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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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fuchtelte mit seinem Ast umher. »Die hatten Schwerter und Rüstungen, aber sie haben nichts gemacht.«
    »Weil wir so viele sind.« Erik parierte seinen Schlag. »Deshalb haben sie Angst bekommen.«
    Konrad runzelte die Stirn. Einen Moment lang sah er aus wie sein Vater. »Aber ein Schafhirte hat doch auch keine Angst vor seiner Herde.«
    Vor mir drehte sich Ott um. Der Knüppel, der in seinem Gürtel steckte, war größer als ein Kleinkind. »Dann sind wir wohl keine Schafe mehr«, sagte er und grinste dabei so breit, dass das Schandmal auf seiner Wange fast in den Hautfalten verschwand.
    »Mein Vater hat eine große Schafherde.« Cornelius zerrte an meinem Ärmel. »Wir könnten jeden Tag ein Schaf essen, wenn wir wollten.«
    »Halt die Fresse!« Konrad holte mit seinem Ast aus, aber ich fiel ihm in den Arm, entwand ihm die Waffe mit einem Ruck.
    »Lass ihn in Ruhe.«
    Erik kicherte, während sich Cornelius erschrocken hinter mir versteckte. »Was wollt ihr denn? Ich sag doch nur die Wahrheit.«
    »Einen Scheiß tust du!« Es gefiel mir nicht, dass Ott sich einmischte. Er war der gröbste Mann, der mir je begegnet war. »Bei allem, was du erzählst, müsste dein Vater Papst und Kaiser in einer Person sein. Pass besser auf, dass Nicolaus nichts von deinen Lügen erfährt.«
    »Sonst hängt er dich an der Zunge auf.« Konrad stieß ein krächzendes Geräusch aus. Erik lachte und klopfte ihm auf die Schulter.
    Ich ging dazwischen, bevor sie noch mehr sagen konnten. »Cornelius, geh zu den Frauen hinten beim Küchenwagen und frag sie, ob sie noch etwas brauchen. Beeil dich, wir werden bald rasten.«
    »Ja, Madlen.« Er war sichtlich froh, weggeschickt zu werden.
    Ich wartete, bis er zwischen den Menschen und Karren verschwunden war, dann wandte ich mich Konrad und Erik zu. »Und ihr«, begann ich, »benehmt euch gefälligst endlich mal wie Christen. Kümmert euch um ihn. Er ist ganz allein hier.«
    Konrad senkte den Kopf. »Ich kann ihn nicht leiden.«
    »Gerade deshalb ist es deine Christenpflicht, ihn zu deinem Freund zu machen. Wenn es einfach wäre, seinen Nächsten zu lieben, könnte es ja jeder Heide.«
    Ich stutzte, als mir klar wurde, dass Klara genau die gleichen Worte zu mir gesagt hatte, an dem Morgen, als ich erfuhr, dass ich nicht nach Köln durfte. Ich hatte seit Wochen nicht mehr an sie gedacht.
    »Und das gilt auch für dich, Erik.«
    »Ja, Madlen.« Er wich meinem Blick aus, ebenso wie Konrad. Ott tat so, als würde er meine Worte nicht hören.
    »Kann ich mein Schwert wiederhaben?«, fragte Konrad nach einem Moment.
    »Gleich.« Mir fiel ein, was er bei der Begegnung mit dem Händler über Hugo gesagt hatte. »Geh schon mal vor, Erik.«
    Der Junge wirkte fast ebenso erleichtert wie Cornelius.
    Ich nahm Konrad beiseite, weg von all den Ohren und Augen, die uns umgaben. Auf einem Feld blieben wir stehen.
    »Was meintest du eben, als du gesagt hast, Hugo würde den Händler verprügeln wie den Gesellen in Köln?«
    Die Frage schien ihn zu überraschen. Er hob die Schultern. »Nichts Besonderes. Nur dass man sich mit Hugo nicht anlegen sollte.«
    Ich dachte an den kleinen, ruhigen Jungen, den ich dem Schreiner mitgegeben hatte. Er war besonnen gewesen für sein Alter und hatte sich nie mit anderen geprügelt. »Hat Hugo denn etwas getan?«
    Konrad trat von einem Fuß auf den anderen. Er wollte nicht antworten, aber als er meinen Blick sah, tat er es doch. »In der Schreinerei, zu der wir in Köln kamen, gab es einen Gesellen. Walter. Er war viel größer als wir, aber ungeschickt. Meister Paul sagte immer, er habe zwei linke Hände.« Konrad lachte. »Zwei linke Hände, weil er so viel kaputt machte und die Hocker, die er baute, ständig umfielen.«
    »Und er mochte Hugo nicht?«
    »Anfangs schon, aber dann wurde Hugo immer besser, zuerst besser als ich, dann besser als Walter. Der Meister hat ihn oft gelobt. Er durfte sogar schon allein Tische bauen, so gut war er.«
    Ich ahnte, worauf die Geschichte hinauslaufen würde. »Was hat Walter dazu gesagt?«
    »Nicht viel, aber er fing an, Hugos Werkzeug kaputt zu machen, ihn beim Meister anzuschwärzen und so. Einmal, als wir allein in der Werkstatt waren, hat er Hugo so fest gegen den Kopf getreten, dass es anfing zu bluten und nicht mehr aufhören wollte. Ich hatte Angst, dass er sterben würde.« Er holte tief Luft. »Aber dann kam ein Barbier und hat ihm geholfen.«
    »Habt ihr Meister Paul davon erzählt?«
    Konrad schüttelte den Kopf. »Nein. Walter

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