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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Miss Tugwell ans Klavier und sagte: »Das Tanzen wäre so viel leichter, wenn der Rhythmus gleichmäßiger und die Noten betonter wären. Ich werde Sie ablösen, wenn ich bitten darf.«
    Während ihre Ohren und Wangen rot anliefen, stand Olivia auf, knickste kurz und wandte sich Richtung Tür, in der Hoffnung, schnell zu entkommen. Mr Tugwells Stimme ließ sie innehalten. »Miss Keene, tanzen Sie mit?«
    Ein zweites Kindermädchen wurde gebeten, im Kreis der Familie zu tanzen? Sogar sie wusste, dass das unschicklich war. Eine peinliche Stille trat ein. Olivia schüttelte den Kopf. Inzwischen brannte ihr ganzes Gesicht.
    »Aber meine Partnerin hat mich im Stich gelassen. Haben Sie Mitleid mit mir.«
    Einige der Anwesenden tauschten schockierte Blicke, unter ihnen auch Miss Harrington.
    Augusta Tugwell schlug zur Einstimmung ein paar kräftige Töne an. »Mach dich nicht lächerlich, Charles.«
    »Gut, dann habe ich Mitleid mit Ihnen, Mr Tugwell«, sagte Judith Howe und erhob sich. Sie warf Olivia einen verständnisvollen Blick zu, der Olivias Verlegenheit etwas linderte. Mrs Howe wandte sich wieder an den Pfarrer. »Das heißt, wenn Sie es nicht unangebracht finden.«
    »Keineswegs, Madam. Sie sind ja nicht erst seit Kurzem verwitwet.« Er verbeugte sich.
    Eine Witwe und ein Witwer , schoss es Olivia durch den Kopf, aber sie konnte sich die beiden nicht als zukünftiges Ehepaar vorstellen.
    Der nächste Tanz begann. Miss Tugwell spielte einen lebhaften, präzisen schottischen Reel. Sein militärischer Takt rief bei Olivia das Bild von Soldaten wach, die in den Krieg zogen.
    Nachdem Olivia auf diese Weise entlassen worden war, fühlte sie sich einsam und stahl sich ins Untergeschoss, in der Hoffnung, Mrs Moore anzutreffen und mit der freundlichen Frau am warmen Küchenherd ein Glas Apfelwein zu trinken. Als sie am Aufenthaltsraum der Dienerschaft vorbei kam, schoss eine Gestalt zur Tür heraus und packte sie an den Schultern. Erschrocken schrie sie auf, gerade, als Johnny sie voll auf den Mund küsste.
    Er lächelte schelmisch und schaute über ihren Kopf. »Sie sind unter dem Mistelzweig, Livie. Also schlagen Sie mich nicht, auch wenn ich Ihnen von den Augen ablesen kann, dass Sie es gern tun würden.«
    Ihre Hand hatte das brennende Verlangen, genau das zu tun, aber sie widerstand dem Impuls.
    Er runzelte plötzlich die Stirn. »Haben Sie gerade eben ein Geräusch gemacht?«
    Oh nein … Sie zauderte und zuckte die Achseln.
    Er grinste. »Sie zu küssen hat mich ganz durcheinander gebracht, das ist alles.« Er beugte sich vor, um sie noch einmal zu küssen, doch sie befreite sich von ihm.
    Kopfschüttelnd ging sie weiter. Ihr wurde bewusst, dass Johnny nicht hatte ahnen können, dass sie nach unten kommen würde. Wem hatte er dann in Wirklichkeit aufgelauert? Vielleicht hätte sie ihm doch eine Ohrfeige verpassen sollen.
    Als sie die Küchentür erreichte, hörte Olivia das Summen leiser Stimmen. Sie blieb stehen, um hinter dem Türrahmen hervorzuspähen.
    Mrs Moore saß auf einem Hocker am Tisch, die Ellbogen auf den Tisch gestützt, die Hände um eine große Tasse vor sich gelegt. Ihr gegenüber saß Mr Croome und trank das Glas Apfelwein, auf das Olivia selbst gehofft hatte.
    Sie war verblüfft, ihn hier zu sehen, den Kopf gebeugt, offenbar aufmerksam auf das lauschend, was Mrs Moore sagte. Olivias egoistische Enttäuschung wich einem edleren Gefühl, das nur durch den heiligen Feiertag zu erklären war: Sie war froh, dass der grantige Einsiedler am Heiligen Abend nicht allein war.
    Plötzlich sprang der Mann auf die Füße und warf dabei fast den Hocker um, auf dem er eben noch gesessen hatte. »Ich wäre Ihnen dankbar, Madam, wenn Sie mich nie wieder danach fragen würden.«
    »Avery …«, erwiderte Mrs Moore beschwichtigend und versuchte den Mann mit leiser Stimme zu überreden, wieder Platz zu nehmen. Olivia wartete nicht ab, ob es ihr gelingen würde, sondern zog sich zurück.
    Resigniert stieg Olivia die Treppe hoch. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als direkt in ihr Zimmer zu gehen und ins Bett zu fallen, aber sie wusste, dass sie nach den Kindern sehen sollte. Sie kehrte zum Empfangszimmer zurück und blickte durch die teilweise offene Tür. Der Ball war offenbar zu Ende. Sie hörte nur das Summen der Gespräche unter Erwachsenen und gelegentlich den Ausbruch jugendlichen Gelächters. Die Erwachsenen hatten es sich wieder vor dem Feuer gemütlich gemacht, während Audrey mit den Tugwell-Jungen am

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