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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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anhielte, bräuchte sie nicht in der Hoffnung, eine gute Partie zu machen, nach London gehen.
    Als würde ihr plötzlich die Veränderung an ihm bewusst, blieb sie stehen und musterte ihn eindringlich und wachsam. Die anfängliche Belustigung verschwand aus ihren braunen Augen.
    Er erwiderte ihren ernsten Blick. »Miss Harrington, ich denke, Sie sollten nach London gehen. Sich vergnügen.«
    Ihre Wangen wurden blass, doch sie verbarg ihre Enttäuschung gut. »Meinen Sie wirklich?«
    »Ja, ich bin sogar überzeugt davon.« Er sah sie aufrichtig an. »Bitte. Verzichten Sie auf nichts um meinetwillen.«
    Sie lächelte tapfer, aber ihm entging das Zittern ihres Kinns nicht. »Nun gut, dann werde ich Ihren Rat befolgen.« Sie wandte sich ab und schaute in den wolkigen Himmel. »Ich fürchte, ich muss jetzt ins Haus zurückkehren. Meine Schuhe sind durchnässt und es sieht sehr nach Regen aus.«

     
    Als die Kinder an diesem Abend im Bett waren, setzte sich Olivia mit Lord Brightwell in die Bibliothek. Edward war weg, hatte sie gehört, um die Harringtons zu besuchen, und es bedrückte sie, daran zu denken.
    Schweigend zog der Earl ein Samtkästchen aus seiner Tasche und gab es ihr.
    Sofort fühlte sie sich unbehaglich. »Mylord, Sie sollten nicht –«
    »Das ist etwas, das ich Ihrer Mutter vor langer Zeit geschenkt habe. Etwas, das sie mir vor ihrer Abreise zurückgab. Ich möchte, dass Sie es haben.«
    Olivia schluckte, klappte das Kästchen auf und starrte auf die entzückende Halskette mit Kamee-Anhänger, die darin verpackt war. »Sie ist wunderschön. Vielen Dank.«
    Er drückte ihre Hand. »Olivia, ich habe nachgedacht. Sie bedeuten mir viel und Ihre Mutter war ein besonderer Mensch in meinem Leben. Es würde mir große Freude machen, Sie meine Tochter zu nennen.«
    Olivia errötete und senkte den Kopf.
    Dann schloss sie das Kästchen und schaute ihm ernst ins Gesicht. »Aber wir sind keineswegs sicher und jetzt … jetzt erfahren wir es vielleicht nie.«
    »Das ist mir bewusst, aber ich glaube, ich bin es Ihrer Mutter schuldig, dass ich mich um Sie kümmere, jetzt, wo sie … nicht mehr da ist.«
    Ein Gefühl der Panik stieg in ihr auf. »Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, Mylord, aber ich habe nicht den Wunsch, irgendjemandes uneheliche Tochter zu sein. Außerdem fände ich es nicht richtig, zu verkünden, ich sei Ihre Tochter, solange das alles andere als gewiss ist.«
    Er grinste. »Eine Verkündigung. Ein wunderbarer Gedanke. Ich werde meine Absicht verkünden, Sie als mein Mündel anzunehmen. Wir müssen die Blutsbande nicht erwähnen, wenn Ihnen das nicht recht ist.«
    »Aber … ist so etwas nicht höchst ungewöhnlich?«
    »Oh ja.« Er lachte in sich hinein. »Ich kann mir genau vorstellen, wie die Kameraden zueinander sagen: ›Da geht er her und macht eine hübsche junge Frau zu seinem Mündel, der schlaue alte Fuchs.‹«
    »Oh!«, rief Olivia verlegen.
    Er beugte sich vor. »Olivia, sollte es eine Rolle spielen, was diese alten Narren denken? Für mich spielt es keine Rolle. Wir kennen die Wahrheit.«
    »Aber genau das tun wir nicht«, widersprach Olivia.
    »Olivia …«
    »Bitte halten Sie mich nicht für undankbar. Ich bin Ihnen unendlich dankbar für Ihre zahlreichen Gefälligkeiten, aber Sie müssen mich nicht anerkennen.«
    »Ich will es aber.«
    Ein Teil von Olivia war tief gerührt, dass jemand ihr so herzliche Gefühle entgegenbrachte, nachdem ihr Vater so kühl zu ihr geworden war. Aber ein anderer Teil von ihr schreckte zurück. Es war einfach nicht richtig.
    »Aber was würde Ihre Familie denken?«, fragte sie.
    »Es ist mir egal, was Judith und Felix denken. Ihr Vater hat sich weit skandalöser verhalten, das versichere ich Ihnen.«
    »Und Ihr Sohn? Ist Ihnen seine Meinung auch egal?«
    Er nickte. »Doch, es ist mir wichtig, was Edward denkt. Wenn er zurückkommt, werde ich ihn fragen.«
    »Was willst du mich fragen?«, sagte Edward, der den letzten Satz seines Vaters noch gehört hatte, als er mit schnellen Schritten in die Bibliothek gekommen war.
    »Edward! Du bist früh zurück. Wir haben dich nicht erwartet.«
    Edward zuckte die Achseln. Er wollte in Miss Keenes Gegenwart nicht über die Harringtons sprechen.
    »Was wolltest du mich fragen?«, wiederholte er.
    Miss Keene wich seinem Blick aus und schien in ihrem Sessel zu schrumpfen, während der Earl seinen Plan erläuterte.
    »Das kann nicht dein Ernst sein!«, rief Edward aus. »Warum um alles in der Welt solltest du das tun? Ein

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