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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Verschlag, schien verwundert, dass er leer war, und gab nur ab undan ein Grunzen von sich. Was der Mann als Nächstes sagte, glaubte Aaron zu verstehen, doch als er es sich sicherheitshalber übersetzte, merkte er, dass er einem Trugschluss erlegen war. Ihm war, als hätte er auf Irisch gehört: »Es möchte hinein. Möchte hinein zu dem anderen Schwein.« Da es kein anderes Schwein gab, musste Aaron seine linguistische Unfähigkeit wohl oder übel akzeptieren. Das Schwein starrte ins Leere. Ein Beweis, dass Aaron weitere Bemühungen, etwas verstehen zu wollen, lieber unterlassen sollte.
    Diese Einsicht bestätigte sich, als er wieder nur Blödsinn verstand, denn jetzt hörte er so etwas wie: »Sie können nicht zusammen sein. Ist das wahr?« Das machte ja noch weniger Sinn als die vorangegangene Bemerkung.
    Seine Tante wusste nicht ein noch aus, rang sich dann aber doch zu einer Antwort durch, sprach anfangs ungeheuer laut und fand allmählich zu ihrer normalen Stimme zurück. Nur, was sie sagte, brachte Aaron kein Stück weiter. »Nein. Ich … ich wollte sagen, ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob sie zusammen sein können oder nicht.«
    Was immer sie damit zum Ausdruck bringen wollte, es bewirkte ein Lächeln auf dem Gesicht des Mannes. Ein strahlend schönes Lächeln, wie Aaron zugeben musste; der Mann hatte blendend weiße Zähne. Er sagte etwas, was Aaron gar nicht erst zu verstehen versuchte, und ging zum Verschlag.
    Die Tante hatte nur einen nervösen Seitenblick für Aaron übrig, ein ungeheurer Wortschwall sprudelte aus ihr heraus. Sie tat ihr Bestes, den Mann zu überreden, das Schwein samt Stall unbeachtet zu lassen und zu ihrer Unterhaltung zurückzukehren.
    Doch der Mann ließ sich nicht abhalten. Er schob den Riegel zurück und öffnete das Tor. Wie erlöst begab sich das Schwein mit geradezu anmutigen Bewegungen in die Absperrung. Die Tür wurde wieder zugemacht und verriegelt. Ruhig und friedfertig stand das Schwein da, sah zum Himmel und hinterließ den Eindruck, es wolle in oder hinter den Wolken die Quelle seines offensichtlich neu hergestellten Seelenfriedens erblicken.Selbst erstaunt über den Wechsel in seinem Verhalten, suchte es dann mit schielenden Augen den Verschlag ab; vielleicht barg der eine Erklärung für seine Verwandlung. Als es auch dort nichts fand, keine Spur von dem Geist des Schweins, mit dem es die Tage vor dem schicksalsschweren Fest verbracht hatte, blieb es einfach stehen, ließ es geschehen, dass sich der Segen herabsenkte, und fragte nicht länger, woher er kam. Da Aaron nicht vergönnt war, die Gegenwart des geschlachteten Schweins wahrzunehmen, blieb ihm nichts weiter übrig, als sich über seine Verblüfftheit hinwegzusetzen, und so unternahm er einen letzten Versuch, in die Unterhaltung mit einbezogen zu werden. »Ich habe es schon immer gewusst, das Schwein wollte zurück zur Burg«, sagte er auf Englisch. »Es ist einfach gern für sich. Wir hätten es nie zu uns holen sollen. Es hätte hier bleiben müssen. Seht nur, wie glücklich es ist, so ganz mit sich allein. Gut so.«
    Der Mann sah ihn an, als fühlte er sich beleidigt, dass ein Schwachkopf es wagte, sich in eine Unterhaltung einzumischen, der er doch gar nicht gewachsen war. In dem Bestreben, die allgemeine Verwirrung, die Aarons Worte bewirkt hatten, etwas abzuschwächen, sagte er im fragenden Ton: »Allein?«
    Kitty war völlig durcheinander, wollte, durch das Wort »Allein« getrieben, so schnell wie möglich das Thema wechseln und sagte zu ihrem Neffen gewandt: »Es war falsch von mir. Verzeih. Ich war gedankenlos und grob. Schön, das Schwein wieder bei uns zu haben. Es wird ihm gefallen. Gut. Gut für das Schwein. Natürlich auch gut für uns. Dass es ihm hier gefällt, mein ich.«
    Bei Kittys Worten hatte Aaron das ungute Gefühl, dass seine Gegenwart sie ebenso aus dem Gleichgewicht brachte wie die von dem Doppelgänger Toveys. Wäre er der leibhaftige Declan Tovey gewesen, hätte man für so eine verrückte Antwort seiner Tante Verständnis haben können. Schließlich war Aaron selbst mit einem Objekt der Begierde des verschiedenen Mr Tovey verheiratet. Aber das hier war nicht Declan Tovey – und insofern war das Verhalten seiner Tante um so unverständlicher.
    Wie von den einsichtigen Göttern gesandt, seine Frau aus einemunerklärlichen Bann zu befreien, erschien Kieran; er karrte das Gerät zum Obstbaumspritzen heran. Als er des Besuchers gewahr wurde, stockte ihm der Atem; er warf einen

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