Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
„Soll ich ein paar von denen buchen, damit sie den Hosenscheißern in den Arsch treten?“
Aber Willi wollte nicht so recht, und langsam fragte ich mich, wo denn das Schwein in ihm geblieben war. Lemmys Pillen schienen noch nicht weit genug in sein Hirn vorgedrungen zu sein, jedenfalls noch nicht dorthin, wo bei ihm die Angst saß. Ich schob ihm also ein paar mehr hinein, und dann rückte er endlich heraus mit der Sprache:
„Die haben da so eine Art mächtige Organisation im Hintergrund.“
Willi griff nach seiner Hose, die er gestern anhatte, als sie ihn umhauten. Er gab sie mir und sagte, dass in der Arschtasche etwas stecken würde, das ich mir anschauen sollte. Ich zog ein Fax heraus, von dem Willi erzählte, dass er es vor einer Woche bekommen hatte. Der ganze verdammte Briefkopf war in Türkisch gehalten oder jedenfalls in einer Sprache, die ich für Türkisch hielt, weil im wesentlichen nur Üs und Ös und solche Buchstaben aneinandergereiht waren. Ich konnte es nicht schwören, aber der Briefkopf erinnerte mich irgendwie an den, den ich in Rotts gelbem Ordner auf einigen der Briefe aus dieser Schönheitsklinik im 19. Bezirk gefunden hatte, und zwar auf denen, die ihn nach der Übernahme durch den neuen Eigentümer erreicht hatten.
Der eigentliche Text auf Willis Fax war dann aber auf Deutsch abgefasst, wenn man das mal Deutsch nennen wollte, was die Affen da zu Papier brachten:
„Dü!
Sinde wirre sehrre indaressssird ann öbjekkte was hasta dü, dü vahandalunga machsta mit üns? Ja? Nein? Machma Messer mit di, dü dich, wennnst Vahandalung dü sagst nein!!
Dü An rüffe!“
Und darunter stand tatsächlich die Telefonnummer.
Willi erzählte weiter: „Frag mich bitte nicht, warum, aber die wollen da so eine Art Porno-Tempel in der Gegend errichten.“
„Einen Tempel?“
In meinem Hirn schlugen die Windungen plötzlich aus in Richtung Kainz, den Maulwurf, der mir auch von einem Tempel erzählt hatte, und bei ihm hatte sich das alles nicht weniger bescheuert angehört als jetzt bei Willi.
Ich wollte der Sache schnell auf den Grund gehen und wählte die Nummer, ich ließ es ein paarmal läuten, und dann hörte ich eine nette Frauenstimme, die in einer Sprache, die ich nicht recht verstand, womöglich „Die gewählte Rufnummer ist im Augenblick nicht erreichbar, rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder an“ sagte. Türkisch war das aber nicht, zu wenige Üs und Ös. Willi und ich hörten uns den Text zusammen noch einige Male an, und schließlich waren wir uns einig, dass sich die Lady anhörte wie Tante Jolanda im Hard & Heavy, wenn sie sich eine heiße Gulaschsuppe über die Schürze schüttete und dann ordentlich fluchte.
„Serbisch? Serbisch!“
Jetzt musste ich natürlich noch stärker an Guttmanns Maulwurf denken, der mir ja erzählt hatte, dass sie den Chef der Terrorgruppe gerade in Serbien verloren hatten, und ich fragte Willi: „Weißt du denn zufällig, wie diese verdammte Organisation heißt?“
Er sagte: „Keine Ahnung! Irgendsoeine Schwanzkult-Scheiße. Meine Nutten klagen seit längerem, dass diese verdammten Türken immer größere Schwänze in der Hose haben. Aber das ist doch krank, Rock! Man muss doch auch mal zufrieden sein mit dem, was man hat!“
Was das betraf, war Willi ganz entspannt und old school. Aber diese reife Haltung hatte natürlich weiß Gott nicht jeder, sie hatte mit Lebenserfahrung zu tun und mit Büchern wie Das kleine Ich bin ich, das Willi regelmäßig las, das aber wahrscheinlich noch nicht ins Türkische übersetzt war. Heute war jeder immer mit allem gleich unzufrieden, und es ging immer nur um größer und stärker, und wenn man da nicht mitmachte, dann galt man schnell als schwul oder als „Girlie Man“.
Genau wie ein solcher jammerte Willi jetzt weiter: „Ich weiß echt nicht, was die wollen! Am Gürtel lässt sich doch seit langem kein Geld mehr verdienen, ich halte das Pornhouse doch nur noch offen, um euch Idioten eine Freude zu machen!“
Ich war ehrlich gerührt und sagte: „Ist das wahr, Willi? Danke!“
„Und jetzt drängen auch noch diese verdammten Türken in den Markt. Sie expandieren, wo es nur geht, und versuchen gewachsene Strukturen zu verdrängen!“
Der Gürtel war seit langem zu großen Teilen in der Hand der Albaner, und Willi war einer der letzten Einheimischen, die sich dort noch tapfer im Geschäft hielten, wobei Geschäft vielleicht nicht das richtige Wort war. Er erzählte: „Als ich das Pornhouse
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