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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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Mutter. Niemand warf einen Blick in unsere Richtung.
    »Das war wirklich sehr sonderbar«, sagte ich, als der Lärm sich gelegt hatte. »Hast du mit so was gerechnet?«
    Kathi schüttelte den Kopf. »Im Lebtag nicht. Ich dachte, ich würde Epona Grau allein vorfinden.«
    »Na ja … Vielleicht haben die Leute hier auch gar nichts mit ihr zu tun.«
    Sie sah mich zweifelnd an. »Würdest du darauf wetten?«
    »Keineswegs.«
    Durch die Felsen bahnten wir uns den Weg bis zur Baumlinie und kamen irgendwann auf der Hügelkuppe heraus, über die die Menschenmenge verschwunden war. Und da sahen wir, wo sie hingegangen waren.
    Vor uns lag ein kleines Dorf, vor Blicken gut verborgen, bis man sich unmittelbar darüber befand. Rings um einen großen Brunnen in der Ortsmitte standen ein Dutzend Häuser und einige offenbar gemeinschaftlich genutzte Gebäude, allesamt in ähnlichem Stil errichtet und mit einem angrenzenden Pferch für Vieh oder einem Nutzgarten ausgestattet. Gepflasterte Wege, sorgfältig gepflegt, verbanden die Häuser miteinander. Alles an diesem Dorf wirkte überaus ordentlich, und trotzdem stellten sich mir die Nackenhaare auf, denn es war menschenleer.
    »Wo sind die alle?«, fragte Kathi.
    Hinter dem Dorf begann der Wald. Eine dunkle Öffnung deutete darauf hin, dass ein breiter Pfad hineinführte.
Dort sah das Gras so aus, als hätten viele Menschen es niedergetrampelt. »Die müssen in den Wald gegangen sein.«
    »Alle?«
    »Kann sein.«
    »Dann können wir wenigstens hinuntergehen und uns dort umsehen.« Kathi wollte sofort los, aber ich hielt sie am Arm zurück. »Warte mal. Diese ganze Geschichte ist mir unheimlich. Die Leute sind uns zahlenmäßig überlegen, wir bewegen uns auf unbekanntem Terrain und wissen nicht mal genau, nach wem oder was wir suchen. Nicht gerade gute Bedingungen, falls man uns beim Schnüffeln ertappt. Ich finde, wir sollten uns hier einfach hinsetzen und abwarten, bis sie zu uns kommen.«
    Kathi funkelte mich an und blickte auf meine Hand, bis ich ihren Arm schließlich losließ. »Ich finde das alles ja auch sonderbar, deshalb will ich diese Sache möglichst schnell hinter mich bringen und dann von hier verschwinden. Aber du hast recht.« Mir war klar, dass ihr der letzte Satz nur schwer über die Lippen gegangen war.
    Und so blieben wir auf der Hügelkuppe sitzen, wo wir uns deutlich vor dem Himmel abzeichneten. Beide hielten wir nach den rasenden Wildpferden Ausschau, aber sie kehrten nicht zurück. Erst jetzt fiel mir auf, dass in den Pferchen keine Tiere gehalten wurden, die größer waren als Ziegen – dazu waren diese Pferche auch zu klein. Es kam mir ziemlich seltsam vor, dass es sich eine so abgeschiedene Siedlung leisten konnte, eine Herde überaus nützlicher Tiere frei und ungezähmt herumlaufen zu lassen. Allerdings waren diese Wildpferde wesentlicher
Bestand des merkwürdigen Rituals gewesen, das wir soeben beobachtet hatten.
    Genau: Der Ansturm der Pferde, die das Kind leicht hätten tottrampeln können, war kein unglückseliger Zufall gewesen, sondern Bestandteil irgendeiner Zeremonie. Aber was steckte dahinter?
    Mittag war längst vorbei. Die Sonne, die den Zenit bereits überschritten hatte, wanderte jetzt so am Himmel entlang, dass sie uns blendete und wir das Dorf, das westlich von uns lag, kaum noch erkennen konnten. Kathi gähnte, streckte sich auf dem Boden aus und schirmte die Augen mit dem Arm ab. »Weck mich, wenn sich irgendwas tut«, murmelte sie und begann gleich darauf zu schnarchen. Irgendwann ließ sich ein großer Schmetterling auf ihrem Knie nieder, sonnte sich dort ein Weilchen und flog weiter.
    Kurz vor Sonnenuntergang tauchten die Dorfbewohner schließlich aus dem Wald auf. Wegen des blendenden Lichts konnte ich zwar keine Einzelheiten erkennen, doch sie kehrten offenbar von einem gemeinsamen Essen oder Fest zurück, denn viele von ihnen wirkten leicht betrunken. Die jungen Paare hatten sich untergehakt, und die müden Kinder hockten auf den Schultern ihrer Väter. Die meisten warfen auf dem Heimweg ins Dorf nicht einmal einen Blick in unsere Richtung, bis ein auffallend großer Mann zu uns hinaufdeutete. Sofort umringten ihn andere, und eine dunkelhaarige Frau trat hastig aus einem der Häuser und gesellte sich zu der Gruppe. Während sie zuhörte, was der hochgewachsene Mann zu sagen hatte, blickte sie mehrmals zu uns hinauf. Schließlich machten sich beide auf den Weg zu uns.
    Ich stupste Kathi an: »Es geht los.«
    Sofort war sie

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