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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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sie endlich Zeit für mich hatte. Aber dann waren wir wenigstens ungestört. Wir setzten uns zusammen auf einen Karton mit viel zu kleinen Teetassen und aßen Marzipankartoffeln, die noch vom Weihnachtsgeschäft übrig waren.
»Clara, ich bin hier, weil ich mit dir reden muss.«
»Das kann ich mir denken. Es geht um Samstagnacht, richtig?«
Ich holte tief Luft, um meine Worte, die ich mir gut überlegt und sicherheitshalber geübt hatte, loszuwerden. »Es war toll in dieser Nacht mit dir – du bist fantastisch, einfach umwerfend, ehrlich, aber es gibt keine Zukunft für uns. Ich bin verheiratet, das weißt du ja, und ich möchte Nicole nicht verlieren.«
Auch das hatte in der Theorie besser geklungen als in der Realität und ich kam mir wie ein Idiot vor.
Sie blickte schweigend zu Boden.
»Es tut mir leid, Clara. Ich kann das nicht. Ich bin ein uncooler Versager, wenn es um so etwas geht. Und ich habe schon genug Ärger mit meiner Frau.«
Sie schwieg noch immer. Sie strich mit der Hand durch ihre Haare und hob den Kopf, um mich anzusehen. Eine Haarsträhne verfing sich in ihrem Ausschnitt, was mir nicht entging. In ihren grünen Augen lag etwas Undefinierbares, etwas merkwürdig Sanftes, aber gleichzeitig Entschiedenes. Selbst hier hatte sie wieder diese umwerfende Ausstrahlung.
»Du bist eine unglaubliche Frau, Clara …«
»Schon gut«, unterbrach sie mich. »Ich habe das schon irgendwie erwartet.«
»Es war einfach der falsche Zeitpunkt.«
Sie lächelte. »Gibt es dafür überhaupt einen richtigen?«
Mit diesen Worten stand sie auf, als ob alles gesagt wäre.
Ich erhob mich ebenfalls. »Ich hatte gestern alle Mühe, den Haussegen gerade zu halten, und dabei weiß Nicole noch nicht einmal, was passiert ist. Und wird es auch hoffentlich nie erfahren.« Ich sah Clara forschend an, um zu prüfen, ob sie meinen letzten Satz tatsächlich als Aufforderung zum Stillschweigen verstanden hatte. Sie bestätigte es durch ihr Nicken.
»Unser Zusammensein wird ein Geheimnis bleiben«, sagte sie lächelnd, um danach interessiert nachzufragen: »Aber was ist denn passiert? Ging es noch um das versäumte Klassentreffen?«
Ich war ein verwundert, dass sie unsere Affäre so ungerührt zu den Akten legte, aber gleichzeitig auch froh darüber, denn ein Drama wollte ich auf keinen Fall erleben.
»Nur indirekt«, antwortete ich daraufhin leichthin und dachte, dass dieses Thema damit ebenfalls erledigt sei, aber Clara fragte noch einmal nach. Also begann ich davon zu erzählen, wie sich Nicole wieder einmal über mein angebliches Faulenzerleben geäußert hatte, und dass wir über diesem Punkt schon seit Monaten stritten. Clara hörte mir aufmerksam zu, wie sie es immer tat, so dass ich mir ein bisschen schäbig vorkam, sie als Kummerbriefkasten zu missbrauchen. Aber sie schien von meiner Entscheidung weit weniger verletzt zu sein als angenommen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, doch gleichzeitig spürte ich einen winzigen Stich in meinem Herzen, der sich wie verletzte Eitelkeit anfühlte. Bedeutet ihr unsere Liebesnacht tatsächlich so wenig, dass sie so einfach zur Tagesordnung übergehen konnte? Bei unzähligen Gelegenheiten hatte ich das Gefühl gehabt, dass sie mich mochte, vielleicht sogar ein wenig in mich verliebt war.
Ich sah sie forschend an, während sie mir leichthin antwortete: »Wenn du mehr Herausforderungen suchst, dann schreib doch mal etwas anderes, als immer nur deine Börsenartikel, vielleicht eine Reportage über Wirtschaftskriminalität oder sogar ein Buch. Du kennst dich doch in der Materie aus.«
Ihre Stimme klang freundschaftlich und sachlich, als wären wir nie mehr als nur Freunde gewesen. Ich konnte keine Spur mehr von der Verführerin von Samstagnacht entdecken. In diesem Moment glaubte ich wirklich, dass sie mir helfen wollte, meine Ehe zu retten.
Ich nickte zu ihrer Idee, ohne wirklich davon überzeugt zu sein. »Dafür brauche ich ein Thema – am besten eines, an dem bisher noch keiner bearbeitet hat –, einen guten Aufhänger und einen Abnehmer für meine Geschichte. Und das habe ich alles nicht.«
Sie lachte. »Die Welt ist voller spannender Themen, die noch keiner entdeckt hat, du musst sie nur finden.«
Als hätte sie auf dieses Stichwort gewartet, ging sie hinter den Tresen und holte einen Packen Zeitungspapier hervor, dafür gedacht, Sachen einzuwickeln. Darin suchte sie nach einem bestimmten Blatt. Schließlich hatte sie es gefunden und reichte es mir. Es handelte sich um einen Artikel über den

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