Das Schwert der Koenigin
ich als der Schlächter von Bellic bekannt sei. Glaubst du deshalb, ich müsste am besten wissen, wie man eine Stadt stürmt und Frauen und Kinder tötet? Und dass ich deswegen auch besonders gut wissen müsste, wie man eine Stadt verteidigt?«
»Das war es nicht, was ich gemeint habe, und das weißt du auch«, knurrte Barrett.
»Schluss damit, alle beide!« Merrens Stimme war wie ein Peitschenhieb. »Martil, Ihr geht zu weit. Barrett sorgt sich um Euch, wie wir alle es tun. Ohne Eure Fähigkeiten wären wir jetzt nicht hier. Wir müssen diese Stadt einnehmen, dann können wir das Schwert vorzeigen und meine Flagge hissen. Sobald wir das getan haben, werden uns die Menschen in Scharen zuströmen. Weil ihnen das Schwert so viel bedeutet. Und wenn wir genug Männer haben, könnt Ihr es vielleicht vermeiden, selbst zu kämpfen. Ihr übernehmt die Führung in jedem Kampf – wir müssen Euch nur daran hindern, weiter Menschen zu töten.«
Martil musste sich ein ironisches Lachen verkneifen.
»Das könnte ein wenig schwierig werden, wenn man bedenkt, dass wir uns im Krieg befinden und der Feind alle Trümpfe in der Hand hält. Das Drachenschwert hat einige der Kämpfe zu unseren Gunsten entschieden. Wir hätten mehr Männer verloren, wenn unsere Gegner nicht furchtbare Angst gehabt hätten, sich mir zu stellen«, brachte er heraus.
»Genau davon rede ich ja«, sagte Merren. »Wir können nicht noch einmal die rallorischen Kriege ausfechten. Niemand kann sich das leisten. Wir müssen unsere Strategie ändern. Diese wird dafür sorgen.«
Martil fühlte sich benommen, beinahe leer im Innern. War es sein Schicksal, in einem weiteren nutzlosen Krieg zu sterben? Dann, wie eine Flamme, die in einem alten Feuer aufloderte, erwachte Zorn in ihm. Da war immer etwas in ihm gewesen, das sich weigerte, sich hinzulegen und aufzugeben. Das war es, was ihn so lange am Leben erhalten hatte. Wenn er sterben würde, dann zu einer Zeit und an einem Ort, über die er selbst entschied. Wenn er weniger als ein Jahr hatte, dann würde er alles tun, um diesen Krieg binnen dieses Zeitraums zu gewinnen. Und wenn er dabei starb, war das besser, als in einer Höhle darauf zu warten, dass ein Bastard von einem magischen Schwert es für ihn tun würde.
»Schön. Ich werde anfangen zu planen, und wir werden uns morgen wiedertreffen«, knurrte er.
Einen Raunen erleichterter Seufzer ging um den Tisch.
»Das sind willkommene Neuigkeiten«, sagte Merren herzlich.
Alle wollten wissen, was Sendric und Conal widerfahren war; sie wollten von der Stadt hören und wen sie vielleicht auf ihrer Seite haben würden, aber Martil wollte nur fort. Er benutzte Karia als Vorwand und brachte sie ins Bett, obwohl sie noch gar nicht müde war. Das bedeutete, dass er mehrere lange Sagen vorlesen und dann singen musste, was ihm einfiel, bevor sie tatsächlich einschlief.
Als er fertig war, hatte er Durst und war selbst müde. Er schlenderte zurück in die Audienzhöhle, nachdem er sich zuvor davon überzeugt hatte, dass alle gegangen waren, dann entkorkte er eine Flasche Wein. Er hatte seit Wochen keinen Alkohol mehr getrunken, aber jetzt wäre Alkohol eine ideale Hilfe, um nachher Schlaf zu finden.
»Ich dachte, dass Ihr vielleicht zurückkommen würdet«, bemerkte Merren und trat in die Höhle. Sie hatte auf seine Rückkehr gewartet. Sein innerer Konflikt war offensichtlich. Sie musste ihm etwas Hoffnung geben, sonst würde es ihn zerreißen. Das war der Grund, warum sie hier war. Zumindest war es das, was sie sich selbst einredete.
»Es scheint, als kümmere es Euch nicht, ob Ihr lebt oder sterbt, solange Ihr diesen Krieg gewinnt«, sagte sie.
»Wie immer, Majestät, habt Ihr recht«, entgegnete Martil steif. Er wollte mit ihr nicht darüber reden. Zorn war jetzt sein bester Freund und Gefährte. Der Gedanke an eine glückliche Zukunft trug einem während des Krieges nur den Tod ein.
»Martil, glaubt Ihr, dass ich Euch sterben sehen will?«
Das Gefühl, das sie in ihre Worte gelegt hatte, ließ ihn innehalten, und ohne nachzudenken nahm er Platz.
Merren setzte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. Ihre Finger waren lang und anmutig.
»Wir wissen – ich weiß –, wie wichtig Ihr für diese Rebellion seid. Wenn wir siegen wollen, brauchen wir Euch. Ich habe versucht, Euch zu erklären, dass eine Wiederholung der rallorischen Kriege den guten Mann, der Ihr seid und den Karia in Euch sieht, nicht hervortreten lassen wird. Es waren die
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