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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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Eindruck. »Die servieren hier völlig verwässertes Bier, dafür aber so starken Tee, dass er dich umhaut.« Er schüttelte den Kopf. »Das kommt davon, wenn man so was Frauen überlässt.«
    Falls Carnahans Bemerkungen Betty, die gerade zu uns an den Tisch getreten war, beleidigt hatten, zeigte sie es zumindest nicht. »Bin gleich wieder da, dann könnt ihr bestellen«, sagte sie, nachdem sie uns Brot hingestellt hatte.
    »Du kommst mir so vor, als würdest du nicht recht hierher gehören«, bemerkte ich, als Betty außer Hörweite war.
    Er fuhr sich mit den Fingern durch das kurze Haar und nickte. »Tja, das könnte man sagen. Ich kann mich noch so anstrengen, trotzdem falle ich überall auf. Und das nicht nur, weil ich so groß bin.«
    Gleich darauf sah er mich mit verblüffender Offenheit an. »Hast du schon mal jemanden getötet? Teufel noch mal, natürlich hast du das, das war mit schon auf den ersten Blick klar. Na ja, ich hab einen Menschen zu viel getötet. Der war auch nicht anders als irgendwer sonst, nur dass ich keinen Feind sah, als ich ihm in die Augen schaute. Hatte genau das in sich«, er klatschte sich auf die Brust, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, »was ich auch in mir habe.« Er senkte den Blick. »Danach hab ich nach etwas anderem Ausschau gehalten.«
    »Und? Hast du’s gefunden?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Wenn es mir gefallen würde, von einem Ausschuss regiert zu werden, ständig über Kinder zu stolpern und nach der Pfeife irgendeiner Frau zu tanzen, die im Wald wohnt und behauptet, eine Göttin zu sein, dann könnte man sagen: Ja, ich habe das Richtige gefunden. Ich dachte, die Leute wären alle aus ähnlichen Gründen wie ich hier – um vor dieser schnöden Welt zu flüchten. Die meisten sind wirklich anständige Menschen. Nur leben sie hier so abgeschieden, dass sie meiner Meinung nach gar nicht merken, wie leicht dies alles auseinanderbrechen kann. Sie glauben, dass jeder, der hier auftaucht, von der göttlichen Anziehungskraft Eponas hierhergeführt wurde. Aber
irgendwann wird jemand oben auf dem Hügel erscheinen, der nicht nach Frieden und Liebe sucht.«
    »Und wieso bleibst du dann?«
    »Ich stehe im Wort. Die Ehre ist das Einzige, was mir geblieben ist, also muss ich dafür sorgen, dass mein Wort auch was wert ist.«
    Betty kehrte zurück und stellte uns zwei Weinkrüge hin. »Das geht aufs Haus. Wir müssen den alten Wein aufbrauchen, ehe wir das neue Fass öffnen, das Epona uns geschenkt hat. Lasst euch den Wein schmecken.«
    Erneut wartete ich, bis Betty außer Hörweite war, dann fragte ich: »Den Wein hat Epona den Dorfbewohnern geschenkt?«
    Carnahan nickte. »Den wirklich guten Wein reserviert sie für sich. Und wenn ihre Anhänger ihr schön nach dem Mund reden, gibt sie ihnen was davon ab. Uns davon ab«, berichtigte er sich.
    »Das klingt ja eher nach einer Schankwirtin als nach einer Göttin.«
    Er nahm einen großen Schluck Wein. »Vermutlich bin ich allzu zynisch. Epona ist schon eine Persönlichkeit, das muss ich ihr zugestehen. Sie hat diesen Ort aufgebaut, weit entfernt von allem, weit weg von den Problemen der Welt. Die Menschen hören zwar davon, aber vermutlich kann man das Dorf nicht finden, wenn man nicht dazu ausersehen ist.«
    »Du meinst also, ich sei dazu ausersehen gewesen?«
    »Du lieber Himmel, ich wiederhole doch nur, was Epona mir erzählt hat. Sie lebt da draußen mitten im Wald, in einem winzigen Häuschen. Bei jedem Vollmond ziehen die Menschen dorthin, um sich Rat von ihr zu holen,
ihren Segen zu erbitten und Ähnliches. Hier im Dorf ist Nicole so was wie ihre Verwalterin. Sie sorgt dafür, dass alles reibungslos läuft. Die meisten Arbeiten verrichten hier die Frauen, bis auf die, bei denen man schwer heben oder töten muss.«
    »Und? Sind oft schwere Lasten zu heben?«
    »Nein, und töten muss man hier nie .«
    »Du klingst enttäuscht«, bemerkte Betty, die plötzlich hinter mir stand.
    Carnahan blickte auf. »Hier gibt’s einfach nichts, gegen das man kämpfen könnte, Betty. Und niemanden, mit dem man sich messen kann.«
    »Wir kämpfen gegen das, was in unserem Innern liegt. Das ist doch das, was einem am meisten Angst machen kann, meinst du nicht?«
    »Du betest nur Eponas Worte nach«, schnaubte er.
    »Nein, das sind meine eigenen Worte«, widersprach Betty mit verblüffendem Nachdruck. »Jeder hier glaubt an das, wofür Epona steht, aber das Denken erledigen wir selbst. Und wir sind der Meinung, dass wir auch ohne Konflikte

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