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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Informationssystem, über das man in Tausende von Zeitungen und Zeitschriften kommt. Sie brauchen nur ein Stichwort einzugeben, und schon sucht es Ihnen alles raus, was in den letzten zehn Jahren darüber erschienen ist.«
    »Kann ich auch einfach einen Namen eingeben? «
    »Sicher. Aber vielleicht müssen Sie sich dann erst durch einen Haufen ähnlicher Namen kämpfen. Wen suchen Sie? «
    »Paul Maritz.«
    Er fand zwei Artikel über einen Paul Maritz und rief sie für sie auf. Einer betraf einen Drehbuchautor, dem ein Preis verliehen worden war, und in dem anderen ging es um einen
    Feuerwehrmann, der ein Kind gerettet hatte. Keiner der beiden konnte ihr Maritz sein. Eigentlich hatte sie auch nicht erwartet, daß es irgendeine Erwähnung des Mörders gab, aber ein Versuch schadete ja nichts.
    »Sonst noch was?«
    »Philippe Gardeaux.« Der Name war ungewöhnlich, und sie bezweifelte, daß sie hier auf dieselben Schwierigkeiten stoßen würde. Was nicht bedeutete, daß die Ausbeute größer wäre als bei dem anderen Kerl. Aber Tanek hatte gesagt, er beginge Verbrechen im großen Stil. Also gab es doch sicher Berichte über Verhaftungen, Gerichtsverfahren... irgendwas.
    Treffer. Nachdem sie zwei verschiedene Schreibweisen ausprobiert hatten, fanden sie drei Artikel über Philippe Gardeaux. Einen im Time Magazin. Einen in einer Sportzeitung.
    Einen in der New York Times.
    »Ganz schön lang. Wollen Sie sie lesen? « fragte Ralph.
    »Nein. Ich hätte sie gerne ausgedruckt, falls das möglich ist.«
    »Sicher.« Ralph markierte die Stichworte, unter denen die Artikel gespeichert waren, gab den Druckbefehl ein und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Schreiben Sie einen Artikel über ihn? «
    »Was? «
    »Wir haben ziemlich oft irgendwelche Autoren oder
    Journalisten hier, die das Programm für ihre Recherchen benutzen.«
    »Vielleicht.« Sie beobachtete das Papier, das aus dem Drucker kam, und als er ihr schließlich den Stapel Blätter aushändigte, sah sie ihn an.
    »Was bin ich Ihnen schuldig? «
    »Nichts. Schließlich habe ich es in meiner Mittagspause gemacht. Es war mir ein Vergnügen.«
    Sie konnte nicht zulassen, daß er keine Entlohnung für seine Hilfe bekam, denn schließlich waren Collegestudenten für ihren chronischen Geldmangel berühmt. »Das kann ich unmöglich annehmen...« Doch ebensowenig durfte sie seinen Stolz verletzen, indem sie ihn zur Annahme eines Scheins nötigte.
    Verdammt, sie wollte die Artikel lesen, und zwar jetzt. Sie seufzte. »Nun, haben sie dann vielleicht wenigstens Zeit, um mit mir in ein nahe gelegenes Restaurant zu gehen und dort mit mir Mittag zu essen? «
    Seine Augen hinter der schildpattgerandeten Brille blitzten begeistert auf. »Und ob.«
    Sie stopfte die Ausdrucke in die Handtasche und stand auf.
    »Dann lassen Sie uns gehen. Ich möchte schließlich nicht, daß Sie den Zorn Ihrer Chefin auf sich ziehen, indem Sie zu spät zurückkommen. Gibt es irgendwo hier in der Nähe ein Restaurant? «
    »Ja.« Er zögerte. »Aber macht es Ihnen etwas aus, mit mir in den Hungry Peasant zu gehen? Er ist nur ein paar Blocks von hier entfernt.«
    »Ist das Essen besser dort? «
    »Nein, aber eine Menge von meinen Freunden treiben sich dort herum.« Er grinste. »Und ich möchte, daß sie mich mit Ihnen sehen.«
    Er wollte mit ihr angeben, als wäre sie irgendeine Trophäe.
    Offenbar hatte das Gesicht, das ihr von Joel verliehen worden war, diesen netten Jungen dazu bewegt, ihr behilflich zu sein, aber zugleich wurde sie auf ihr Äußeres reduziert. Schönheit schien nicht nur ein Segen zu sein.
    Aber Ralph sah sie so treuherzig an, und sie schuldete ihm etwas für seine Freundlichkeit, so daß sie in resigniertem Ton sagte:
    »Also sehen wir uns mal nach einem Plätzchen im Hungry  Peasant um.«
    Um fünf vor eins kam Nell wieder vor dem Kaufhaus Dayton's an.
    Tania wartete bereits auf sie, und Nell fuhr zusammen, als sie ihre Miene sah. »Tania, es tut mir leid, aber ich mußte unbedingt...«
    »Sagen Sie nichts«, fiel ihr Tania ins Wort. »Ich bin so wütend, daß ich Sie am liebsten vor ein Auto stoßen würde.« Sie trat an den Bordstein und winkte. »Da drüben ist Phil. Wir werden darüber reden, wenn wir wieder in der Klinik sind.«
    Als sie in den Wagen stieg, bedachte Phil sie ebenfalls mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das hätten Sie nicht tun sollen, Nell.«
    »Fahren Sie uns zurück in die Klinik, Phil«, sagte Tania barsch, während sie Nell einer kühlen Musterung

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