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Das Schweigen des Sammlers

Das Schweigen des Sammlers

Titel: Das Schweigen des Sammlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaume Cabré
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Bestätigung war alles, worauf Ali Bahr gewartet hatte. Außerdem hatte er ihr Gesicht sehen können, und sie war schöner, viel schöner, als er in der Herberge von Murrabash hatte sagen hören. Die gottlosen Frauen sind meistens die schönsten. Ali Bahr stellte den Korb mit den Datteln auf den Boden.
    »Die haben wir nicht bestellt«, sagte sie misstrauisch. »Ich bin nicht befugt …«
    Er ging zwei Schritte auf die Frau zu, breitete die Arme aus und sagte mit ernster Miene, ich möchte dir nur dein Geheimnis entreißen, kleine Amani. Mit funkelnden Augen schloss er barsch: »Ich komme im Namen des Allerhöchsten, um der Gotteslästerung Einhalt zu gebieten.«
    »Was meint Ihr damit?«, fragte erschrocken die schöne Amani.
    Er kam dem Mädchen noch näher. »Ich bin verpflichtet, deinem Geheimnis auf die Spur zu kommen.«
    »Meinem Geheimnis?«
    »Deiner Gottlosigkeit.«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht. Mein Vater … er … er wird eine Erklärung von Euch verlangen.«
    Ali Bahr konnte das Funkeln seiner Augen nicht verbergen. Schroff sagte er: »Zieh dich aus, gottlose Hündin.«
    Statt ihm zu gehorchen, flüchtete sich die listige Amani ins Innere des Hauses, und Ali Bahr sah sich gezwungen, sie zu verfolgen und am Hals zu packen. Und als sie um Hilfe schrie, sah er sich gezwungen, ihr mit einer Hand den Mund zuzuhalten, während er ihr mit der anderen die Kleider herunterzerrte, um den Sündenbeweis zutage zu fördern.
    »Da haben wir’s, du gottloses Weib!«
    Und er riss ihr das Medaillon vom Hals und hinterließ einen blutigen Striemen.
    Der Mann besah sich das Medaillon auf seiner ausgestreckten Hand. Eine menschliche Gestalt, eine Frau mit einem Kind in den Armen, und im Hintergrund ein üppiger, fremdartiger Baum. Und auf der Rückseite einige christliche Schriftzeichen. Es stimmte also, was sich die Frauen über die schöne Amani erzählten: Sie betete falsche Götter an oder verstieß zumindest gegen das Verbot, niemals und unter keinen Umständen das Abbild eines Menschen herzustellen, zu schnitzen, zu zeichnen, zu malen, zu kaufen, zu tragen, zu besitzen oder zu verstecken, gepriesen sei der Allmächtige.
    Er verwahrte das Medaillon in den Falten seines Gewandes, weil er wusste, dass er von den durchreisenden Händlern, die auf dem Weg zum Roten Meer und nach Ägypten waren, einen guten Preis dafür bekommen würde, und zwar mit ruhigem Gewissen, da er nichts hergestellt, geschnitzt, gezeichnet, gemalt, gekauft, getragen, zur Schau gestellt oder versteckt hatte, das eine menschliche Gestalt darstellte.
    Während er den Anhänger verschwinden ließ, sah er die schöne Amani in ihren zerrissenen Kleidern an, den teilweise entblößten Körper, der eine einzige Sünde war. Schon mehrere Männer hatten die Vermutung geäußert, dass der Körper, der sich unter diesen Gewändern andeutete, etwas ganz Besonderes sein müsste.
    Im Hintergrund ertönte die Stimme des Muezzin, der die Menschen zum Zuhr, dem Mittagsgebet, rief.
    »Wenn du schreist, muss ich dich töten. Zwing mich nicht«, warnte er sie.
    Sie musste sich nach vorn über das Bord mit den Korngefäßen beugen, endlich nackt, schimmernd, schluchzend. Und das Luder ließ Ali Bahr in sich eindringen, und es war eine Lust, wie ich sie nicht einmal im Paradies empfinden werde, außerdem hörte das Weib nicht auf zu winseln, und da wurde ich unvorsichtig, schloss die Augen und überließ mich den Wellen unendlicher Lust, gepriesen sei …
    »Und da spürte ich diesen fürchterlichen stechenden Schmerz, und als ich die Augen öffne und mich aufrichte, ehrwürdiger Kadi, sehe ich die Augen dieser Irren vor mirund die Hand, die immer noch den Spieß umklammert hielt, mit dem sie zugestochen hatte. Ich musste vor Schmerzen das Zuhr-Gebet abbrechen.
    »Und warum, glaubt Ihr, hat sie Euch mitten im Gebet angegriffen?«
    »Ich denke, um mir den Korb mit den Datteln zu rauben.«
    »Wie, hast du gesagt, heißt diese Frau?«
    »Amani.«
    »Holt sie her«, sagte er zu den Zwillingen.
    Die Glocke der Empfängniskirche schlug zwölf, dann eins. Der Verkehr hatte in den letzten Stunden nachgelassen, und Adrià wollte nicht aufstehen, weder um aufs Klo zu gehen, noch um sich einen Kamillentee zu machen. Er wollte wissen, was der Kadi sagen würde.
    »Als Erstes solltest du wissen«, sagte der Richter geduldig, »dass ich hier derjenige bin, der die Fragen stellt. Und zum Zweiten hüte dich zu lügen, denn das wirst du mit deinem Leben bezahlen.«
    Sie

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