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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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entgegen. Er war nackt, und auch er hielt ein Schwert in der Hand.
    »Was ist das für ein Höllenlärm?«, rief er.
    »Keine Ahnung«, antwortete Lacan. »Einen Augenblick lang habe ich gedacht, ich wäre noch auf dem Sternenstein und würde das große Horn vom Wachtturm hören. Aber hier auf meinem Hof   …«
    »Wir müssen nach draußen, Herr«, sagte Sobrun. »Das kann nichts Gutes bedeuten.«
    Er lief die Treppe hinunter und auf die Haustür zu. Lacan folgte ihm. Das ohrenbetäubende Heulen hielt unvermindert an.
    »Sei vorsichtig«, rief Lacan über den Lärm hinweg.
    Sobrun hob mit der Linken den Riegel, öffnete die Tür ein Stück, sodass das Heulen noch lauter zu hören war, und mit der Rechten hielt er sein Schwert gezückt. Dann wich er hastig zurück. Ein Pfeil flog durch die geöffnete Tür und blieb zitternd in der Treppe stecken. Das Heulen drang wütend über den Innenhof. Weitere Pfeile schlugen in die Türe, eine Spitze trat auf der Innenseite wieder aus.
    »Friedlich und wohlgeordnet.« Sobrun wandte sich vorwurfsvoll zu dem Ritter um. »Waren das die Worte, mit denen Ihr mich zu Eurem Heim gelockt habt?«
    »Die Zeiten ändern sich, fürchte ich.«
    Lacan sah sich um. Er musste sofort handeln und hatte nicht die Zeit, seinen Schild aus dem Obergeschoss zu holen.
    Sobrun spähte vorsichtig um die Türkante. »Da hat jemand einen großen Wagen vor den Schuppen gestellt«, meldete er.
    »Wie viele Angreifer?«, fragte Lacan.
    »Keine Ahnung. Drei oder vier stehen mit Waffen beim Wagen. Und noch ein paar rennen um den Schuppen herum und räumen unsere Vorräte aus.«
    Lacan wies auf einen Tisch in der Diele. »Hilf mir, Sobrun«, sagte er. Er wandte sich an die Mägde und Knechte, die an der Treppe und der Tür zur Küche standen. »Nehmt euch Waffen und kommt hinterher, sobald wir die Schützen aus dem Weg geräumt haben. Wir müssen die Räuber aufhalten, bevor sie etwas in Brand stecken.«
    Er und Sobrun packten den Tisch, jeder an einer Seite. Sie schoben ihn durch die Tür und stürmten auf die Angreifer zu, den Tisch wie einen Schild vor sich haltend. Pfeile schlugen in die massive Platte. Sobrun brüllte, und sie liefen schneller.
    Über die Tischkante hinweg sah Lacan, wie eine Gestalt auf den Wagen sprang. »Hoch den Tisch!«, rief er.
    Sobrun gehorchte. Im letzten Augenblick fingen sie den Pfeil ab, der von der Ladefläche des Wagens aus auf sie abgeschossen worden war.
    Die Gestalt schleuderte den Bogen von sich und zog ein Schwert. Lacan erkannte, dass es eine Frau war   – ihre langen Haare flogen im Wind, und er sah ein Kettenhemd unter ihrem Mantel aufblitzen. »Zu mir!«, schrie sie. »Nehmt die Spieße!«
    Zwei weitere Angreifer stiegen zu der Frau auf den Wagen. Lacan und Sobrun waren nahe genug und warfen den Tisch in deren Richtung. Das Möbelstück knallte gegen die Flanke des Gefährts.
    Ihre Gegner stachen vom Wagen herunter auf Lacan und Sobrun nieder. Lacan und Sobrun schlugen die Spieße mit ihren Klingen zur Seite. Noch mehr Angreifer liefen um den Wagen herum, aber vom Hauptgebäude her eilten Knechte mit Hacken und Beilen herbei, und ein Bursche kam mit einer Mistgabel aus dem Stall.
    Lacan packte den Schaft eines Spießes und riss daran. Der Mann, der ihn hielt, kippte nach vorn. Die Frau in dem Kettenhemd fasste ihn am Gürtel und zog ihn zurück. Mit dem Schwert wehrte sie Lacans Gegenangriff ab. Sie verteidigten den hohen Wagen wie eine Festung. Lacan sah Säcke und Fässer darauf gestapelt, und er sah, dass das Tor zu dem Lagerhaus dahinter weit offen stand.
    »Die Pferde«, rief die Frau. »Treibt die Pferde an. Wir rücken ab.«
    »Oh nein!«, erwiderte Lacan. »Nicht mit unseren Vorräten.«
    Verbissen griff er wieder an. Die Frau ging hinter der Seitenwand des Wagens in Deckung und hieb mit der Klinge nach seinem Kopf. Er musste zurückspringen. Drei Angreifer kamen von der Seite und drängten Sobrun zurück.
    Da ertönte eine Stimme von oben: »Achtung!«
    Es war Valdar! Lacan blickte auf.
    Der alte Zauberer stand an einem offenen Fenster seiner Wohnung, gleich über der geplünderten Scheune. Lacan sah das bärtige Gesicht nur einen Augenblick   – dann flog etwas auf ihn zu, und er wich zurück.
    Was auch immer da angeflogen kam, es traf einen der Männer auf dem Wagen am Rücken und zerplatzte. DerMann ließ den Spieß los und taumelte nach vorn. Er brüllte, als stünde er in Flammen, und schlug um sich. Ein scharfer Geruch stieg Lacan in die

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