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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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gegen deinen eigenen Bruder wenden?»
    «Drakar hatte einen Bruder?», wunderte sich Miro.
    Pishda sah ihn an. «Sein Bruder ist der, um dessentwillen ihr hier seid», sagte er einfach. «Arlo.»
    Alle außer Ephrion rissen schockiert die Augen auf. Auf diese Neuigkeit war nun wirklich niemand gefasst gewesen. Für einen Moment herrschte Grabesstille in der Höhle.
    «Arlo ist … Drakars Bruder?», fragte Aliyah zweifelnd.
    «Abgefahren, ey», war Joashs Kommentar. «Hast du das gewusst, Glasperle?»
    Katara schüttelte den Kopf. Ihr wurde auf einmal ganz heiß bei diesem Gedanken.
    «Nein», sagte sie. «Drakar hat nie erwähnt, dass sein Vater einen Bruder hatte – ich meine hat.»
    «Moment mal», kombinierte Miro, «wenn das stimmt, dann wäre ja Drakar der Zweite Arlos Neffe! Und Arlo sein Onkel!»
    «Na ja, ganz stimmt es natürlich nicht», ergänzte Pishda. «Arlo ist nicht Drakars leiblicher Bruder. Er wurde als Baby vor dem königlichen Palast gefunden und anschließend von der Königsfamilie adoptiert.»
    «Dann weiß also niemand, woher er wirklich kommt?», überlegte Sihana.
    «Nein, das weiß niemand.»
    «Krass», meinte Joash.
    Ephrion war der Einzige, der sich noch immer nicht dazu äußerte. Er war schon die ganze Zeit über sehr wortkarg, was eigentlich gar nicht zu ihm passte.
    «Schon verrückt», stellte Aliyah fest. «Und bis vor wenigen Tagen wussten wir nicht einmal, dass es ihn gibt.»
    «Ihr wusstet nicht, dass es ihn gibt?», rief Pishda mit großen Augen. «Arlo? Den weisesten König, den Shaíria je gesehen hat?»
    «In Dark City wurde seine Existenz totgeschwiegen», erklärte ihm Miro achselzuckend.
    «Ich weiß nicht, wie Drakar der Erste es anstellte. Aber es ist ihm gelungen, den Namen Arlo komplett auszulöschen, aus allen Geschichtsbüchern, aus der Chronik der Könige Shaírias und sogar aus der Erinnerung der Menschen, jedenfalls der meisten.»
    «Das ist ungeheuerlich», stellte Pishda fest, sprang auf seine Füße und vervielfachte sich vor Empörung auf mindestens zehn Exemplare. «Ungeheuerlich ist das!», donnerten zehn Pishdas, die Fäuste in die Seiten gestemmt. «Oh ja, das ist es!» Er bloppte neun von sich weg und sah entschlossen von einem zum andern. «Morgen Früh brechen wir zum Okonja-Pass auf. Ihr legt euch besser bald schlafen, damit ihr fit seid für den Aufstieg.»
    Er sammelte die Schalen ein – es fiel ihm nicht einmal auf, dass keiner aufgegessen hatte – und ging kopfschüttelnd aus der Höhle hinaus. «Ungeheuerlich … einfach ungeheuerlich», hörten sie ihn noch lange durch die Nacht murmeln. Nach einer Weile kam er mit sauber geputzten Schalen und einem halben ausgedörrten Baum im Schlepptau zurück. Sie brachen ein paar Äste ab und legten sie aufs Feuer. Dann unterhielten sie sich noch eine Weile über die Ereignisse des Tages und krochen schließlich unter ihre Mäntel.
    Miro blieb noch lange am Feuer sitzen und dachte über all das nach, was Pishda ihnen erzählt hatte. Grübelnd starrte er in die Flammen hinein.
    Es wird Zeit, dass wir dich finden, Arlo, dachte er, während er kleine dürre Zweige zwischen den Fingern zerbrach. Es wird Zeit, dass du die Menschen von Drakars Joch befreist. Es wird Zeit, dass diese elende Nacht endlich ein Ende hat!
    Irgendwann übermannte auch ihn die Müdigkeit. Er legte sich hin und wickelte sich in seinen Umhang. Dann drehte er sich dem Feuer zu, und seine Augenlider wurden immer schwerer. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, und gerade als er im Begriff war, ins Land der Träume hinüberzugleiten, sah er, wenn auch nur im Halbschlaf, unter Ephrions Mantel etwas aufblitzen: Es waren zwei geschlitzte Reptilienaugen …

22
    37 Jahre zuvor … Vier Jahre vor der großen Nebelkatastrophe …
    «Nun sag schon, Arlo, was ist es, das du mir zeigen willst?»
    «Ich sagte, es wäre eine Überraschung, Drakar.»
    «Deine Überraschungen sind mir unheimlich, Bruder. Die letzte hat mir ganz und gar nicht zugesagt.»
    «Warte, bis wir oben sind.»
    Die Brüder ritten hintereinander her und folgten einem schmalen Pfad durch den verwilderten Wald. Das letzte steile Stück gingen sie zu Fuß und führten die Pferde an den Zügeln. Bei strahlendem Sonnenschein erreichten sie das riesige Plateau, von dem aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Es handelte sich um einen hohen Tufffelsen, der wie ein mächtiger Amboss in der Malan-Hochebene lag und fast überall senkrecht abfiel, an manchen Stellen sogar

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