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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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eine sehr beschäftigte Frau«, erklärte sie mit ihrer normalen Stimme. »Falls es die Sache vereinfacht, können wir meinen Muskelprotz ruhig hierlassen. Er kommt einem sowieso mehr in die Quere, als dass er nützt.«
    Ohne den Blick von Kathi zu wenden, dachte Nicole kurz darüber nach. »Nun gut«, sagte sie schließlich, »ich bringe dich zu Epona. Aber gib mir ein paar Minuten Zeit zum Umziehen. Und was dich betrifft, Carnahan: Da du und dieser Herr hier offenbar so viel miteinander gemein habt, kannst dich doch um ihn kümmern, bis wir zurück sind, nicht?«
    Carnahan musterte mich, als betrachtete er einen eingewachsenen Zehennagel, willigte jedoch ein.
    Während Nicole sich in ein Hinterzimmer zurückzog, legte Kathi mir die Hand auf den Arm und beugte sich zu mir vor. »Falls es dir so vorkommt, als wäre ich schon zu lange fort, warte nicht erst auf eine Einladung, sondern geh mich suchen«, flüsterte sie.
    »Genau das habe ich vor.«
    Kathi nickte. Gleich darauf sagte sie so laut, dass Carnahan es hören konnte: »Na dann spring los und spiel mit deinem neuen Freund. Aber halt dich mit dem Trinken zurück, damit wir nach meiner Rückkehr gleich aufbrechen können.«
    Ich grinste Carnahan an. »Stehe voll und ganz zu deiner Verfügung.«
    Carnahan wirkte keineswegs begeistert und grunzte irgendetwas Abfälliges. Nach einem letzten Blickwechsel mit Kathi folgte ich ihm nach draußen.
    Mittlerweile war die Sonne hinter den Baumwipfeln verschwunden, und die Dorfbewohner hatten Fackeln entzündet, um die Wege und Hauseingänge zu beleuchten. Es roch nach schmorendem Fleisch und Weihrauch. Am Dorfbrunnen, wo musiziert und getanzt wurde, hatten sich viele Menschen versammelt. Die Kinder, die noch
zu klein zum Feiern waren, spielten lärmend und lachend abseits davon auf einem Platz zwischen zwei größeren Gebäuden. Die beiden hochschwangeren Frauen, die die Knirpse beaufsichtigten, konnten kaum älter als sechzehn oder siebzehn sein.
    »Was ist der Anlass dieser Feier?«, fragte ich Carnahan.
    »Ach, wenn hier die Töchter fünf Jahre alt werden, schickt man sie auf den Hügel und setzt sie dem Getrampel von Wildpferden aus. Aber ich habe noch nie erlebt, dass ein Kind dabei verletzt oder totgetrampelt wurde. Die Pferde weichen immer aus. Und wenn so ein Kind die Sache unversehrt überstanden hat, gilt es als ›von der Göttin Epona gesegnet‹.« Seine Stimmte triefte vor Ironie.
    »Ist Epona denn eine Göttin ?«
    »Na klar doch!« Wir gelangten zu einem langen, schmalen Gebäude. Über der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift Bettys Gästehaus . »Sie ist die große Göttin, die mit ihren überirdischen Vögeln und Zauberpferden im Wald haust.« Er schnaubte verächtlich. »Wenn du mich fragst, ist das ein Haufen Pferdescheiße ! Irgendjemand bringt diesen Pferden bei, niemals Menschen niederzutrampeln. Wenn Epona die Göttin der Pferde ist, dann bin ich jedenfalls der König der Affen.«
    In ebendiesem Moment ging die Tür auf, sodass die Frau, die heraustrat, die letzten Worte mitbekam. Es war diejenige, die uns ins Gebetshaus geführt hatte. »Eure Majestät«, sagte sie spöttisch und versank in einem Hofknicks.
    »Ach lass das, Betty. Darf ich vorstellen? Das hier ist … ?«
    »Eddie«, sagte ich und verbeugte mich leicht. »Freut mich, dich jetzt auch offiziell kennenzulernen.«
    »Danke gleichfalls. Du hast einen Freund mit ausgesprochen guten Manieren«, raunte sie Carnahan zu. »Wie ist denn das passiert?«
    »Nicole hat mir aufgetragen, mich um ihn zu kümmern«, erwiderte er mürrisch. »Komm schon, wir wollen uns setzen.«
    »Wählt irgendeinen Platz. Bin gleich bei euch«, versprach Betty. Während ich Carnahan zu einem Ecktisch folgte, sah ich mich um. Bettys Gästehaus war weder eine Schenke noch ein typisches Wirtshaus. Hohe Regale, auf denen Bücher aus Pergament standen, nahmen ringsum die Wände ein, außerdem konnte man hier offenbar auch Brettspiele ausleihen. Auf den Tischen brannten kleine Kerzen, deren schwaches Licht den Raum irgendwie geheimnisvoll wirken ließ. Nur ein einziger weiterer Tisch war besetzt – von drei jungen Mädchen, die sich mit gesenkten Stimmen lebhaft unterhielten. Von draußen drang Musik herein.
    »Welche Art von Gästehaus ist das eigentlich?«, fragte ich leise, denn dieser »Schankraum« kam mir eher wie eine Bibliothek oder ein Gebetshaus vor.
    »Ein Schuppen, der eher zum Denken als zum Trinken anregen soll«, bestätigte Carnahan meinen

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