Das Science Fiction Jahr 2013 (German Edition)
Sechzigerjahre ausübte. Vance war Handwerker mit einer gesunden Verachtung für den Kunstbetrieb. Er baute sein Haus in Oakland und seine Segelboote selbst und konstruierte mit den Freunden und SF-Kollegen Frank Herbert und Poul Anderson ein Hausboot, mit dem die drei an den Ufern der San Francisco Bay entlang schipperten, bis es auf Grund lief.
1961 wurde John Holbrook II. geboren, das einzige Kind von Jack und Norma. In dieser Zeit begann sich langsam der Erfolg einzustellen. Vance gewann den Edgar Allan Poe Award und kurz darauf den Hugo und den Nebula Award, was ihn veranlasste, freier Schriftsteller zu werden.
War sein Werk bis dahin von Kurzgeschichten und Einzelromanen geprägt gewesen, standen ab jetzt Romanzyklen im Mittelpunkt. Allerdings war er bei seiner Produktion stark gehandicapt. Seine Sehkraft nahm immer mehr ab, und nach einer missglückten Augenoperation war Jack Vance praktisch blind. Ab den Achtzigerjahren musste er am Computer mit Großbildschirm schreiben – und einer Textverarbeitung mit Riesenlettern.
Vance debütierte 1945 in Thrilling Wonder Stories mit der Geschichte »The World Thinker«, die nächste hieß »I’ll build your Dream Castle«. Beide Titel wurden zum Programm; der Weltenschöpfer baute seinen Lesern ein literarisches Traumschloss. Sein erstes Buch war 1950 »The Dying Earth«, eine Sammlung erstaunlicher (zwanzig Jahre später hätte man sie als »far out« bezeichnet) Fantasy-Geschichten, die er 1944 auf See geschrieben hatte. Sie markierten den Beginn einer Serie, deren Gestaltung die Leser verzauberte und begeisterte. Schauplatz ist die Erde in allerfernster Zukunft. Diese Welt, kurz vor ihrem Untergang, wenn die aufgeblähte, rote Sonne instabil flackert und bald für immer verlöschen wird, ist besiedelt mit einer mondänen Gesellschaft, die sich in Intrigen, Magie und hedonistischen Vergnüglichkeiten ergötzt. Später fanden diese Geschichten ihre Fortsetzung in den Collections »The Eyes of the Overworld« (1966), »Cugel’s Saga« (1983) und »Rhialto, the Marvellous« (1984).
Wie bei vielen Genre-Autoren seiner Zeit waren es zunächst Kurzgeschichten und kürzere Romane in Magazinen, die sein Schaffen ausmachten. Thrilling Wonder Stories und Startling Stories waren zu Beginn seine Hauptmärkte, später kamen die Spitzenpublikationen des Genres hinzu: Astounding , Galaxy und The Magazine of Fantasy and Science Fiction . Anfang der Fünfzigerjahre schrieb er sechs Drehbücher für die Fernsehserie Captain Video .
»The Potters of Firsk« ( Astounding 5/50) und »Gift of Gab« ( Astounding 9/55) sind reine SF-Storys mit exotischem Background, während »The Miracle Workers« ( Astounding 7/58) auf typisch vancesche Weise Fantasy mit Science Fiction verbindet: In eine Zukunftswelt, in der Magie ganz alltäglich ist und die Naturwissenschaften vergessen sind, hält plötzlich die Chemie als »magische« Komponente in Form von Sprengstoff Einzug.
In »The Men Return« ( Infinity 7/57) zeigt sich Vance avantgardistisch, indem er das Kausalitätsprinzip aufhebt.
Seine wohl berühmtesten Kurztexte sind »The Moon Moth« ( Galaxy 8/61) – Edwer Thissell ist frisch auf Sirene eingetroffen, um den Serienmörder Haxo Angmark aufzuspüren, aber im Land der Masken, wo alle Menschen eine Gesichtsbedeckung tragen und man nur über Instrumente kommuniziert, ist das gar nicht so einfach –, »The Dragon Masters« ( Galaxy 8/62) und »The Last Castle« ( Galaxy 4/66). Beide wurden mit dem Hugo Award, Letztere auch noch mit dem Nebula Award ausgezeichnet. Hier schreibt Vance Science Fiction wie Fantasy und Fantasy wie Science Fiction – für Geschichten wie diese wurde der Begriff »Science Fantasy« erfunden.
In seinen frühen Romanen geht es um abenteuerliche Reisen auf einem Extremplanet (»Big Planet«, 1952), Unsterblichkeit (»To Live Forever«, 1956) und die Macht der Sprache (»The Languages of Pao«, 1958). In »The Blue World« (1966) und »Emphyrio« (1969) rebelliert der jugendliche Held und überwindet die starren Konventionen seiner Gesellschaft letztendlich zu ihrem Wohl.
In den Sechziger- bis Achtzigerjahren produzierte Jack Vance vornehmlich SF-Zyklen, die zum Teil ein Gaeanisches Reich der fernen Zukunft als gemeinsamen Hintergrund aufweisen und ähnlich farbenprächtig ausgestaltet sind wie seine Fantasy.
Der fünfbändige »Dämonenprinzen«-Zyklus (1964–1981) ist der interstellare Rachefeldzug Kirth Gersens, der die Killer seiner Familie jagt;
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