Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
war, oder ob der öfter mal vorbeikam?
Manni fragte: „Schlank, braungebrannt, gutaussehend?“
Ich sagte: „Ja.“
„Der kommt jede Nacht hierher. Ist ein verdammter Stricher, der Kunden für das Bräunen solange du willst um 8,88 da drüben abschleppt.“
* * *
Ich hatte den langen Tag über ganz aufs Biertrinken vergessen, was bei der Hitze gefährlich werden konnte, wegen der vielen Elektrolyte, die man beim Schwitzen verlor. Noch im Toyota rief ich also Guttmann an und bestellte ihn ins Hard & Heavy zu Jolanda, wo ich meinen Elektrolytehaushalt wieder ins Lot bringen wollte, und bei der Gelegenheit würde ich ihn auch gleich über den Stand der Dinge informieren.
Jolanda hatte irgendwann ein paar Flaschen Slibo eingepackt und war damit aus ihrem kleinen Kaff in Istrien abgehauen, sie war irgendwie hierher gekommen und hatte einen geheiratet, der den Schnaps dann ganz alleine soff und sie drei Jahre lang schlug, bis sie sich endlich scheiden ließ. Danach suchte sie lieber nach einem alten Wirtshaus als nach einem neuen Mann, und sie fand ein Plattengeschäft mit dem Namen Hard & Heavy, das genau gegenüber vom Quattro Stazzione lag, auf der anderen Seite der Brunnengasse. Sie warf alles, was mit Platten zu tun hatte, zu Lemmy hinunter und stellte stattdessen ein paar Tische und Stühle hinein. Alle paar Wochen fuhr sie hinunter nach Istrien und holte neuen Plavac. Der schmeckte uns, und Lemmy steckte ihr im Gegenzug immer was von seinem Gras zu, so freundeten wir uns an. Im Hinterzimmer bauten wir ihr eine Küche ein, die Küche war das Wichtigste bei Jolanda, denn sie kochte, wie eine kochen musste, um einen Mann glücklich zu machen. Den Namen zu ändern fand sie nie der Mühe wert, wer sie und ihre einmalig feurige Gulaschsuppe finden wollte, der fand sie auch so, da hielt sie es ganz wie Lemmy.
Wir mochten Jolanda sehr.
Als Guttmann kam, bestellte ich ein Großes und ein Kleines, und Guttmann fragte: „Ein Großes und ein Kleines was ?“
„Ein großes Bier gegen den Durst und ein kleines zur Entspannung.“
Guttmann wollte das auch. Dann betrachtete er den Ordner, den ich ihm auf den Tisch gelegt hatte, und sagte: „Schickes Gelb. Was ist denn da drinnen?“
Ich trank das Große gegen den Durst und begann zu erzählen: „Im Mai dieses Jahres war Rott in einer Schönheitsklinik im 19. Bezirk eingecheckt, er ließ sich dort das Arschloch bleachen.“
„So was gibt’s?“
„So was gibt’s.“
„Was es nicht alles gibt!“
„Anal-Bleaching ist der letzte Schrei in Hollywood. Zuerst machten’s alle in der amerikanischen Pornoindustrie, weil man mit der neuen High-Definition-Videotechnik jedes verdammte Wimmerl und jedes Braun am Arsch ganz genau sehen kann, das sieht dann speziell bei Anal total oder Anal brutal nicht so gut aus. Bald machten es alle anderen Schauspieler auch. Dann waren die Ostküsten-Juden an der Reihe, weil sie sich buchstäblich von der braunen Scheiße befreien wollten, bei denen ist das aber mehr ein Kopfproblem, wie du weißt.“
Man hatte als Privatdetektiv in den Vorstädten auch einen gewissen Bildungsauftrag, also gab ich gerne weiter, was mir Lemmy zu dem Thema ins Ohr geflüstert hatte. Guttmann hakte nach: „Und jetzt machen’s sogar schon unsere heimischen Rechtsextremisten, oder was?“
„Wie es aussieht, ja.“
„Hölle auch!“
„Rott glaubte, dass er sich dabei eine schwere Hepatitis-Erkrankung eingefangen hat, die Leber war jedenfalls seine Achillesferse, wenn man so will.“
„Hm. Das würde erklären, warum er gestern so gelb im Gesicht war, als wir ihn gefunden haben. Das hab’ ich dir vielleicht noch gar nicht erzählt.“
Ich sagte: „Erspar’ mir bitte die Details, ich weiß genau, wie er gestern ausgesehen hat.“
Guttmann fragte das einzig Richtige: „Warum?“
Ich legte nun auch den Kalender auf den Tisch, den ich in Rotts Zimmer gefunden hatte, und sagte: „Da steht, dass er gestern um 16 Uhr einen Termin mit einem ‚Anwalt‘ auf der Terrasse der Schlagobersbude neben der Reha-Klinik hatte. Ich selbst habe gestern im Auftrag eines Klienten dessen Frau überwacht, die sich dort draußen mit einem Mann getroffen hat. Wie sich herausstellte, war dieser Mann Rott, und der Anwalt, den er treffen wollte, war eine Anwältin namens Bukowski und lustigerweise die Frau meines Klienten. Das hab’ ich dir vielleicht noch gar nicht erzählt.“
Ich rechnete fest damit, dass Guttmann gleich ein bisschen böse auf mich sein
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