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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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mir jetzt auffiel, auch den hageren Körper und die Lederhaut geerbt.
    »Ach du lieber Himmel!« Er senkte die Armbrust, mit der er auf meinen Rücken gezielt hatte. Er trug die übliche Tarnkleidung der Jagdaufseher und an seinem Gürtel ein Kurzschwert. Sein Haar wirkte fast weiß – eine Mischung aus frühem Grau und von der Sonne ausgebleichtem Blond. An der linken Halsseite hatte er eine tiefe Narbe. »Eddie LaCrosse, dich hätte ich als Letzten hier erwartet. Wann bist du zurückgekommen?«
    »Ich bin nicht zurückgekommen, und du hast mich auch gar nicht gesehen. Ich bin nämlich wegen einer rein persönlichen Angelegenheit des Königs hier.«
    »In einer rein persönlichen Angelegenheit?«, wiederholte er verwirrt. Schließlich nickte er. »Aha. Also geht’s um die geheimnisvolle Königin Rhiannon.«
    Ich deutete zum Hügel hinüber. »Dort sind sich die beiden zum ersten Mal begegnet, stimmt’s?«
    »Tja. Ich hab den König damals begleitet, allerdings ist er vorausgeritten, um ein paar Wildspuren zu verfolgen. Als ich ihn einholte, hatte er sie schon gefunden.«
    »Ist dir an jenem Tag irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Abgesehen davon, dass wir eine umwerfend schöne Frau im Evaskostüm gefunden haben, die dort wie ein Appetithappen lag?«
    »Ja, davon mal abgesehen.«
    »Nein. Aber danach ist mir etwas Verrücktes aufgefallen.«
    »Was denn?«
    Er deutete mit dem Kinn auf den Hügel. »Kommt dir da drüben irgendwas seltsam vor?«
    »Meinst du das silberige Moos, das von einem Baum herunterwächst und in einen Streifen aus grauem Klee übergeht, oder was anderes?«
    »Gar nicht mal schlecht, Eddie. Klee treibt bekanntlich keine grauen Blüten und Moos keine silbernen Spitzen, trotzdem sehen wir das hier. So, als markierten sie einen Weg, stimmt’s?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stapfte er zu dem mit Moos bewachsenen Baum hinüber. »Aber ich muss dir noch etwas zeigen, das ich noch niemandem gezeigt habe. Wollte, dass der König sich das mal anschaut, doch er hatte kein Interesse. Ich war seit Jahren nicht mehr hier, also ist es vielleicht verschwunden, aber es kann ja nicht schaden, wenn …«
    Er begann, die Blätter unter dem Baum wegzuscharren. Es dauerte nicht lange, bis er eine etwa zehn Fuß breite Stelle nackter dunkler Erde freigelegt hatte, deren Mittelstreifen das silberige Moos bildete. »Was hältst du denn davon?« Er deutete auf den Boden.
    Auf dem Boden fielen mir sorgfältig ausgelegte Steine auf, die augenscheinlich einen Abdruck markierten: Hier war irgendetwas Großes, Schweres aufgeschlagen. Im Laufe der Jahre waren einige Steine verwittert, aber der ursprüngliche Umriss war immer noch deutlich zu erkennen. Mitten durch die Markierung führte der Streifen aus silberigem Moos.
    »Der Umriss sieht so aus, als wäre ein Pferd vom Himmel gefallen und hier aufgeprallt«, bemerkte ich.
    »Tja.«
    »Nur tun das Pferde in der Regel nicht.«
    »Da hast du recht.«
    »Vermutlich hat keiner mit eigenen Augen gesehen, wie ein Pferd vom Himmel gefallen ist und sich in eine schöne Frau verwandelt hat? Eine Frau, die sich danach ins Gras gelegt und darauf gewartet hat, dass ein König vorbeireitet und sie aufsammelt?«
    »Auch solche Pferde sind eher rar gesät.«
    »Allerdings. Und Phil hat das hier nie gesehen?«
    »Niemand außer mir hat es je gesehen. Gleich nachdem sich der Trubel um die schöne Nackte gelegt hatte, hab ich den Abdruck mit Steinen markiert. Dachte, irgendwer könnte mal Interesse daran haben. Und im Laufe der Jahre hab ich’s dann selbst fast vergessen.«
    Ich sah ihn an. »Vielleicht wär’s ratsam, dass du’s auch jetzt gleich wieder vergisst.«
    »Hm, leider hab ich ein ziemlich gutes Gedächtnis. Es sei denn, ich hab was getrunken.«
    Ich grinste. »Na, dann sorgen wir wohl am besten für eine große Gedächtnislücke.«
     
    Das Haus, das Terry Vint mit seiner Frau und einem ganzen Stall von Sprösslingen bewohnte, hatte er von seinem Vater geerbt. Im Garten zählte ich fünf ins Spiel vertiefte Kinder, und den jüngsten künftigen Jagdaufseher entdeckte ich in den Armen der jungen Mutter, die jetzt nach draußen trat. Trotz all dieser Schwangerschaften und Geburten wirkte Schana Vint immer noch sehr anziehend. Sie strahlte etwas Bodenständig-Sinnliches aus, das über das rein Äußerliche weit hinausging. Unverzüglich schoss mir ein unziemlicher Gedanke durch den Kopf: Wäre sie mein Eheweib gewesen, hätte ich sie vermutlich auch dauernd

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