-Batterien. Er kriecht zu ihnen hinüber, hebt sie auf und versucht, sie in den kleinen Papierklumpen zu stecken. Das geht natürlich nicht, was Wen dell aber nicht daran hindert, es stur weiter zu versuchen. Wie George Rathbun vielleicht sagen würde: »Gebt diesem Jungen eine Fliegenklatsche, dann versucht er, damit ein Abendessen zu erlegen.«
    »Gah«, sagt der im Coulee Country beliebteste investigative Reporter, während er immer wieder versucht, die Batterien in den Papierklumpen zu stecken. »Gah … rin. Gah … rin! Verdammich, gah in die …«
    Ein Geräusch – das näher kommende Klirren von etwas, was nur, Gott sei uns gnädig, Sporen sein können – unterbricht Wendells Konzentration, und er sieht mit großen, fast aus ihren Höhlen quellenden Augen auf. Sein Verstand ist vielleicht nicht für immer futsch, aber momentan zumindest mit Kind und Kegel nach Disney World aufgebrochen. Jedenfalls ist der Anblick, der sich Wendell jetzt bietet, kaum dafür geeignet, seinen Verstand irgendwann in nächster Zeit zurückzulocken.
    In unserer Welt gab es einst einen guten schwarzen Filmschauspieler namens Woody Strode. (Lily kannte ihn; Ende der Sechzigerjahre hatte sie in dem American-International-Film Execution Express , der eine Pleite wurde, mit ihm zusammen gespielt.) Der Mann, der sich jetzt der Stelle nähert, wo Wen dell Green mit seinen Batterien und seinem Papierklumpen
hockt, sieht diesem Schauspieler bemerkenswert ähnlich. Er trägt ausgebleichte Jeans, ein blaues Baumwollhemd mit wei ßen Streifen, ein Halstuch und einen schweren Revolver an einem breiten Revolvergürtel, in dem etwa vier Dutzend Patronen glitzern. Der Schädel ist kahl, die Augen liegen tief in den Höhlen. Über einer Schulter hat er an einem kompliziert geflochtenen Gurt eine Gitarre hängen. Auf der anderen Schulter sitzt ein etwas, das ein Papagei zu sein scheint. Der Papagei hat zwei Köpfe.
    »Nein, nein«, sagt Wendell mit mildem Tadel in der Stimme. »Nicht. Seh nicht. Seh nicht. Das.« Er senkt den Kopf und fummelt wieder die Batterien in den Papierklumpen.
    Der Schatten des Neuankömmlings fällt über Wendell, der sich aber resolut weigert aufzublicken.
    »Howdy, Fremder«, sagt der Neuankömmling.
    Wendell sieht weiterhin nicht auf.
    »Mein Name ist Parkus. Ich vertrete hierzulande das Gesetz. Wie heißt du?«
    Wendell verweigert eine Antwort, außer wir wollten die halb lauten Grunzlaute, die ihm

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