Das Schwein unter den Fischen
Geschirr. Es staut sich ja wirklich in der Spüle! Ich fange dann gleich mal mit dem Saubermachen an.«
Unter fließendem Wasser spüle ich ab, obwohl Reiner mir beigebracht hat, dass sich das nicht gehört. Ich habe das Wasser so weit aufgedreht, dass der Fußboden schon nach kurzer Zeit nass ist. Ich bin barfuß, mir ist immer noch heiß, das Wasser wird nicht richtig kalt. Lilli reibt mir einen Eiswürfel über die Stirn und schmeißt ein paar Handtücher auf die nassen Dielen. Ich nehme den Eiswürfel und reibe ihn über Nacken und Arme.
Enki hat doch Dahlia, was soll dieses ganze Flirt-Ding also? Warum lässt er mich nicht in Ruhe? Warum bedrängt er mich so und läuft ständig ohne T-Shirt rum? Ich wische auf Knien den Boden. Lilli stupst mich mit dem Fuß an. Zum Glück fragt sie mich nichts. Ich bin mir sicher, dass sie weiß, was mit mir los ist. Sie weiß ja auch sonst immer alles.
»Scheiß Dahlia«, sage ich, ohne aufzublicken.
»Dahlia? Dahlia. Klingt hübsch. Nie gehört, wer ist das?«
»Er sagt, sie sei seine Freundin.«
»Frag ihn doch einfach direkt, was er von dir will. Liebe ist kein Spiel!«
Ich werfe den Feudel ins Waschbecken und laufe in Heinrichs Wohnung. Enki ist nirgendwo zu entdecken. Ich sehe überall nach, zuletzt in seinem Zimmer. Sein bescheuertes Zimmer mit der Ananas, in dem er mit Dahlia und Kirsten rumbumst.
Enki liegt mit geschlossenen Augen auf seinem Bett, wieder nur in Unterhose. Neben ihm steht eine große Schale Kirschen. Woher hat er nur ständig das ganze Obst? Er geht bestimmt niemals einkaufen. Ich setze mich neben die Matratze und beobachte ihn. Er bewegt seine Nase, als würde er im Traum an etwas riechen. Ich glaube ihm nicht, dass er schläft. Noch atmet er gleichmäßig. Wenn man spielt, dass man schläft, hält man das mit dem gleichmäßigen Atmen nicht lange durch. Er hält durch, minutenlang. Vielleicht spricht er im Schlaf, vielleicht sagt er gleich »Dahlia« oder »Kirsten« oder einen Namen, den ich noch nicht kenne. Doch nichts passiert. Auf dem Fußboden liegen überall Kirschkerne, das Parkett ist voller roter Punkte. Ich lege die Hand auf seinen Bauch und fühle, dass sein Herz schnell und gleichmäßig schlägt. Eigentlich wollte ich auf seinen Magen drücken, stattdessen fange ich an, seinen Bauch zu streicheln. Seine Haut ist glatt und warm, er schwitzt nicht. Enki seufzt. Ich streichele ihn tiefer, schiebe meine Finger in seine Unterhose, ganz langsam, nur ein bisschen. Er stöhnt leise. Wenn man sehr viele Kirschen isst, muss man schnell aufs Klo. Er wird gleich von alleine aufwachen, weil er mal muss. Ich drücke auf seine Blase. Sofort öffnet er die Augen. Schnell ziehe ich die Hand weg. Er sieht mich verwirrt an und dann auf seinen Schwanz.
»Was ist los?«, fragt er und legt sich auf den Bauch.
»Was läuft da zwischen dir und Dahlia?«
Ich versuche, nicht auf seinen Hintern zu starren.
»Dahlia?«
»Du hast gesagt, sie sei deine Freundin!«
»Ja, weil du mir so blöde Fragen gestellt hast.«
»Und was ist jetzt mit ihr? Ich finde, du bist mir eine Antwort schuldig, wenn du mir schon permanent auf die Pelle rückst!«
»Sie war meine imaginäre Freundin. Ich habe sie erfunden und mir vorgestellt, bis ich vierzehn war. Der Name klang schön, so weich, ich dachte es würde jeden beeindrucken, wenn meine Freundin so heißt.«
»Und dann?«
»Wie und dann?«
»Was passierte, als du vierzehn warst?«
»Da habe ich mich in ein richtiges Mädchen verliebt, die dann meine erste Freundin wurde.«
»Und wie hieß die?«
»Ist doch scheißegal. Darf ich erst mal wach werden?«
»Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass es Dahlia nicht gibt?«
»Ich wusste gar nicht mehr, dass wir überhaupt darüber gesprochen haben!«
Ich stehe auf, ich habe plötzlich Lust, meinen Vater zu sehen. Enki hält mich am Bein fest.
»Hey, Stine, wieso haust du denn schon wieder ab?«
»Ich muss los, du kannst mir ja deine Handynummer geben, dann rufe ich vielleicht mal an, wenn ich später was machen will!«
»Ich hab gerade kein Handy.«
»Warum nicht?«
»Weiß nicht, ich hatte eins, es ist weg, geht doch auch ohne!«
»Aha, na dann eben nicht.«
»Was machst du denn später, heute Abend, heute Nacht?«, fragt er.
»Nichts, fernsehen, ich bin zu Hause.«
»Und wo ist das?«
»Ruf mich doch an! Aus einer Telefonzelle.«
»Ich habe aber kein Kleingeld«, er guckt in seine Unterhose, grinst und zuckt die Schultern.
»Wenn du mich findest,
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