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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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ein. Schon, dass er nur flüchtig auftauchte, nervte sie. Eines Herzens zu sein, war ja annehmbar. Aber das reichte dann auch. Mit
jemandem
eines Sinnes zu sein außer mit sich selbst, das lehnte sie ab.
    Kieran würde Brid und Taddy entweder sehen oder nicht. Das hatte sie kaum zu entscheiden. Wenn er sie aber wirklich sah, wäre sie dann eifersüchtig? Wäre sie dann nicht länger die auserwählte Persönlichkeit, für die sie sich hielt? Würde sie den Rivalen bei den Erscheinungen von Bridund Taddy willkommen heißen? Um weitere Gewissensqualen zu vermeiden, stieg Kitty mit noch größerer Entschiedenheit nach oben, Kieran folgte ihr auf den Fersen.
    Der Webstuhl war da, die Harfe stand an den Schemel gelehnt. Brid und Taddy mussten gerade woanders sein – wenn sie überhaupt irgendwo waren und wer weiß was trieben. Wieder weigerte sich Kitty, sich weiteren Mutmaßungen hinzugeben. Sie betrachtete es nicht als Teil der Vereinbarung, wissen zu müssen, was Geister taten, wenn sie gerade nicht sichtbar waren. Das war deren Sache, sie wollte keinesfalls ihre Nase in Sachen stecken, die ihre ohnehin schon überstrapazierte Einbildungskraft weiter forderten.
    Kieran nahm die Harfe auf. »Das kann wohl nicht die sein, die wir gehört haben. Die Saiten fehlen.«
    »Das
ist
die Harfe, die wir gehört haben«, sagte Kitty. »Die braucht keine Saiten.« Sie machte eine Pause, schluckte und fügte hinzu: »Ein Geist hat sie gespielt.« Sie machte noch eine Pause und fuhr fort: »Wir haben es
beide
gehört. Nicht nur ich allein. Sie heißt Brid. Er heißt Taddy. Sie waren auf unserer Hochzeit. Und ehe du noch denkst, ich mache einen Witz – oder bin übergeschnappt –, sage ich dir die volle Wahrheit. Brid und Taddy, beide habe ich gesehen. Auch hier in diesem Raum. Brid war dort drüben am Webstuhl. Taddy spielte die Harfe. Brid hatte keine Fäden, um zu weben, Taddy keine Saiten, um drauf zu spielen. Du musst es mir nicht glauben, aber du musst mir glauben, dass ich noch alle beisammen habe.«
    Eher besorgt als erschrocken fragte Kieran: »Ist so etwas möglich?«
    »Wer sind wir denn schon, um zu sagen, was möglich ist und was nicht?«
    »Wir sind vernunftbegabt. Wir sind völlig normal. Waren es jedenfalls, bis wir hierher – bis wir in diese Burg kamen.«
    »Wir müssen uns« – Kitty wand sich, als wollte sie probieren, ob ihr Kleid richtig sitzt – »auf ein paar Sachen einstellen.«
    »Die Hausbesetzer …«
    »Geister, Kieran. Geister. Der Geist von Brid. Der Geist von Taddy.«
    Ohne seine Augen von Kitty zu nehmen, ließ sich Kieran, immer noch mit der Harfe in der Hand, auf den Schemel nieder. »Geister«, sagte er.
    »Ja. Geister.« Kitty sprach ganz ruhig. »Sie erscheinen. Und sie verschwinden. Sie sind hier, und dann sind sie nicht hier. Du kannst mir glauben oder nicht, halte es wie du willst. Doch, bei Gott, es ist die Wahrheit – selbst wenn Er sie nicht verkündet, ich jedenfalls verkünde sie.«
    Kieran starrte zum Fenster hoch oben in der Mauer. »Dann habe ich sie auch gesehen«, sagte er in aller Ruhe. »Mit eigenen Augen habe ich sie gesehen, mal waren sie da, mal nicht. Brid eines Abends in der Großen Halle, die Kühe kamen gerade herein. Taddy neben dem Schwein auf dem Abhang zum Fluss runter. Ich konnte es mir nicht eingestehen, wer sie waren, was sie waren. Hätte ich das getan, hätte ich es dir doch erzählen müssen. Und wie konnte ich das? Du hättest mich für verrückt gehalten. Und – was ich am meisten befürchtete – du hättest recht haben können. Wie hätte ich so was sagen können, bei dem du denken musstest, du hast einen Irren geheiratet?«
    »Haben wir denn beide den Verstand verloren?«
    »Wenn dem so ist, sind wir wenigstens zusammen.« Er lachte schallend. Auch Kitty gestattete sich einen kleinen Lacher, aber es klang mehr wie nervöses Hüsteln.
    »Den alten Geschichten nach waren sie unschuldig«, sagte er, »und haben von dem Pulverfass gar nichts gewusst. Wenn sie jetzt hier sind, ist dann das Pulverfass auch noch hier?«
    »Das ist etwas, das wir hoffentlich nie erfahren werden.«
    »Und niemand erblickt sie, nur wir beide? Oder sieht sie sonst noch jemand, sagt bloß nichts, weil er genauso fürchtet wie wir … man würde ihn für verrückt halten.«
    »Taddy und Brid, habe ich ja schon gesagt, waren auf unserer Hochzeit. Ich habe sie gesehen. Du vielleicht sogar auch. Aber Maude McCloskey hat sie nicht gesehen. Ich hab sie ihr beschrieben, was sie anhatten,

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