Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
Vom Netzwerk:
auf einen Schlag und für immer zum Besseren wenden wird.
    Zu dieser Sorte gehörten die armen Kerle, die tagsüber an der Rennbahn herumlungerten und auf die Übungsläufe wetteten, um den Wetteinsatz beim entscheidenden Rennen am Abend erhöhen zu können. Stets in der Hoffnung, die Alchemie des Glücksspiels werde ihre Träume irgendwann in Gold verwandeln.
    Während ich an den Bahnen entlangschlenderte, tat ich so, als musterte ich Rosse und Reiter, dabei interessierten mich eigentlich nur die wenigen herumstehenden Leute. Die Ausbilder sorgten dafür, dass sich die Pferde an der Startlinie aufstellten, während die Jockeys miteinander tratschten und ihre Pfeifen schmauchten. Bei diesen Vorläufen
fanden keine der glanzvollen Eröffnungszeremonien statt, die Hoch- und Geldadel so sehr schätzten. Hier ging es nur um Arbeit und Geschäft, und allen Jockeys war klar, dass dies nur eine kurze Pause vor ihrem nächsten Einsatz war.
    Ich ging im Geiste eine ganze Reihe von Eventualitäten durch. Falls Andras Reese tatsächlich dieser Zwerg war, und falls er in Kap Querna wirklich die Fäden zog und seine Hände in jedem schmutzigen Geschäft hatte, dazu auch hinter dem Gemetzel vor dreizehn Jahren steckte, mit dem er sich an der Königin der Pferde gerächt hatte, dann hatte er vielleicht auch ein perverses Interesse an Pferden. Deshalb würde ich im Umfeld örtlicher Pferderennen möglicherweise seine Spur aufnehmen können. Natürlich war das ein solches Bündel von Annahmen und vagen Vermutungen, dass es sich schnell als Hirngespinst entpuppen konnte. Aber ich hatte nichts anderes in der Hand.
    Also hielt ich nach einem Stammgast solcher Übungsrennen Ausschau, der möglichst gewisse Merkmale aufweisen sollte: früher einmal wohlhabend und erfolgreich, jetzt abgestürzt, aus welchen Gründen auch immer. Er würde einen Anzug aus gutem Stoff und mit gutem Schnitt tragen, der mittlerweile jedoch zerschlissen und schäbig aussah. Ein erfahrener Spieler, der kleine Wetteinsätze platzierte und seine Verluste mit versteinerter, gleichmütiger Miene hinnahm und niemals die Fassung verlor. Jemand, der nach weiterem Geld für Wetteinsätze Ausschau hielt und deshalb so bestechlich war, dass er selbst die eigene Großmutter verkauft hätte.
    Nach den ersten beiden Übungsläufen hatte ich den
Mann gefunden. Er musste um die sechzig sein und hatte sein ungewaschenes Haar unter eine Kappe gestopft, die vor zehn Jahren mal in Mode gewesen war. Seiner Miene nach zu urteilen, war heute nicht sein Tag. Während er zurück zur Rennbahn schlurfte, ging ich ihm hinterher, bis ich ihn eingeholt hatte. »Wie läuft’s denn so?«, fragte ich.
    Er schnaubte verächtlich, ohne mich anzusehen. »Wie immer. Meine Wetteinsätze müssen wohl mehr als hundert Pfund wiegen, denn egal auf welches Pferd ich setze, es läuft so, als wäre es mit einem zusätzlichen Reiter beladen.«
    Ich baute mich vor ihm auf und bot ihm die Hand. »Eddie Johnson«, stellte ich mich vor.
    »Lonni Rachett«, erwiderte er würdevoll, wobei er die zweite Silbe seines Familiennamens betonte. Er hob den Kopf und legte ihn schräg, sodass er mich tatsächlich von oben herab ansehen konnte. »Von den LeBatre Rachetts.«
    »Hör mal, Lonni … ich darf dich doch so nennen? Ich brauche Hilfe und bin bereit, dafür zu zahlen.« Ich fasste ihn mit der Hand bei der Schulter und führte ihn zu einem menschenleeren Pavillon im Schatten. Am Abend würde sich dieser Pavillon in das in Kerzenlicht getauchte Wunderland der besseren Gesellschaft von Kap Querna verwandeln, doch jetzt waren die Stühle auf den Tischen aufgestapelt, die Schnapsflaschen verschwunden und die Schankmädchen nicht im Dienst. Ich wählte einen Tisch in der Mitte, damit die aufgestapelten Stühle uns vor neugierigen Blicken schützten. Vermutlich würde einem Mann wie Lonni diese Vorsichtsmaßnahme mehr als recht sein.
    Nachdem ich zwei Stühle besorgt hatte, bedeutete ich Rachett, Platz zu nehmen. Er musterte das Sitzkissen gründlich, ehe er sich dazu herabließ, es mit seinem Gesäß zu beehren. Ich dagegen drehte meinen Stuhl lässig herum, mit der Rückenlehne nach vorn, und setzte mich rittlings darauf.
    »In der Stadt lebt jemand, den ich sehr gern kennenlernen würde«, begann ich. »Mir ist zwar klar, dass du wohl nicht unmittelbar mit Menschen wie ihm zu tun hast – eigentlich kann ich mir nicht mal vorstellen, dass du ihn auf der Straße grüßen würdest –, aber ein Mann mit deiner

Weitere Kostenlose Bücher