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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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auf der Straße schon was rumgesprochen?», fragte sie.
    «Noch nicht, aber Lisa Gunzelman ruft ständig an. Ich habe ihr gesagt, dass du ihr Bescheid gibst.»
    Das tat Kat um halb acht. In knappen Worten teilte sie der Mutter mit, dass Troy verschwunden sei, die Polizei nach ihm suche und sie, Lisa, zu Hause am Telefon bleiben möge. Von der Todesnachricht sagte sie nichts. Oder von George Winnick. Oder von ihren Befürchtungen.
    Gleich darauf rief Kat Lou van Sickle an und bat sie, James von Jeremys Haus abzuholen und auf ihn aufzupassen, bis sie wieder zu Hause sein würde. Gemeinsam zu Abend zu essen und das Feuerwerk zu genießen kam nicht mehr in Frage.
    «Sag ihm einfach, dass ich noch arbeiten muss», riet Kat. «Mach ihm was zu essen und schau dir mit ihm das Feuerwerk an. Dann bring ihn bitte ins Bett und sag ihm, dass ich ihn liebhabe.»
    Das erste Mitglied von Nick Donnellys Einsatzgruppe kam kurz nach acht. Es war Tony Vasquez. Er grüßte Kat auf dem Parkplatz, indem er ihr die Hand zum Abklatschen hinhielt. Als er Henry Goll sah, sagte er: «Sie wieder. Sind Sie ein Kollege oder Reporter?»
    «Weder noch», antwortete Henry.
    «Und was machen Sie dann hier?»
    Die Wahrheit war, dass Kat Henry nicht gehen ließ. Sie wollte ihn im Auge behalten. Er wünschte zwar keinen Polizeischutz, brauchte ihn aber, und fürs Erste war er in ihrer Nähe am besten aufgehoben.
    «Er gehört zu mir», erklärte sie.
    Vasquez gab sich mit der Antwort zufrieden. «Ich habe Nick angerufen und ihm gesagt, was passiert ist. Er versucht, gleich zu kommen.»
    «Wo ist er jetzt?»
    «Im Staatsgefängnis von Binghamton, New York. Er vernimmt den Betsy-Ross-Killer.»
    Den Betsy-Ross-Killer, der, wie sich jetzt herausstellte, nicht der Mörder von George Winnick war. Kat hätte eigentlich wütend darüber sein sollen, darüber nicht früher unterrichtet worden zu sein. Doch dazu fehlte ihr die Zeit. Ein Einwohner der Stadt war verschwunden, und sie musste ihn finden.
    «Wie kann ich helfen?», fragte Tony.
    «Stellen Sie einen Suchtrupp zusammen.»
    «Und wo sollen wir anfangen zu suchen?»
    Kat wusste es nicht. Falls Troy noch lebte, was von Minute zu Minute unwahrscheinlicher wurde, war er womöglich dort, wo sich der Mörder auch an George Winnick zu schaffen gemacht hatte. Falls er bereits tot war, konnte seine Leiche überall sein, vielleicht sogar an der Stelle, wo George gefunden worden war.
    «Auf der Old Mill Road», antwortete sie. «Und kontrollieren Sie jeden Pick-up, der vorbeifährt.»
    Tony war gerade verschwunden, um Freiwillige zusammenzutrommeln, als Rudy Taylor aufkreuzte. Er trug einen Smoking und sah aus wie ein Abiturient auf dem Weg zum Abschlussball.
    «Ich bin Ersatzgeiger im Symphonieorchester von Philadelphia», erklärte er sein Outfit. «Wir haben im Kunstmuseum ein Konzert zum Unabhängigkeitstag.»
    Kat war es egal, woher er kam oder was er anhatte. Sie brauchte jemanden, der so scharfsinnig Spuren zu analysieren verstand wie er.
    Sie führte ihn durch den Umkleideraum zu Troys Spind. Darin lag immer noch das tote Eichhörnchen.
    «Ausgestopft. Wie die Katze.»
    Rudy lockerte seinen Krawattenknoten und schaute sich um. «Hier ist jede Menge DNA . Schweiß. Schamhaare. Unzählige Fingerabdrücke. Wird nicht leicht sein.»
    Als sich Rudy an die Arbeit machte, ging Kat nach draußen. Henry hockte mit dem Rücken zur Hauswand auf dem Gehweg und wartete auf sie. Die Kevlar-Weste lag neben ihm auf dem Boden.
    «Ich könnte Sie jetzt nach Hause bringen», sagte Kat. «Steigen Sie ein, bevor ich es mir anders überlege.»
    Ohne ein Wort zu sagen, schnappte sich Henry die Weste, stand auf und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Kat setzte sich hinters Steuer. Sie hatte den Motor gerade gestartet, als die Stimme von Carl Bauersox durch das Funkgerät krächzte.
    «Chief? Bist du da?»
    «Ja. Was ist?»
    «Schlechte Nachrichten. Gerade hat jemand aus der Squall Lane angerufen.»
    Die kleine Straße führte, von hohen Kiefern überschattet, am Westufer des Lake Squall entlang. Es gab dort mehrere millionenschwere Ferienhäuser, die sich reiche Leute aus Philadelphia gebaut hatten, um ab und zu mal Landluft schnuppern zu können.
    «Was wollte er?»
    «Er sagt, auf dem See schwimmt ein Sarg.»
    Kat registrierte die Wortwahl des Anrufers. Nicht Kiste, sondern Sarg. Dasselbe hatte der LKW -Fahrer gesagt, der George Winnick entdeckt hatte.
    «Ich mache mich auf den Weg. Wir treffen uns an der Anlegestelle. Beeil

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