Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
Vom Netzwerk:
möchte dich nur gern kennenlernen.«
    Eine Welle von Gemurmel ging durch die Menge.
    »Warum?«
    Nicole trat näher. »Ich soll dir von ihr ausrichten, dass sie weiß, wie sehr du dich bemüht hast, Janette zu retten.«
    Mir wurde eiskalt. Kathi hatte ich kaum etwas aus meiner Vergangenheit erzählt, und im Dorf war mir ganz sicher niemand aus Arentia begegnet. Epona konnte doch unmöglich von Janette wissen, wie sollte sie, verdammt noch mal?
    Nicole, die meine Verwirrung bemerkte, lächelte mitfühlend. »Nun ja, Epona weiß so etwas, schließlich ist sie eine Göttin.« Sie deutete auf mein Schwert. »Das wirst du nicht brauchen.«
    »In der Regel brauche ich es gerade dann, wenn mir jemand das Gegenteil versichert.«
    »Du wirst eine einsame Frau kennenlernen, die nur halb so viel wiegt wie du. Und dazu noch todkrank ist.«
    »Und ich dachte, sie sei eine Göttin?!«
    »Der es nichts ausmachen würde, wenn du ihr bewaffnet gegenübertrittst?«
    »Mach dir keine Sorgen«, warf Carnahan ein. »Ganz im Ernst: In Eponas Schoß bist du am sichersten Ort der Welt.«
    Schließlich schnallte ich mein Schwert ab. Ich hätte es zwar lieber Kathi anvertraut, reichte es jedoch notgedrungen Carnahan. Er nahm es so lässig entgegen, als spürte er das Gewicht gar nicht.
    »Gib’s mir in sauberem Zustand zurück, ja?«, sagte ich.
    Er nickte. »Werde so darauf aufpassen, als wär’s mein eigenes.«
    Nicole nahm meinen Arm und sagte so laut, dass die Menge es hören konnte – und auch wohl hören sollte: »Und jetzt komm mit in den Wald, denn dort wirst du die Königin der Pferde kennenlernen.«

SIEBZEHN
    I ch hatte mich schon häufig in Wäldern aufgehalten, überall in der Welt, aber niemals in einem Wald, der so aussah und so auf mich wirkte wie der, durch den Nicole mich in jener Nacht führte. Es war ein Urwald, fast schon ein Dschungel. Keine Axt hatte hier je Bäume gefällt, und es waren auch keine Feuer darüber hinweggefegt, die ihn ausgedünnt hätten. Die Baumwurzeln waren von Ranken und Gestrüpp überwuchert, die zwischen den Stämmen verflochtene Muster bildeten. Wirkungsvoller als jeder von Menschenhand geschaffene Zaun sorgten sie dafür, dass Wanderer nicht vom Pfad abwichen.
    Im Nu war vom Fackelschein des Dorfes nichts mehr zu sehen, sodass nur der helle Mond uns den Weg wies. Auch die Musik und der Lärm ebbten bald ab und wichen dem Summen von Insekten, dem Quaken von Fröschen und dem Gezwitscher von Vögeln.
    Es dauerte einen Moment, bis mir auffiel, dass es hier Vögel gab. Ich war zwar kein Vogelkundler, erkannte die meisten Arten jedoch an ihren Rufen; doch solche Laute hatte ich noch nie gehört. Fast klangen sie wie Tonfolgen komponierter Lieder. »Was sind das für Vögel?«, fragte ich Nicole.
    »Einfach irgendwelche Vögel.« Sie tat meine Frage mit
einer Handbewegung ab. »Was sollten sie denn sonst sein?«
    »Das frage ich ja gerade.« Ich wollte nicht weiterbohren, merkte aber, dass Nicole mir auswich, denn dieses Gezwitscher unterschied sich deutlich von den Rufen der Sterntaucher, Spottdrosseln und Käuzchen, die man nachts häufig vernahm.
    Für den breiten Pfad hatte man eine Schneise durch den Wald geschlagen, was mich nicht wunderte, da die gesamte Dorfbevölkerung ihn offenbar regelmäßig benutzte. Allerdings führte er nicht zielgerichtet geradeaus, sondern wand sich an vielen Stellen um riesige Bäume herum. Vermutlich sollte das den Menschen, die zu Epona pilgerten, Zeit geben, sich innerlich auf die kommende Begegnung mit der Göttin einzustellen.
    Nicoles Anspielung auf Janette hatte mich beunruhigt, und je weiter wir gingen, desto mehr verwandelte sich diese Unruhe in Gereiztheit. Wie konnte Epona von dieser Geschichte wissen? Oder sonst jemand? Nie hatte ich irgendeiner Menschenseele davon erzählt, nicht einmal Phil, welche schlimmen Kämpfe ich an jenem Tag ausgefochten hatte. Trotz eines Lungenstichs hatte ich weitergemacht, um Janette zu retten. Und als mein Schwert brach, sogar mit bloßen Händen. Es war mir gelungen, sieben Gegner zu töten und ein Dutzend zu verwunden, doch sie waren mir zahlenmäßig so sehr überlegen gewesen, dass ich keine Chance gehabt und schließlich am Boden gelegen hatte. Und dann hatten sie mich dazu gezwungen, mit anzusehen, was sie Janette antaten. Doch zumindest hatte ich alles, was in meiner Macht stand, versucht, um sie daran zu hindern.
    Zu meiner Rechten nahm ich eine Bewegung wahr. Als ich mich umwandte, sah ich gerade noch, wie

Weitere Kostenlose Bücher