Das Schwert der Koenigin

Verletzte flehten um Hilfe. Die Soldaten versuchten instinktiv zusammenzubleiben, wurden aber von den brennenden Wagen von ihren Kameraden abgeschnitten.
    Vor ihnen hatten die Rebellen angehalten, aber bevor Havrick daran denken konnte, den Befehl zum Angriff zu geben, schoben andere Männer in Blau weitere Wagen auf die Straße und warfen Fackeln hinein. Auch diese Wagen gingen in Flammen auf und schufen eine Barriere, die kein Pferd angreifen würde. Ihr Weg nach vorn war blockiert, der Weg zurück wahrscheinlich ebenfalls abgeschnitten, was nur die Nebenstraßen übrig ließ. Havrick öffnete den Mund, um seinen Männern zu befehlen, in die Nebenstraßen auszuweichen, als ein neues Trompetensignal erscholl. Dieses erkannte er – es rief die Bogenschützen zum Angriff.
    Sofort wurde die Kolonne von einem Hagel von Pfeilen und Armbrustbolzen getroffen. Männer und Pferde fielen, und nicht nur von den Pfeilen. Havrick sah, wie sich ein Wurfspieß tief in das Hinterbein eines Pferdes bohrte. Das Tier bäumte sich auf und warf seinen Reiter ab. Aus dem Augenwinkel sah Hawrick etwas auf sich zufliegen. Er riss seinen Schild hoch, und der Gegenstand prallte mit einem lauten, metallischen Knall gegen den Schild. Als er hinunterschaute, sah er, dass es ein gezackter Stern war. Ein Krähenfuß. Kein Pferd, das auf einen solchen Stern trat, würde an diesem Tag noch einen weiteren Schritt tun.
    »Formiert euch! Zieht blank!«, brüllte der Führer der Panzerreiter, um etwas Ordnung wiederherzustellen. Havrick dachte, dass er das Gleiche tun sollte, aber die Worte wollten einfach nicht herauskommen. Dann sah er, dass der Offizier von drei Armbrustbolzen getroffen wurde, und begriff, dass jeder, der laut Befehle gab, schnell zu einer Zielscheibe für die mit Bogen und Armbrüsten ausgerüsteten Schützen in den Häusern wurde. Er beschloss, dass seine Sicherheit das Wichtigste war, daher blieb er unten und hielt seinen Schild oben.
    Die Wachtmeister brüllten ihren Männern zu, dass sie absitzen und in die Häuser eindringen sollten, um die Bogenschützen auszuschalten, aber jeder gerufene Befehl führte nur zu einem Hagel von Geschossen.
    »Wir müssen weg von der Straße! Herr! Was sind Eure Befehle?«, schrie ein Wachtmeister Havrick zu.
    Bevor Havrick sich auf eine Antwort besinnen konnte, trat das Pferd des Mannes auf einen Krähenfuß und bäumte sich auf. Der Mann riss die Hände hoch, um das Gleichgewicht zu wahren, und ein Armbrustbolzen durchschlug ihm den Kopf und bespritzte Havrick mit Hirnmasse und Blut.
    Havrick beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie der Körper des Mannes langsam kippte, und versuchte sich darauf zu besinnen, was er tun konnte. Er wusste, dass er die Initiative in dieser Schlacht wieder an sich reißen musste. Er hatte jede Menge Männer, obwohl sie sich im Moment in Türen kauerten und hinter Schilden versteckten, statt irgendetwas zu tun, das diesen Kampf siegreich beenden würde. Aber er konnte nur daran denken, wie wütend Gello sein würde, wenn er diese Schlacht verlor, und dass seine Brüder recht behalten würden.
    Dann hörte er zum dritten Mal Trompeten.
    Martil beobachtete voller Erleichterung, wie Havrick in seine Falle tappte, aber er wusste, dass der Gegner nicht dauerhaft so hilflos bleiben würde. Pfeile, Bolzen, Spieße und die Feuerwagen hatten Dutzenden Soldaten das Leben gekostet, aber es waren immer noch sehr viele übrig, und diese würden im Kampf Mann gegen Mann niedergerungen werden müssen. Der Plan sah vor, dass Wime und Rocus einen Keil in die Mitte der Kolonne trieben, sie so teilten und sich dann nach vorn – Rocus – und nach hinten – Wime – durchkämpften. Wenn alles gut ging, würden sich die isolierten Reste der Kolonne dann ergeben.
    »Blast zum Angriff«, befahl er.
    Er beobachtete, wie Rocus und Wime die brüllenden Städter aus den Nebenstraßen und in das Zentrum von Havricks Marschsäule führten. Die verbliebenen Offiziere und Wachtmeister – jene, die den Pfeilen, Armbrustbolzen und Wurfspießen bisher entgangen waren – riefen ihren Männern zu, dass sie absitzen und sich zu Reihen formieren sollten. Sie waren nicht schnell genug.
    Rocus, der gerade noch Havrick zu diesem übereilten Angriff verleitet hatte, führte den Ansturm gegen die verwirrten Soldaten. Die Männer in der Mitte der Kolonne waren Jagdreiter und nur mit Schwertern bewaffnet. Rocus mit seinen Leibgardisten und Sirron mit seinen Bauernjungen schoben sich als Keil in die