Das Schweigen der Schwaene
erzählen willst, auf was ich mich da eingelassen habe, oder etwa doch? «
»Ich habe es in Erwägung gezogen, aber das hätte dir die Entscheidung nur unnötig schwer gemacht.« Er lächelte. »Ohne sie am Ende zu beeinflussen, nicht wahr? «
»Also hast du mich über ihre Geschichte im dunkeln gelassen, um mir unnötige Sorgen zu ersparen«, stellte Joel sarkastisch fest.
»Zum einen deshalb, und zum anderen, um mir selbst deine Gegenargumente zu ersparen. Ist ein fait accompli nicht wesentlich einfacher? «
»Nein.«
»Doch, natürlich ist es das.«
»In der Akte bin ich als der behandelnde Arzt aufgeführt. Ich werde derjenige sein, dem man die Schuld an der Fälschung der Akte gibt.«
Nicholas schüttelte den Kopf. »Ich habe das von dir unterschriebene Original der Erlaubnis zu ihrer Verlegung.
Wenn du es brauchst, gebe ich es dir.«
»Aber nur, wenn es dir in den Kram paßt, nehme ich an.«
»Nein.« Nicholas begegnete seinem Blick. »Ich habe dir versprochen, daß ich dich schützen werde. Und ich werde mein Wort halten, Joel.«
Joel bedachte ihn mit eine
m bösen Blick. Er wußte, daß
Nicholas sein Versprechen halten würde, aber seine Methoden gefielen ihm nicht. »Ich mag es nicht, wenn man mich manipuliert.«
»Ich habe nicht dich, sondern die Akte manipuliert.« Er warf einen Blick auf die unterschriebene Operationsgenehmigung.
»Und im Grunde bist du gar nicht wirklich wütend auf mich, sondern du machst dir Sorgen um deine Patientin. Geht es ihr immer noch nicht besser? «
»Sie steht kurz davor, den Verstand zu verlieren«, sagte Joel.
»Aber in dieser Beziehung kann ich einfach nichts für sie tun.
Was in aller Welt nützt ihr ein neues Gesicht, wenn sie in eine geschlossene Anstalt eingeliefert werden muss? «
»Das werden wir nicht zulassen.«
»Worauf du wetten kannst.« Er stach Nicholas seinen Zeigefinger in die Brust. »Aber diese Sache ziehe ich nicht alleine durch. Du fährst nicht nach Idaho zurück, sondern bleibst schön hier, wo ich dich jederzeit erreichen kann. Habe ich mich klar ausgedrückt? «
»Sehr klar.« Ein Lächeln flog über sein Gesicht. »Aber du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich ein Hotelzimmer in der Stadt besorge? Ich bin allergisch gegen Krankenhäuser.«
»Geh, wohin du willst, solange du nur in Rufbereitschaft bleibst.«
Zum Zeichen, daß er sich geschlagen gab, hob Nicholas die Hände in die Luft. »Ich werde tun, was immer du von mir verlangst.«
»Ja, sicher.« Ohne ein weiteres Wort wandte sich Joel von ihm ab.
Bellevigne, Frankreich
»Sie haben es versaut«, sagte Philippe Gardeaux mit sanfter Stimme. »Ich mag es nicht, wenn jemand Fehler macht, Paul.«
»Ich hätte nicht gedacht, daß sie sich derart verzweifelt wehrt.«
Paul Maritz runzelte die Stirn. »Und außerdem hätte ich nicht gedacht, daß sie den Sturz überlebt.«
»Sie hätten sich nicht auf den Sturz vom Balkon verlassen müssen, wenn Sie Ihre Arbeit anständig gemacht hätten. Ein Stich hätte reichen müssen. Aber Sie haben sich mal wieder einen Spaß aus der Sache gemacht, nicht wahr? «
»Vielleicht.« Maritz verzog schmollend das Gesicht.
»Und Sie haben das Kind umgebracht. Wie oft muß ich Ihnen noch sagen, daß man Kinder und Tiere stets verschont? Aus irgendeinem Grund erregt ihre Ermordung mehr Ärger als das Abschlachten von hundert Erwachsenen.«
»Nachdem ihre Mutter über das Balkongeländer fiel, ist sie mir nachgerannt. Sie hat mich geschlagen.«
»Und Ihnen blieb bei der Verteidigung gegen eine Vierjährige keine andere Wahl«, stellte Gardeaux trocken fest.
»Vielleicht hätte sie mich wiedererkannt. Schließlich war das nach unserer Begegnung nachmittags in der Höhle schon das zweite Mal, daß sie mich gesehen hat.«
»In der Höhle hatten Sie eine Schutzbrille und eine Maske auf«, sagte Gardeaux. »So billige Entschuldigungen mag ich nicht.
Geben Sie einfach zu, daß Sie frustriert waren und daß Sie Ihre Wut an irgendwem auslassen mußten, und dann verzeihe ich Ihnen den Fauxpas.«
»Ich schätze, ich... vielleicht war ich tatsächlich ein bißchen sauer«, murmelte er.
»Also, war das jetzt so schwer? « Gardeaux lehnte sich in seinem Sessel zurück und hob sein Weinglas an den Mund.
»Geben Sie einfach Ihre Fehler zu, und schon ist alles gut. Das Kind war ein Fehler, aber so schlimm war er auch wieder nicht.
Die Frau wurde in ein Krankenhaus in den Staaten verlegt, und höchstwahrscheinlich kommt sie durch. Falls Sie der
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