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Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert und die Lämmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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    »Sei nett zu Cornelius!«, rief ich ihm nach.
    Er winkte, ohne sich umzudrehen.
    Als es dunkel wurde, kehrte auch Diego zu uns zurück. Er musste stundenlang am Rhein auf uns gewartet haben, bis ihm klar wurde, dass wir nicht mehr kommen würden.
    Neben dem Küchenwagen zügelte er sein Pferd. Ich saß auf dem Wagen, zusammen mit einigen anderen Frauen und Mädchen, und säuberte die Fische, die am Tag gefangen worden waren. Der Kreuzzug bewegte sich so langsam, dass die Angler oft ganze Vormittage am Rhein verbrachten, ohne Angst haben zu müssen, uns nicht mehr einzuholen.
    »Warum haben wir die Straße verlassen?«, fragte Diego.
    Die Mädchen sahen auf, als sie seine Stimme hörten. Eine alte Frau legte sich ein Tuch übers Haar.
    »Weil Lukas das Kloster aufsuchen möchte, um dort um Hilfe für die Kranken zu bitten«, sagte ich. So hatte es sich zumindest bis zu uns herumgesprochen.
    Diego stützte sich auf den Sattelknauf. »Weiß jemand, wie das Kloster heißt?«
    Ich räusperte mich und wartete, ob nicht jemand anderes die Frage beantworten würde. Es wäre mir lieber gewesen, wenn auch andere mit ihm geredet hätten. »Rudolf, der Knecht des Händlers, müsste es wissen. Er war ja heute Morgen noch dort.«
    Diego nickte. »Dann werde ich ihn suchen.« Er führte sein Pferd näher an den Wagen heran und beugte sich zu mir. »Hast du mit deinem Sohn gesprochen?« Das Murmeln, Klappern und Raunen des Kreuzzugs war so laut, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es hat sich nicht ergeben. Morgen.«
    Er wirkte enttäuscht, nickte jedoch. In der Dämmerung schien das Weiße in seinen Augen zu leuchten. »Dann werde ich mich gedulden.« Er zügelte sein Pferd und ließ unseren Wagen an sich vorbeiziehen.
    Ich wollte mich nicht zu ihm umdrehen, tat es aber dennoch. Auf dem Pferd ragte er aus der Menge der Wanderer. Obwohl er von Menschen umgeben war, wirkte er allein.
    Renate, eines der Mädchen auf dem Wagen, rückte näher an mich heran. »Was weißt du über ihn?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Nichts«, antwortete ich ehrlich. »Außer dass er Spanier ist.«
    »Glaubst du, dass eine Frau zuhause auf ihn wartet?«
    Ich hatte mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Seit Beginn der Reise schien alles, was sich außerhalb unseres Kreuzzugs abspielte, an Bedeutung zu verlieren.
    »Vielleicht.« Ich sah Renate an. »Wieso willst du das wissen?«
    Trotz des schlechter werdenden Lichts sah ich, dass sie errötete. Kurz warf sie einen Blick auf die alte Frau, doch die hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. »Weißt du, die anderen Mädchen und ich, wir haben geredet. Wenn der Spanier nicht so aussieht wie andere Männer, dann müssten doch auch die Spanierinnen nicht so aussehen wie andere Frauen, oder?«
    Ich runzelte die Stirn, versuchte zu verstehen, was sie damit sagen wollte. »Meinst du, dass sie dunkler sind?«
    »Ja, auch.« Renate biss sich auf die Lippe. »Aber eigentlich dachten wir mehr an …« Sie sah sich erneut um und zeigte dann mit dem Zeigefinger zwischen ihre Beine. »Hier.«
    Ihre Antwort überraschte mich so sehr, dass mir die Worte fehlten. Dreimal musste ich ansetzen, bevor ich etwas erwidern konnte. »Wieso glaubst du, dass er dort anders ist?«
    »Weil es jemand erzählt hat, und jetzt sagen es alle.«
    »Wer hat das erzählt?«
    Renate hob die Schultern. »Weiß nicht, jemand eben.«
    Ich legte den Fisch, den ich hatte ausnehmen wollen, beiseite und sprang vom Wagen.
    »Wo willst du hin?«, rief mir das Mädchen nach, aber ich antwortete nicht.
    Rasch ging ich am Kreuzzug entlang nach vorn, den Blick auf die Gesichter gerichtet, die mich umgaben. Ein unangenehm kaltes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ich zog meinen Umhang vor der Brust zusammen, obwohl der Abend windstill und warm war.
    Ich fand Hugo dort, wo ich ihn vermutet hatte, in der ersten Gruppe, knapp hinter Lukas. Er trug einen Speer mit dem Banner unseres Kreuzzugs. Schlaff hing der Stoff an dem Holz he runter.
    Hugo drehte den Kopf, als er mich bemerkte. Ich ergriff seinen Ellenbogen und zog ihn zur Seite. »Ich muss mit dir reden«, sagte ich leise.
    Einer der Jungen neben ihm grinste. »Hast du was geklaut?«
    Ärger blitzte in Hugos Augen auf, aber er ließ sich von mir aus dem Tross herausführen. Wir gingen in ein Feld. Ähren strichen leise raschelnd an meinem Rock entlang. Hinter einer Hecke blieb ich stehen.
    »Was erzählst du über Diego?«
    Es

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