Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich immer noch vergeblich auf seinen gestohlenen Lieferwagen. An
Awesome Blossoms
grenzten das Antiquitätengeschäft von Lisa Gunzelman und die Boutique
Wellington’s
. Auf der anderen Straßenseite befanden sich eine Bäckerei mit dem Namen
Neverland Cakes
und ein Geschäft, das Designer-Handtaschen in der Auslage hatte.
    Alle Schaufenster waren mehr oder weniger geschmackvoll für den bevorstehenden «Spring Fling» dekoriert worden, eines der vielen Festivals von Perry Hollow, mit denen Tagesausflügler aus Philadelphia und New Jersey angelockt werden sollten. Im letzten Jahr hatte das Frühlingsfest mit seinem Blumenmarkt und dem Riesenrad Tausende von Besuchern angezogen. An Beliebtheit übertroffen wurde es nur vom Straßenfest am Unabhängigkeitstag im Juli, das neben Klamauk und Köstlichkeiten auch ein großes Feuerwerk zu bieten hatte, und von der Halloween-Party im Oktober, die Touristen mit buntem Herbstlaub und heißem Apfelwein lockte.
    Ob diese Großereignisse nach dem brutalen Mord, den es in Perry Hollow gegeben hatte, auch weiterhin so gut besucht sein würden, blieb abzuwarten.
    Kat zog in ihrem Crown Vic die Blicke aller Fußgänger auf sich. Inzwischen hatte wohl jeder von dem schrecklichen Verbrechen erfahren, und Kat glaubte, in vielen Gesichtern Angst und Sorge erkennen zu können. Wahrscheinlich hofften alle, dass sie den Mörder schon bald überführt haben würde.
    Nur einer blieb nicht stehen, als Kat vorüberfuhr. In Hemd und Krawatte eilte er auf die Straße und wäre ihr fast vor die Stoßstange gelaufen, hätte Kat nicht reaktionsschnell auf die Bremse getreten. Mit einer Handbewegung forderte er sie auf, das Fenster herunterzulassen.
    «Hallo, Martin», grüßte sie.
    Wie sie selbst war Martin Swan nie dazu gekommen, die Stadt zu verlassen. Immerhin hatte er die Temple University besucht und Journalismus studiert, war aber nach dem Tod seiner Mutter gezwungen gewesen, nach Perry Hollow zurückzukehren. Die
Gazette
hatte ihn als Reporter angestellt, womit er letztlich zufrieden zu sein schien.
    «Hast du kurz Zeit, Kat?», fragte er. «Ich würde dir gern ein paar Fragen über George Winnick stellen.»
    «Die Ermittlungen laufen», antwortete Kat. «Ich kann dir noch nicht viel dazu sagen. Wenn ich mehr weiß, melde ich mich.»
    Martin ließ sich nicht abwimmeln. Er zückte einen Stift und ein kleines Notizheft. «Wurde George ermordet?»
    Die Antwort war ja. George hatte sich seinen Mund nicht selbst zugenäht. Und er war auch nicht freiwillig in eine Holzkiste gestiegen, die am Straßenrand stand. Aber bevor die Todesursache nicht amtlich war, würde Kat kein Wort darüber verlieren.
    «Das wissen wir noch nicht», sagte sie. «Wir müssen die Autopsie abwarten.»
    «Stimmt es, dass er in einem grob zusammengenagelten Sarg gefunden wurde?»
    Leider konnte Kat einer Antwort nicht ausweichen. Es gab neben dem LKW -Fahrer etliche weitere Zeugen.
    «Es war eine Holzkiste, kein Sarg», korrigierte sie halbherzig.
    Sie hatte erwartet, dass Martin die verfrühte Todesanzeige erwähnen würde, die an die Zeitung gefaxt worden war. Er tat es nicht. Henry Goll hatte also Wort gehalten.
    Der Gedanke brachte sie selbst auf eine Frage, die sie Martin sofort stellte.
    «Wie gut kennst du Henry Goll?»
    Martin zeigte ihr ein halbes Lächeln. «Du bist heute schon die zweite Person, die mich nach ihm fragt.»
    «Wer war die erste?»
    «Meine Schwester», antwortete er. «Sie findet, er hat eine angenehme Telefonstimme, und wollte wissen, ob der Rest dazu passt.»
    «Und was hast du gesagt?»
    «Ja, aber nur, wenn seine Stimme einen Sprung hat.»
    Kat verstand die Anspielung auf Henrys Narbe und legte die Stirn in Falten. Martin bemerkte es und entschuldigte sich sofort.
    «Zugegeben, das war nicht nett. Für sein Aussehen kann er nichts.»
    «Weißt du, was mit ihm los ist?»
    Martin schüttelte den Kopf. «Keine Ahnung. Henry Goll ist ein Buch mit sieben Siegeln.»
    «Den Eindruck habe ich auch», sagte Kat. «Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest – ich muss weiter.» Sie legte den Gang ein und fuhr langsam los. Martin folgte auf Höhe des offenen Seitenfensters.
    «Bitte, komm schon», bettelte er. «Ich muss bis spätestens sieben Uhr eine Story abliefern und habe nichts, woraus eine werden könnte.»
    «Ich auch nicht. Ich wünschte, ich könnte dir mehr sagen.»
    Martin konnte nicht mehr Schritt halten. «Gibt es Verdächtige?», rief er.
    «Wir gehen jeder Spur

Weitere Kostenlose Bücher