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Das Schwein unter den Fischen

Das Schwein unter den Fischen

Titel: Das Schwein unter den Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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Nonne zuvor! Die habe ich erledigt. Ich vermute, die alte Seele Joachim hatte mir die Braut als Sterbebegleitung geschickt. Dabei bin ich noch nicht mal müde. Dieser deprimierende Brechreiz von einem Mann, dieses Männlein könnte unter Umständen vor mir dran sein!«
    Sie steht auf und schreitet durch den langen, hell erleuchteten Flur. Ich frage, ob ich meine Schuhe ausziehen solle. Als Antwort bekomme ich nur ein spöttisches Lachen. Ich folge ihr. Es knarrt bei jedem Schritt auf dem ungeschliffenen Holzboden.
    Am Ende des Flures hängt ein großer Spiegel mit Goldrahmen. Frau Bonne bleibt davor stehen. Ihre Haut ist gebräunt, sie trägt tiefroten Lippenstift und Rouge in der gleichen Farbe, einen Turnanzug aus Polyesterund Badelatschen. Sie formt und zupft an ihrer Perücke, zerbröselt die angebrannten Spitzen zwischen ihren Fingern.
    »Das ist nur die Perücke, die ich zum Kochen aufsetze, das macht nichts.«
    Sie schiebt die verbrannten Haare, die nun auf dem Boden liegen, mit dem Fuß zur Seite.
    »Ich habe Haare für jede Gelegenheit. Eine besonders hübsche Perücke trage ich nachts, falls die Feuerwehr kommt oder ein Einbrecher.«
    Sie mustert mich im Spiegel.
    »Du würdest nie zugeben, dass du gut aussehen willst, was?«
    »Was? Wieso? Nein, über so etwas denk ich nicht nach, das spielt keine Rolle für mich.«
    »Du bist eine Lügnerin.«
    »Ach ja? Was soll das? Es ist mir wirklich egal!«
    »Na komm, Früchtchen, niemandem, der bei Sinnen ist, ist sein Aussehen egal. Ich kann Frauen nicht leiden, die sich nie schminken, die sind bloß verklemmt, die haben Angst, dass sie auffliegen, als Verführerinnen.«
    »Also, ich will niemanden verführen.«
    »Nein? Sag ich’s doch, du bist eine Lügnerin oder noch schlimmer: eine Langweilerin.«
    »Was soll das? Sie wissen gar nichts über mich!«
    »Aber ich sehe dich doch. Du verschwendest deine Schönheit, leg den Trampel ab!«
    »Warum beleidigen Sie mich? Ich habe gar keine Lust, irgendwas ab- oder anzulegen, es ist mir egal, wie ich aussehe oder ob ich langweilig bin. Was spielt denn das für eine Rolle? Ich habe wirklich andere Sorgen! Sie sind ja bloß frustriert, dass Sie nicht mehr jung sind, und deshalb gehen Sie mir auf die Nerven. Ich bin nicht schön, ich bin nur jung. Wären wir im gleichen Alter, könnten Sie das unterscheiden.«
    Sie lächelt, dreht sich um und zieht mich kurz an den Haaren.
    »Dumm bist du nicht, das ist schon mal gut.«
    »Na, da bin ich ja beruhigt, aber woher wollen Sie das jetzt wieder wissen, Sie halten sich wohl für weise, bloß weil Sie alt sind!«
    Lilli klatscht in die Hände.
    »Jetzt ist Leben in deinen Augen, du hast ganz weite Pupillen, oder hast du Drogen genommen? Hast du was dabei?«
    »Nee, ich find Drogen scheißlangweilig.«
    »Ach, aber warum das denn? Hast du mal Opium probiert?«
    »Wissen Sie was, Frau Bonne, es reicht, ich bin ja einiges gewohnt von …«
    »Früher«, unterbricht sie mich, »früher, du zickiger Schlauberger, früher, als alles in meinem Leben noch offen war, da war ich so schön wie du! Niemand konnte das übersehen. Heute falle ich nicht mehr auf. Ich mag es aber, wenn die Leute mich ansehen, auch wenn sie sich dabei amüsieren. Ich habe mir diesen Bräunungsapparat aus dem Fernsehen bestellt, ein tolles Ding. Willst du ihn benutzen? Du bist viel zu blass. Gehst du denn nie ins Schwimmbad?«
    »Nein, da sind mir zu viele Teenager.«
    »Dann benutz wenigstens Make-up, iss rote Beete, trink Karottensaft oder Rotwein. Aber so beleidigst du dein Gegenüber. Es ist eine Sache, sich nicht um die Schönheit zu scheren, aber du willst doch nicht, dass man sich Sorgen macht, wenn man dich ansieht?«
    Frau Bonne schnippt mit den Fingern und befiehlt mir, mit in die Küche zu kommen.
    Ich bleibe im Flur stehen, verschränke die Arme und überlege, ob ich wieder gehe. Sie kommt zurück, sagt: »Jetzt sei nicht gleich mucksch, du kriegst doch Geld dafür«, und zieht mich hinter sich her.
    Frau Bonnes Küche ist groß, wirkt aber wegen des breiten dunklen Holztischs trotzdem ein wenig eng. In der Mitte stehen nebeneinander aufgereiht: eine Schale mit schrumpeligem Obst, eine Flasche Mineralwasser, ein Brandyglas, eine kleine runde Vase mit blassblauen Ranunkeln. Sie stellt mir einen Stuhl hin und klopft auf die Sitzfläche. Ich setze mich, er ist sehr hart.
    »Willst du ein Sofakissen für drunter? Dein Hintern ist ja nicht so gut gepolstert.«
    »Nein, danke, es ist bequem so.«
    »Nimm’s

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