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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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»Sind Sie sicher, dass das klug ist, Mylord?«
    »Ich finde nicht, dass sie gefährlich aussieht«, warf der Mediziner ein.
    »Ist das Ihre professionelle Diagnose?« Bradleys Ton war schneidend. »Dann werden Sie mir dafür bürgen.«
    »Aber –«, versuchte Hackam es erneut. »Sie könnte sich immer noch als Diebin erweisen.«
    »Dann werden Sie am Ende doch noch Ihre Chance bekommen, sie auszupeitschen.«
    Olivia versank erneut in der Dunkelheit, dank einer hohen Dosis Laudanum. Und aus Angst.
    Edward und der Wachtmeister halfen Dr. Sutton, die junge Frau hinten in Suttons Pferdewagen unterzubringen.
    »Wenn wir gerade vom Transportieren sprechen«, sagte der Arzt, »ich hoffe sehr, dass die Reise nach Italien Ihrer Mutter gut tut.«
    »Danke, Sutton. Das hoffe ich auch.«
    »Viele meiner Kollegen bestätigen die wohltuende Wirkung eines warmen mediterranen Winters für ihre Patienten.«
    »Können Sie dem beipflichten?«
    »Was ich auf jeden Fall bestätigen kann , ist die wohltuende Wirkung, wenn man einem nasskalten Winter in England aus dem Weg geht. Das empfehle ich aus tiefster Überzeugung. Wann reisen sie ab?«
    »Morgen.«
    Der Arzt nickte. »Dann wünsche ich ihnen alles Gute.«
    Der Wachtmeister hatte ihnen gerade gute Nacht gewünscht und war zum Schwanen zurückgekehrt, als der Pfarrer, Mr Charles Tugwell, über die gepflasterte Straße zu ihnen kam. »Guten Abend, die Herren.« Sein Blick huschte von den Männern zu der bewusstlosen jungen Frau und seine braunen Augen verdüsterten sich vor Sorge. »Was ist denn hier los?«
    »Charles«, antwortete Edward schnell. »Ich fürchte, Sie treffen mich zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Kann ich vielleicht nächste Woche im Pfarrhaus vorbeikommen?«
    »Natürlich, gern. Aber diese junge Frau – ich kenne sie!«
    Edward war verblüfft. »Tatsächlich?«
    »Das heißt, ich bin ihr heute in der Nähe des Flusses begegnet. Was ist ihr zugestoßen?«
    »Sie wurde beim unerlaubten Betreten des Geländes von Brightwell Court erwischt und, so leid es mir tut, von einem männlichen Gefangenen in der Arrestzelle angegriffen.«
    »Du liebe Güte!«
    »Sutton glaubt, dass sie sich bald wieder erholen wird.«
    »Gott sei Dank.« Der Geistliche schüttelte den Kopf. »Eine junge Frau wie sie, zusammen mit einem Kriminellen eingeschlossen!«
    »Wir wissen nicht, ob sie nicht auch eine Kriminelle ist.«
    Wieder schüttelte Mr Tugwell den Kopf. »Sie kam mir wie eine vornehme, höfliche Dame vor.«
    »Eine Dame?«, wiederholte Edward spöttisch. »Was ist das für eine Dame , die hinter Bäumen lauert, am Abend ohne Begleitung unterwegs ist und private Gespräche belauscht?«
    »Eine verzweifelte Dame, das steht fest, aber wir sollten mit unserem Urteil nicht vorschnell sein. Ich habe sie selbst zu Miss Ludlow begleitet, wo sie die Handschuhe ersetzen wollte, die ihr bei einem Malheur abhanden gekommen waren. Ich glaube, sie sagte, sie sei auf dem Weg nach St. Aldwyns, um eine Stelle zu suchen.«
    »Und natürlich haben Sie ihr geglaubt.«
    Der Pfarrer musterte ihn nachdenklich. »Haben Sie einen Grund zu der Annahme, sie sei von etwas anderem als Neugier angetrieben worden? Meine eigenen Jungen waren versucht, heute Abend nach Brightwell Court hinüberzuschleichen und einen Blick zu erhaschen … auf all die vornehmen Kutschen und Pferde, Lakaien und Musiker und was weiß ich noch alles. Ich musste Hesekiel ohne Abendessen zu Bett schicken und Tom verbieten, sein Fenster aufzulassen in der Hoffnung, die Musik zu hören. Jeder im Dorf wusste von der Gesellschaft. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass Miss Ludlow es ihr gegenüber erwähnte. Die junge Frau sollte heute Abend zum Pfarrhaus kommen und in unserem Gästezimmer schlafen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich habe mich gefragt, was aus ihr geworden ist, und habe eben bei Miss Ludlow vorbeigeschaut, um zu sehen, ob sie ihre Pläne geändert hat. Wahrscheinlich hat sie einen kurzen Umweg gemacht, um einen Blick auf das Treiben beim Herrenhaus zu werfen, mehr nicht. Bitte beschmutzen Sie nicht ihren Ruf, indem Sie sie als Kriminelle bezeichnen, bevor sie sich erholt hat und Sie ihre wahren Absichten erfahren.«
    »Unabhängig von ihren Absichten hat sie wahrscheinlich –« Edward unterbrach sich mit einem Seitenblick auf Sutton und schwieg, während der Arzt auf die Bank seines Pferdewagens stieg.
    »Hat sie wahrscheinlich – was?«, hakte Tugwell nach.
    Edward senkte die Stimme. »Das kann ich nicht sagen. Aber es ist

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