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Das Schweigen des Sammlers

Das Schweigen des Sammlers

Titel: Das Schweigen des Sammlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Cabré
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als dich zu bewundern. Und in diesem Augenblick kam der Angriff von hinten: Llorenç drosch ein paar Mal auf seinen Vater ein, als wäre Bernats Rücken ein Punching-Ball.
    »He, hör sofort auf!«
    »Du sollst nicht mit der Mama schimpfen!«
    »Geh ins Bett«, befahl Tecla und nickte verschwörerisch in Richtung Kinderzimmer. »Ich komme gleich.«
    Llorenç schlug noch zwei, drei Mal auf seinen Vater ein, und Bernat dachte, alle sind gegen mich, keiner will, dass ich schreibe.
    »Täusch dich nicht«, sagte Adriá, als Bernat ihm davon erzählte, während sie beide den Carrer Llúria hinuntergingen, Bernat mit der Geige unter dem Arm auf dem Weg zu einer Probe, Adrià auf dem Weg zu Ideengeschichte II.
    »Wie soll ich mich denn täuschen? Nicht mal mein Sohn gesteht mir das Recht zu, mich zu beschweren!«
    Liebste Sara: Die Zeit, von der ich hier berichte, liegt viele Jahre zurück, als du noch die Erfüllung meines Lebens warst. Wir alle sind alt geworden, und du hast mich zum zweiten Mal allein gelassen. Wenn du mich hören könntest, würdest du ganz bestimmt sorgenvoll den Kopf darüber schütteln, dass Bernat nach wie vor Texte schreibt, die niemanden interessieren. Manchmal macht es mich wütend, dass ein Musiker mit seiner Fähigkeit, einem Instrument solche Töne zu entlocken und eine so dichte Atmosphäre zu schaffen, sich als so unfähig erweist; nicht etwa, genial zu schreiben, sondern einzusehen, dass seine Figuren und seine Geschichten uns nicht im Geringsten interessieren. Kurz gesagt, auch bei uns hat das, was Bernat schreibt, null Echo ausgelöst, keine Rezension, keine Kritik und keine Verkäufe. Und jetzt will ich mich nicht weiter in dieser Weise über Bernat auslassen, denn sonst werde ich bitter, und ich habe genug andere Sorgen, bevor mir die Stunde schlägt.
    Etwa zu dieser Zeit … ich glaube, das habe ich gerade schon einmal gesagt. Wie wichtig ist chronologische Genauigkeit in all dem Durcheinander, das ich hier bisher bewiesen habe? Auf jeden Fall begann Lola Xica, sich über jede Kleinigkeit aufzuregen, die Tusche, die Kohle und die Farbstifte, die Sara benutzt, machen alles schmutzig.
    »Aber sie bewahrt doch die Kohle und die anderen Sachen in ihrem Atelier auf.«
    »Von wegen. Vor ein paar Tagen hat sie das Bild im Esszimmer abgemalt, und nun sagen Sie mir mal, wer auf so eine Idee kommt, ein Bild ohne Farbe zu malen. Und dann lässt sie ihre schmutzigen Lappen herumliegen, und ich muss alles sauber machen.«
    »Lola Xica.«
    »Caterina. Und die Handtücher aus dem Bad, weil sie immer schwarze Hände hat … Wahrscheinlich ist das bei Franzosen so üblich.«
    »Caterina.«
    »Was.«
    »Künstlern muss man ihren Willen lassen.«
    »Die fangen so an«, sie zeigte ein Stück Finger, aber ich unterbrach sie, bevor sie mir ihren ganzen Arm zeigen konnte.
    »Sara ist hier die Hausherrin, und es wird gemacht, was sie will.«
    Ich weiß, dass ich sie mit dieser Ermahnung verärgerte. Aber ich wartete, bis sie mitsamt ihrer Empörung schweigend das Arbeitszimmer verlassen hatte und mich mit meinen Eingebungen allein ließ, die eines Tages ein wenig Licht in mein Gestammel bringen und es zu La voluntat estética zusammenfügen würden, dem Essay, der mir von allem, was ich geschrieben habe, der liebste ist.
    »Du hast den Urgell im Esszimmer abgezeichnet?«
    »Ja.«
    »Darf ich die Zeichnung mal sehen?«
    »Sie ist nicht …«
    »Zeig’s mir.«
    Nach kurzem Zögern gabst du nach. Ich sehe dich noch vor mir, wie du ein wenig zaudernd die riesige Mappe aufschlugst, in der du alles aufbewahrtest, dessen du dir nicht sicher warst, und die du überall mit hin nahmst. Du legtest das Blatt auf den Tisch. Die Sonne ging nicht bei Trespui unter; aber der dreistöckige Glockenturm des Klosters von Santa Maria de Gerri schien allein durch Saras Kohlestrich zum Leben erwacht. Du hattest all seine vom Alter und der Zeit eingegrabenen Runzeln und Narben erahnt. Du warst so begabt, Liebste, dass du mit wenigen Strichen ganze Jahrhunderte der Geschichte in Schwarz, Weiß und Grau aufs Papier geworfen hattest. Die Landschaft und die Kirche und den Ansatz des Flussufers, all das hatte einen neuen Zauber gewonnen, der mich für die dunklen, traurigen und verzauberten Farben Modest Urgells entschädigte.
    »Gefällt es dir?«
    »Seehr.«
    »Seehr?«
    »Seeeehr.«
    »Ich schenke es dir«, sagte sie zufrieden.
    »Wirklich?«
    »Du betrachtest den Urgell oft stundenlang …«
    »Ich? Ach was.«
    »Stimmt das etwa

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