Das Schwert der Koenigin
bis die Berellianer das Land, das sie besaßen, nur noch bewachten. Dann begannen wir Dörfer und Kleinstädte zurückzuerobern. Und das ist es, was wir jetzt tun werden.«
»Ihr denkt, wir können das tun und siegen?«, fragte Merren zweifelnd.
»Wenn die Rallorer es ohne die Kraft eines Drachenschwertes geschafft haben, dann können wir es gewiss auch«, sagte er lächelnd.
»Ich wünschte, ich könnte das glauben«, seufzte sie.
Martil holte tief Luft. Er hatte sich geschworen, dies niemals zu tun, aber der Weg, den er erwählt hatte, verlangte es von ihm. Für einen Moment fragte er sich, ob er es auch tun würde, wenn er sich nicht zu ihr hingezogen fühlte. Aber das war fruchtlos; er fühlte sich zu ihr hingezogen, und er hatte sich entschieden. Er stand auf, ging um den Tisch herum, zog dann das Drachenschwert und ließ sich neben ihr auf ein Knie fallen. Er ergriff ihre Hand, und sein Herz schlug ein wenig schneller. Es kostete einige Anstrengung, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren. Ihre Augen schienen tief in ihn hineinzuschauen, und er versuchte, sich nichts von seinen Gefühlen anmerken zu lassen.
»Ich gelobe es bei meinem Leben. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr wieder den Thron besteigt, oder ich werde sterben«, sagte er schlicht. Schließlich hatte der Zauberer darauf bestanden, dass dies geschehen würde, daher war es keine allzu dramatische Erklärung, sagte er sich.
Sie lächelte ihn an, und sein Herz tat erneut einen Satz.
»Du willst nicht sterben!«, rief Karia aus und brach damit den Bann.
»Ich habe den Sieg immer dem Tod vorgezogen«, lachte Merren. »Ist noch Eintopf übrig? Ich bin vollkommen ausgehungert.«
Martil zwang sich zu einem Lachen, gab etwas Eintopf auf einen Teller und versuchte, nicht an das Versprechen zu denken, das er gerade gegeben hatte.
»Aber eines noch: Wie lange haben die rallorischen Kriege gedauert?«
»Nun, es waren fast siebzehn Jahre«, antwortete er.
Merren wirkte bekümmert. »Das ist meine Sorge. Es gefällt mir nicht, Gello so lange die Macht zu überlassen. Und wenn Ihr die verborgenen Kräfte des Drachenschwertes nicht erschließen könnt, werdet Ihr nicht so viel Zeit haben. Ihr werdet vorher sterben. Ihr müsst ein guter Mann sein.«
»Er ist nett«, verteidigte Karia ihn. »Ich will nicht, dass er stirbt. Wer soll mir dann Röstbrot machen oder mit mir und meinen Puppen spielen?«
Martil sah Merren an, auf deren Gesicht ein erheitertes Lächeln stand. »Ihr spielt mit Puppen? Der sagenumwobene Hauptmann Martil, einer der Schlächter von Bellic, spielt mit Puppen?«
Er zuckte die Achseln. »Manchmal. Und wir spielen Fangen. Wenn ich es nicht vermeiden kann, singe ich Schlaflieder.«
Merren sah ihn fragend an. »Ich kann das Problem des Drachenschwertes erkennen. Wer ist der Auserwählte wirklich? Ist es der Mann, der sich um ein kleines Mädchen kümmert, das nicht seine eigene Tochter ist, der Mann, der gelassen mit Bitten um mehr Essen und mehr Bücher umgeht, oder der Mann, der sich in der Schlacht so sehr verliert, dass er unbewaffnete Männer tötet?«
»Können wir dem Schwert sagen, welchem von beiden es glauben soll?«, fragte Martil halb im Scherz.
»Vielleicht sollten wir noch nicht daran denken, die Rebellion zu beginnen. Vielleicht sollten wir irgendwo ruhig leben, bis das Drachenschwert davon überzeugt ist, dass Ihr der rechtmäßige Benutzer seid, und dann kommen wir zurück.«
Martil verspürte die unwiderstehliche Verlockung dieses Angebots. Irgendwo ruhig zu leben mit dieser Frau und diesem Kind, nun, das war die Art von Leben, von der er geträumt hatte, als er Rallora verließ und sich auf den Weg in die Länder des Nordens gemacht hatte, von denen er dachte, sie seien friedlich. Nun gut, die ideale Frau war keine Königin gewesen, und sie hätte wahrscheinlich von der Natur etwas großzügiger bedacht worden sein sollen, eher mit den Kurven Rabbags als denen Merrens. Und die Kinder, die er sich vorgestellt hatte, wären Jungen gewesen, zähe kleine Burschen, die er lehren konnte, wie man ritt und wie man ein Schwert benutzte. Aber er schaute zu ihnen hinüber, wie sie da am Tisch saßen, und irgendwie wusste er tief in seiner Seele, dass diese beiden besser waren als der Traum.
»Das klingt gut«, sagte er sehnsüchtig.
Merren sah ihn an, und er fragte sich, ob er ein wenig zu viel von seinen Gefühlen in seine Stimme hatte fließen lassen. Er vertuschte es hastig, indem er sich erbot, Karia ein Buch vorzulesen,
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