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Das Schwein unter den Fischen

Das Schwein unter den Fischen

Titel: Das Schwein unter den Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Ramadan
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schmale grüne Umrandung.
    »Was ist? Du guckst so komisch!« Er lässt mich los und nimmt wieder meine Hand.
    Ich habe noch nie jemanden geküsst, den ich mochte. Ich habe noch nie jemanden so gemocht. Nicht so. Alles an ihm ist schön, und deshalb habe ich Angst, etwas Falsches zu tun.
    »Wir gehen ins Theater«, sagt er.
    Ich höre mich mürrisch antworten:
    »Bei der Hitze? Um diese Zeit? Ich wusste nicht, dass es im Theater Spätvorstellungen gibt.«
    »Wir verpassen sie gerade, aber danach gibt es ein Fest. Die Regisseurin, Mira, ist eine Freundin meiner Eltern. Ich kenne sie seit meiner Kindheit. Ihr gehört auch das Akkordeon.«
    »Sind deine Eltern in der Vorstellung?«
    »Vielleicht ist meine Mutter im Foyer. Dort ist sie oft, aber ins Theater geht sie nie. Und mein Vater hat sich schon vor Jahren mit Mira zerstritten.«
    »Warum?«
    »Ach wegen diesem und jenem. Das ist nichts Besonderes, er zerstreitet sich ständig mit irgendwelchen Leuten.«
    »Mit dir auch?«
    »Ja.«
    »Wohnst du deshalb bei Heinrich?«
    »Kann schon sein.«
     
    Wir laufen fast eine Stunde bis in den Süden der Stadt. Es ist noch immer sehr warm. Irgendwann lässt er meine Hand los, bleibt stehen und schließt ein Fahrrad auf.
    »Ich habe es neulich hier stehen gelassen. Lass uns das letzte Stück fahren!«
    Ich setze mich auf den Gepäckträger und weiß nicht wohin mit meinen Händen. Ich lege sie auf seinen Rücken.
    Irgendwann fährt er durch ein Tor auf einen Platz mit ein paar kleinen Tischen, um die viel zu viele Stühle stehen. Überall hängen Lampions.
    »Das ist ein Theater?«, frage ich.
    »Ja, und das Café dort gehört dazu. Hier ist nur was los, wenn eine Vorstellung zu Ende ist oder noch nicht begonnen hat. Das Ragout ist vorzüglich, der Kuchen ist gut, die Sandwiches sind okay, und es gibt anständigen Wein.«
    »So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
    »Oh, entschuldige«, sagt er und blickt mich irritiert an.
    Ich habe absolut keine Ahnung, warum ich so schlechte Laune habe.
    »Tut mir leid«, sage ich schnell, »so war es nicht gemeint. Wie heißt denn der Laden hier?«
    Er deutet über die Tür, da hängt ein großes Schild:
Pinocchio
.
    Nur eine Frau sitzt draußen an einem der Tische vor einem riesigen Glas Rotwein. Enki geht zu ihr rüber und küsst sie auf die Stirn. Er winkt mich ran.
    »Darf ich dir meine Mutter Ingrid vorstellen. Ingrid, das ist Stine.«
    Ingrid lächelt milde. Sie sieht nicht aus wie eine Hausfrau und deutet ein Nicken an. Enki nimmt einen der vielen Stühle und weist mich an, Platz zu nehmen. Ich füge mich, er verschwindet im Café.
    Ich lächle Ingrid verkrampft an. Sie lächelt nicht, ihre Haut ist schneeweiß, dünn und ein wenig faltig. Ihr Alter ist schwer zu schätzen, sie hat blondierte Haare, darin einen Fell-Haarreifen. Ihre Lippen sind grellrot geschminkt, die durchsichtige Bluse hat die gleiche Farbe. Sie sagt noch immer nichts, legt ihre langen Finger um die große Tulpe des Glases und stellt es vor mich hin. Am Zeigefinger trägt sie einen klobigen grünen Plastikring, am kleinen Finger einen schmalen Goldring. Wieder deutet sie ein Nicken an, steht auf und geht ins Café. Sie trägt khakifarbene Bermudashorts und ist barfuß. Ich schaue unter den Tisch, dort stehen keine Schuhe.
    Als Ingrid zurückkommt, hält sie ein weiteres Glas Rotwein in der Hand. Noch im Stehen trinkt sie es zur Hälfte aus, setzt sich und sagt:
    »So, jetzt du, ein hervorragender Schwarzburgunder.« Sie leckt sich die Lippen.
    Ich nehme einen Schluck, der Wein schmeckt.
    »Sind Sie öfter hier?«, frage ich.
    Sie lächelt mit ihren großen, vom Rotwein bläulich verfärbten Zähnen und zeigt viel Zahnfleisch. Sie sagt:
    »Baggerst du mich an?«, wirft den Kopf nach hinten und lacht hysterisch, hört dann aber abrupt auf.
    »Madonna, entschuldige! Verzeih! Mir fällt so selten etwas Spontanes ein, ich musste es einfach rauslassen. Ich wollte nicht unfreundlich sein. Obwohl mein Therapeut schon immer gesagt hat, ich solle es ruhig mal sein. Jetzt habe ich so viele Jahre geübt und kann gar nicht mehr damit aufhören. Es ist so befreiend!«
    Wieder lacht sie hysterisch.
    Ich sage: »Ich wollte nur ein Gespräch anfangen, Sie sind Enkis Mutter und deswegen wollte ich Sie kennenlernen.«
    »Ja, Mutter. Das ist richtig, ich bin eine Mutter.«
    Sie grinst mit der ganzen Breite ihres Zahnfleisches. Endlich schließt sie den Mund, sieht mich versöhnlich an und meint:
    »Ich halte Gespräche für

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