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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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wirklich unglaublich erfolgreich.«
    »Ihr würdet es vorziehen, wenn er zu dem Hass zurückkehrte, der unter Scapula herrschte? Sicherlich wisst Ihr doch, wie die Stämme über Euch sprechen? Wie viele Träumer waren es doch gleich, die geschworen hatten, Euch zu töten?«
    »Selbstverständlich.« Mit dieser einen, kurzen Bemerkung wechselten sie plötzlich über auf eine neue, persönlichere Gesprächsebene. Zwar war das nichts Überraschendes, der Zeitpunkt jedoch war nicht gut gewählt; allein, vor der Ankunft des Weines wäre er noch viel ungünstiger gewesen. Valerius nahm einen tiefen Schluck und blickte dem Arzt lächelnd in die Augen. »Aber wen interessiert es denn, ob sie hassen, solange sie fürchten?«
    Xenophon erbleichte. »Das war Caligulas Wahlspruch.«
    »Ich weiß.« Die kleinen Käse waren aus Ziegenmilch, weißlichbröckelig, und passten ausgesprochen gut zu dem Wein. Valerius brach eines der Stücke entzwei und aß es höchst genussvoll. »Und er hatte Recht. In dieser wie auch in vielen anderen Angelegenheiten.«
    Darauf war nur schlecht etwas zu erwidern, denn Xenophon kannte ebenso gut wie jeder andere die einstige Verachtung, mit der Valerius Caligula früher einmal bedacht hatte. Für eine Weile saßen sie einfach nur schweigend beieinander, und ein jeder ging in Gedanken noch einmal die ihm in diesem Wortgefecht zur Verfügung stehenden Waffen durch.
    Xenophon schürzte die Lippen und drückte nachdenklich mit seinen Fingerspitzen gegen seine Nasenwurzel. Valerius beobachtete, wie der Grieche im Stillen offenbar eine Entscheidung fällte, diese dann aber erst noch von allen Seiten prüfte, ehe er die Hände sinken ließ, einmal mühsam durchatmete und schließlich zu sprechen anhob.
    »Theophilus sagte mir, dass Ihr nach Eurer Rückkehr aus Rom vor zwei Jahren ein vollkommen anderer Mensch gewesen wäret, dass Ihr exzessiv getrunken hättet - und zwar nicht bloß Bier, sondern Wein. Dass Ihr in der Zeit zwischen Scapulas Tod und der Ankunft des neuen Statthalters wahllos die Eingeborenen abgeschlachtet hättet, dass Ihr Männer, Frauen, sogar Kinder wegen ›Verbrechen gegen den Kaiser‹ hättet hängen lassen - ganz gleich, ob diese nun tatsächlich begangen worden waren oder nicht -, bis Euer Name unter den Stämmen von der einen Küste bis zur anderen schließlich zu einem Fluch wurde. Selbst in Euren eigenen Reihen sollt Ihr Amok gelaufen sein, sollt den Regimentsschreiber eines anderen Flügels getötet haben. Bis schließlich Eure eigenen Soldaten gegen Euch zu rebellieren begannen und nur das Eingreifen Eures Präfekten Euch noch schützen konnte. Ist das wahr?«
    Valerius war sehr still geworden. Selbst nach seiner Rückkehr aus Rom hatte er Theophilus noch für einen Verbündeten gehalten. Der Arzt hatte ihn gepflegt, als er seine Visionen des Stieres durchlitt, kannte die genaue Art und Weise der Zusammenkünfte mit seinem Gott. Auch hatte er miterlebt, wie die Geister des Dekurio zurückgekehrt waren, damals, als Theophilus sie mit einer Überdosis Opium selbst wieder erweckt hatte - eigentlich war das Opium lediglich dazu bestimmt gewesen, die Schmerzen während des Vernähens einer Speerwunde an Valerius’ Bein zu lindern. Obwohl Valerius’ anschließendes Delirium kein sonderlich verdienstvoller Zustand gewesen war, so war all dies bislang doch noch immer in jener Abgeschiedenheit verblieben, die ihm der Arzt einst im Lazarett von Camulodunum offeriert hatte. Theophilus und er hatten nie offen über das Thema gesprochen, doch hatte Valerius danach freiwillig auf das Opium verzichtet, und Theophilus hatte ihm auch keines mehr aufgedrängt - noch nicht einmal, als er eine infizierte Schwertwunde ausbrennen musste. Auch später hatte es dann immer wieder Nächte gegeben, in denen Theophilus Valerius sowohl diese private Verschwiegenheit gewährt hatte als auch einfach nur ein wenig menschliche Gesellschaft. Beides hatte Valerius zu jener Zeit wahrhaftig dringend nötig gehabt. Damals war Valerius Theophilus sehr dankbar dafür gewesen, dass es jemanden gab, mit dem er jene langen Nächte durchwachen konnte, in denen weder Wein noch harte Arbeit die Mauer zwischen den Welten mehr aufrecht zu erhalten vermochten. Jetzt jedoch, während er Xenophons Worten lauschte, mit denen dieser anscheinend auch noch ganz bewusst die Toten wiedererwecken wollte, begann Valerius sich langsam zu fragen, ob die Überdosis Opium wirklich bloß ein Versehen gewesen oder ob all dies vielleicht

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